WURZEN. Jede sportliche Laufbahn geht einmal zu Ende. Vor der aktuellen Wintersportsaison entschied sich der Wurzener Skilangläufer Eric Thomas dazu, mit 31 Jahren die berühmten „Bretter“ an den Nagel zu hängen.
Bereits früh in seinem Leben war Eric Thomas schnell und ausdauernd auf den Beinen. Seine ersten Wettkämpfe bestritt der Diplom-Betriebswirt (FH) im zarten Alter von vier Jahren, sechs Jahre später absolvierte er mit Vater Thomas unter anderem den über den 2606 Meter hohen Scalettapass führenden SWISS Alpine Marathon über 42 Kilometer. Ein verbindendes Erlebnis, von dem Vater und Sohn nicht nur die gemeinsamen Erinnerungen blieb, sondern von dem Eric auch den Spitznamen „Scaletta“ mit nach Hause brachte.
Mit großem Erfolg wurde der Sohnemann die folgenden 20 Jahre mit diesem, seinem Spitznamen vom ihn betreuenden Vater entlang der Loipen in ganz Europa angefeuert. Bei insgesamt 529 bestrittenen Wettkämpfen lief Eric 240-mal als Erster über die Ziellinie, 79-mal wurde er Zweiter und 52-mal Dritter. Bei Deutschen Meisterschaften heimste er zudem jeweils vier Gold- und Silbermedaillen sowie eine bronzene im Skilanglauf und Rollski ein, von denen zwei in der Männer-Kategorie auf der Langdistanz im Skimarathon sowie über 30 Kilometer erkämpft wurden. Bei Landesmeisterschaften summiert sich seine Medaillensammlung auf 24 in den Sportarten Skilanglauf, Leichtathletik, Triathlon, Duathlon und Radsport. Als die größten Erfolge aus einer an Erfolgen reichen sportlichen Laufbahn ragen dabei der Gewinn des Worldloppet über 42 Kilometer in den Dolomiten sowie drei Siege im Euroloppet heraus, erkämpft allesamt von einem gebürtigen Flachländer. Außergewöhnlich ist auch die Zahl von 130.937 Kilometern, die der Wurzener Ausdauersportler zwischen 1997 und dem vergangenen Jahr mit eigener Muskelkraft zurückgelegt hat, was einer Strecke von über drei Erdumrundungen entspricht.
Von 2000 bis 2005 besuchte Eric Thomas das Sportgymnasium Oberwiesenthal, mithin die Eliteschule des Wintersports, die ihm mit Genehmigung des Sächsischen Kultusministeriums aufgrund seiner vielen Wettkämpfe und Trainingslager in Diensten des WSC Erzgebirge Oberwiesenthal die Streckung der schulischen Ausbildung gewährte, die er schließlich am Wurzener Magnus-Gottfried-Lichtwer Gymnasium beendete. Parallel dazu saß Eric Thomas von 2006 bis 2007 für den SC DHfK Leipzig im Radrennsattel, in den vergangenen Jahren bestritt er Langlauf-Wettkämpfe im Rahmen der Ski-Classics-Serie für das Skimarathon-Team Austria sowie das Team Forever Nordic. Im vergangenen Jahr triumphierte er nochmals bei der Deutschen Meisterschaft im Skilanglauf über 30 Kilometer im bayerischen Reit im Winkl.
Doch auch vor Rückschlägen war der Wurzener Loipenfuchs nicht gefeit. 2004 etwa ereilte ihn zum Saisonbeginn das Pfeiffersches Drüsenfieber, im Jahr darauf erlitt er in den französischen Seealpen einen schweren Radunfall. Auch zuletzt hatte Eric Thomas mehrfach mit Verletzungen beziehungsweise Erkrankungen zu kämpfen, in einer Saison zwang ihn sogar eine Handverletzung zum vorzeigen Ausstieg aus dem Wettkampfbetrieb, in den der heute 31-Jährige zudem unzählige Stunden mit der Präparierung seiner Rennski investierte. Damit, sprich mit dem Hochleistungssport, ist es jetzt für Eric Thomas vorbei. „Hinter ihm liegt eine ebenso lange wie schwere Zeit mit ordentlichen Erfolgen, die ihn nachhaltig geprägt hat“, bilanziert Vater Frank, der seinen Sohn bis zuletzt als Betreuer zur Seite stand und ihn zu einer Vielzahl von Wettbewerben begleitete. Statt Wettkampfstress gönnte sich Eric Thomas, der jetzt mit Gesundheitssport abtrainiert, im Januar eine Woche entspannten Winterurlaub in Italien. Natürlich in St. Martino, dort, wo er auf dem Denkmal des Val Casies Gran Fondo mit zwei Siegen verewigt ist. „Unser Dank geht an alle, die über all die Jahre hinweg dem Loipenfuchs die Daumen drückten und mitfieberten“, so Vater Frank Thomas. Roger Dietze