Im Spielplan des Theaters Altenburg-Gera der Theatersaison 2024/25 ist eine Neuinszenierung von Richard Wagners „Der fliegende Holländer“ ab 25. Oktober in Gera vorgesehen. Die technischen Gegebenheiten des Theaterzeltes in Altenburg ermöglichen allerdings keine Übernahme in dasselbe. Generalmusikdirektor Ruben Gazarian hofft dennoch auf eine solche nach Abschluss der Sanierung – das Theater plant diese. Zur Einstimmung auf die Musik dieses Meisters diente kürzlich das erste Philharmonische Konzert unter dem Motto „Wagnermania“.
Erfreulich, dass das Programm des ersten Philharmonischen Konzertes angesichts der hiesigen Wagner-Tradition auch in Altenburg zu erleben war. 1873 erklang Wagners „Tannhäuser“ erstmalig im historischen Theaterbau, es folgten legendäre Ring-Inszenierungen in den 20-er, 40-er und 50er Jahren des vergangenen Jahrhunderts.
Zur Aufführung der „Wagnermania“ stellte man sich auch den tontechnischen Gegebenheiten des Zeltes erfolgreich, Gazarian dankte in seiner Konzerteinführung der Tontechniker-Mannschaft.
Musik mit Suchtpotenzial
In dieser gestand der GMD auch seine Beseeltheit von dieser Musik mit ihrem Suchtpotenzial. Sie fasziniert ihn bereits seit Kindheitsjahren. Er ist sich aber ebenso bewusst, dass man bei einer Wiedergabe auch Nüchternheit bewahren sollte. Dem wurde er mit seinem klaren, mitreißenden Dirigat voll gerecht. Das Philharmonische Orchester Altenburg-Gera folgte dieser Inspiration und bestätigte einmal mehr seine Position als Spitzenorchester im mitteldeutschem Raum in seiner gesunden Mischung aus langjährigen erfahrenen Könnern in allen Instrumentengruppen und aufstrebenden Talenten.
So wurde es ein großer Konzertabend für alle Altenburger Wagnerfreunde, die trotz widriger Wetterumstände den Weg ins Altenburger Theaterzelt gewagt hatten. Dies hatten auch Fans aus der Geburtsstadt des Komponisten, Leipzig. Neben mir saß ein junger Neu-Altenburger aus Aachen, der vom hier zu erlebenden Niveau überrascht war.
„Tannhäuser“-Ouvertüre
Im ersten Konzertteil erklangen mit der „Tannhäuser“-Ouvertüre, dem „Karfreitagszauber“ aus „Parsifal“ und Isoldes Liebestod aus „Tristan und Isolde“ berühmte Konzertstücke in all ihrer Feierlichkeit, Friedensehnsucht und den vielfältigen menschlichen Gefühlen auf der Basis der Leitmotivik des Komponisten.
Zum Höhepunkt des Konzertabends gestaltete sich nach der Pause die Wiedergabe des ersten Aufzuges aus „Walküre“, szenisch zuletzt in den 1950-er Jahren in Altenburg zu erleben. Dieser erzählt die Identitätssuche von Siegmund und Sieglinde bis hin zur Erkennung der Geschwisterschaft.
Heldentenor der Weltklasse
Mit Thomas Mohr als Siegmund war ein Heldentenor der Weltklasse zu erleben. Er begeisterte nicht nur mit seiner makellosen Stimme, sondern auch mit seiner absoluten Textverständlichkeit (da brauchte man den im informativen Programmheft abgedruckten Text nicht). Doch Mohr gestaltete dazu noch mit Mimik und Beweglichkeit.
Spätestens nach seinem faszinierenden „Winterstürme wichen dem Wonnemond“ nahm auch die hauseigene Sopranistin, Anne Preuß, diesen Gestaltungsfaden auf und überzeugte gleichfalls mit einem strahlenden Sopran. Roman Astakhov brachte als Hunding, Sieglindes Mann, beobachtend seinen profunden Bass bei.
Das Philharmonische Orchester unter Ruben Gazarian erwies sich für die Gesangssolisten als kongenialer Partner. Die zahlreichen Bravorufe und das Fußtrampeln waren der verdiente Lohn für dieses Konzerterlebnis. Frieder Krause/RM