LEIPZIG. Der Treffpunkt ist mit Bedacht gewählt. „Das hier ist unser Stammhaus“, erklären Friederike Behr und Andreas M. Richter unisono: „Hier hat alles angefangen.“ Und dann erzählen die beiden von der Lust am Improvisationstheater, von Krimidinnern und was dies alles mit dem Leipziger „Mückenschlösschen“ zu tun hat.
Ja, genau dort ist der mit Bedacht gewählte Treffpunkt zu finden, direkt am Kamin. „Eigentlich haben wir hier ja angefangen, Improtheater zu spielen“, erzählt Andreas M. Richter und Friederike Behr ergänzt: „Und irgendwann kam die Frage: Könnt ihr auch Krimidinner? Und da haben wir sofort geantwortet: Klar können wir das!“ Was – nun ja – vielleicht ein bisschen übertrieben war – Erfahrungen hatte man damals im Jahr 2008 eigentlich nicht („Und ich war bis heute in keinem anderen Krimidinner“, überlegt Andreas M. Richter), dafür aber jede Menge Lust am Spielen, viel Energie und Spaß am Ausprobieren: „Dann haben wir angefangen, dieses erste Stück für ein Krimidinner zu entwickeln.“
Nun, diese Geschichte ist wichtig, weil sie doch so einiges erzählt darüber, wie die beiden Schauspieler an die Sache rangehen – geschult von der Improvisation, geleitet von Entdeckergeist und der Freude am Unbekannten. „Da steckt eine Menge Erfahrung aus dem Impro-Theater drin“, überlegen sie. Dabei stand Friederike Behr einst im Haus der Pioniere in Gera auf der Bühne, nahm die Lust am Spielen mit nach Leipzig (genauer gesagt ins Kabarett Sanftwut) und war auf einmal mittendrin in einer Impro-Gruppe: „Irgendwie habe ich da prinzipiell keine Angst – also hab ich als Barfrau einfach gefragt, ob ich mitspielen kann.“ Ihr Partner brachte seine Erfahrungen vom Studium in Magdeburg mit: „Auf die Gruppe bin ich über einen Zettel am Schwarzen Brett gestoßen. Und nach dem ersten Auftritt erkennt man auch sein Talent auf der Bühne.“
Inzwischen ist aus dieser einigenden Leidenschaft eine ganze Menge gewachsen: Da ist das Freistaatstheater, bei dem sie mit dem aktuellen Krimidinner-Programm „Der Maulwurf von Leipzig-Mitte“ auftreten. Oder die ImbH (sprich die Improvisation mit beschränkter Haftung), die mit Shows wie „Glück muss man haben“ und „Manche mögen es sächsisch“ für Unterhaltung sorgt. Geblieben ist der Drang nach dem Erkunden und Entdecken. „Wir haben für uns unser ganz eigenes Spielrezept entdeckt und entwickelt“, überlegt Andreas M. Richter: „Letztlich haben wir all unsere Erfahrungen selbst gesammelt.“
Eines bleibt aber über all die Jahre hinweg eine schöne Konstante – es gibt eine Verbindung zu Leipzig, gerne zum sächsischen Dialekt und oft zum Spielort. Das mit der sächsischen Mundart ist schnell erklärt: „Das hat eine schöne Gemütlichkeit.“ Auch die „Leipzig-Connection“ liegt irgendwie auf der Hand: „Ich schätze die Dichte in dieser Stadt: Hier interessieren sich so viele Menschen für Kultur. Und es gibt eine breite Szene – wenn man Lust hat, etwas zu machen, dann findet man immer Leute und immer einen Raum“, überlegt Andreas M. Richter.
Und so machen sich die beiden mit den jeweiligen Ensembles immer wieder gern daran, große und kleinere Themen „lokal“ anzupassen. Da kommt der Wilhelm Tell im Sommertheater schon mal dezent sächsisch daher und bei den Krimidinnern ist der Spielort „Mückenschlösschen“ stets ein Thema – bis hin zu der Tatsache, dass auch das Serviceteam zum Teil der Inszenierung wird. Auch dies hat viel mit Selbstverständnis zu tun, meint Friederike Behr: „Uns geht es schon darum, dass wir uns mit dem Spielort identifizieren. Irgendwo ankommen, aufbauen und wieder gehen – das ist nicht so unser Ding.“ Was auch an der ganz eigenen Spielweise liegt, an diesen nach wie vor lebendigen Wurzeln zur Improvisation. „Jeder Auftritt wird je nach Publikum ein völlig neuer Abend“, beschreibt Andreas M. Richter den Reiz an der Sache: „Der Ansatz beim Impro-Theater ist ja zu schauen, was die Situation gerade braucht.“ Und seine Mitspielerin ergänzt: „Das Wichtige ist, für diese Situation zu spielen, für die Leute und nicht für sich selbst.“ Theater zum Anfassen – schließlich stehen die beiden immer mittendrin im eigenen Publikum.
Was wiederum nichts daran ändert, dass sie schon mal träumen. Vielleicht sogar vom eigenen Theater, wie Andreas M. Richter meint: „Ich hätte schon mal Lust darauf, mit den klassischen Theatermitteln zu arbeiten – mit einem Bühnenbild beispielsweise.“ Die Idee soll dabei aber immer gleich bleiben: Das Improvisieren steckt hier einfach im Blut …
J. Wagner