Leipzig. „Morgens zu aller erst eine Tasse Kaffee und dazu ein Glas Zitronenwasser, das sind für mich die herrlichsten Muntermacher“, verrät mir Hans-Werner Honert, der in Moskau Regie studierte und in der Welt der Premieren zu Hause ist. Der Filmemacher, dessen Maxime es ist, mit wachen Augen durchs Leben zu gehen, das sowohl Schönes sowie Konflikte bereit hält und aus dessen Gemengenlage Geschichten entstehen, die der Leipziger in Szene setzt. Als Produzent, Regisseur, Dramaturg, Autor …
Beim Fernsehfunk in Adlershof begann der Leipziger seine Karriere bald mit einem Paukenschlag. „Erstes Haus linker Hand“ nach einer Erzählung des Leipziger Autors Joachim Nowotny. Es folgten Polizeirufe. Zwölf sollten es werden. „Es war schon für mich spannend und aufregend, als mein erster Polizeiruf über den Bildschirm flimmerte, zu dem ich das Buch geschrieben hatte und Regie führte“, erinnert sich der Leipziger, erzählt vom Drehteam, den Kritiken und freut sich, dass der Polizeiruf noch heute im Fernsehen präsent ist.
Dazu kamen in der Folge noch weitere TV-Filme, Hörspiele, szenische Folgen wie „Guten Morgen, du Schöne“… und „Trutz“, ein Film um West-Jeans, Rock`n’ Roll und Rebellion mit Bernd Michael Lade und Peter Sodann in den Hauptrollen. „Es war in der Wendezeit. Wir hatten während der Drehpausen viel Spaß miteinander. Dabei ulkte Peter Sodann, wie es wäre, er als Kommissar … „ erzählt Hans-Werner Honert, wie ihn die Idee nicht mehr los ließ und letztlich daraus der erste Tatort, heute eine Kult-Krimi-Reihe, entstand: „Ein Fall für Ehrlicher“, gesendet 1992, bei dem er die Regie führte und das Buch schrieb. Mit Peter Sodann als Kriminalhaupt – kommissar Bruno Ehrlicher und Michael Lade als Unterkommissar Kain. Auch internationale Koproduktionen mit Bulgarien, Frankreich, Ungarn, Polen, Spanien, wie beispielsweise die Trickfilmserie „ Der kleine König Macius“, der in 52 Folgen im KinderKanal gesendet wurde, oder der estnisch-deutsche Film „Schnauze voll“, der für einen russischen Oscar nominiert war und Dokumentationen gehören zu seinem Schaffen.
Wie die Filmproduktionsfirma Saxonia Media, die Hans-Werner Honert von 1995 bis 2012 als Geschäftsführer leitete, sie zur größten mitteldeutschen Produktionsfirma führte und in der „In aller Freundschaft“ am 26. Oktober 1998 das Licht der Welt erblickte. Als geistiger Vater gilt auch hier Hans-Werner Honert. „Henning Röhl, der damalige Fernsehchef des MDR, hatte uns gebeten, nach der Serie `Leinen los für MS Königstein` mit Dietmar Schönherr und Herbert Köfer, die wir produziert hatten, eine neue, preiswertere, regional angesiedelte Serie zu entwickeln. So entstand mit erfahrenen Serienautoren aus München die heute noch so erfolgreiche Arztserie, die zwischenzeitlich auch international einen großen Bekanntheitskreis erreichte. Nach sieben Folgen wechselten wir das Autorenteam. Ein Arzt der Porsche fährt, auf großem Fuß lebt, das war Schwachsinn, hatte zu dieser Zeit mit der Realität in unseren Gefilden nichts zu tun.“ Und so erzählt die Serie noch heute vom aufregenden Alltag der Sachsenklinik und deren Patienten und reicht hin bis zum Privaten des ärztlichen Personals.
Ganz nebenher werkelte der gelernte Maurer mit Abitur an der Ruine eines alten Gutshauses in der brandenburg`schen Prignitz, die er Anfang der 80er Jahre kaufte. Es ist das Geburtshaus der großen Diva des deutschen Films Marianne Hoppe. Nach jahrzehntelangen Bauarbeiten ist es heute ein Schmuckstück, in dem sich seine Frau Vivian, die Leipziger Opernballchefin und seit 1. Juni Honorarkonsulin für Sachsen des schwedischen Königreiches, innen und außen gestalterische verwirklicht hat. „Traudel, Du müssest mal das Blumenmeer sehen, die Gemüsebeete, die meine Frau dort angelegt hat“ erzählt er auch von der kürzlich erfolgten Tomatenernte und den Gurken, die er ins Glas brachte. Denn auch die Küche gehört zum Revier des heute siebzigjährigen Honert. Dort trifft sich – sofern es durch Corona nicht möglich war per online – gern die große Patchworkfamilie. Inzwischen gibt es vier Enkelkinder. Tochter Hedi ist eine bekannte Schauspielerin. „In der Serie Rote Rosen“ schlüpft sie in die Rolle von Kim Parker, im Pilcher-Film „Pralinen zum Frühstück“ ist sie Annabelle Rosewood. Sohn Max ist ein erfolgreicher Drehbuchautor, arbeitet viel für das ZDF, hat bei „Einstein“ im Kinderkanal seine Hände mit im Spiel. Auch seine „Beutetochter“ Maria (die Vivian mit in die Ehe brachte) ist kreativ tätig, arbeitete als Designerin in Stockholm und Mailand. Heute lebt sie mit ihrer kleinen Familie wieder in Leipzig und alle genießen es.
„Und was machtst Du heute ? – eigentlich könntest Du ja mit 70 alle Fünfe gerade sein lassen?“ Hans-Werner lacht herzlich, meint ich sei ein Scherzkeks und erzählt, dass er zu einer Jagdgemeinschaft gehöre, ab und an durch den Wald streife, mitunter auf dem Anstand sitze – mit seiner lieben Frau eine Radpartie unternehme, auf der Terrasse den Sonnenuntergang beobachte oder mal wieder in die Leipziger Wohnung fahre … und natürlich weiter seine schriftstellerischen Ambitionen pflege. Bekanntlich sorgte Hans-Werner Honert mit „Maria und der Patriot“, seinem Polit- Thriller, in dem es um die mysteriöse Ermordung des ersten Chefs der Treuhand, Karsten Rohwedder, geht, für Furore. Für Furore wird er auch mit seinem zweiten Buch sorgen, das demnächst erscheinen wird. In diesem geht es um das Attentat auf den Bankier Herrhausen 1989 und deren Hintergründe.
Wir kommen auch auf seine persönlichen und gegenwärtigen online-Begegnungen mit einem seiner Freunde zu sprechen. Auf Peter Simm aus Tallinn. Mit ihm schreibt Hans Werner gegenwärtig wieder an einem Filmstoff. Den Vierten. Über eine Liaison zwischen einer Estin und einem deutschen Baron in der Zeit zwischen 1905 und 1930. Ihr letzter, der als „Schnauze voll“ in die Kinos kam, wurde sogar, wie bereits erwähnt, für den russischen Oscar „Nika“ nominiert. „Das freute uns Beide wahnsinnig, freut uns auch heute noch“ gesteht der Leipziger Filmemacher und Autor. Traudel Thalheim