WURZEN. Wurzen ist neben Grimma-Hohnstädt und Mutzschen das Zentrum des Muldentaler Boxsports. Seit einigen Jahren lädt der ringelnatzstädtische Boxverein PSV kurz vor dem Jahreswechsel den Faustkampf-Nachwuchs aus der Region zum Kräftemessen ein.
Unmittelbar vor dem Fest der Liebe flogen in Wurzen in dieser Woche noch einmal die Fäuste: Der PSV Wurzen hatte einer guten Tradition gemäß eine Einladung zu seinem Weihnachts-Nachwuchsboxen ausgesprochen. Dieser gefolgt waren am späten Dienstagnachmittag neben den gastgebenden Faustkämpfern im Alter zwischen sieben und 15 Jahren einmal mehr auch solche aus Grimma-Hohnstädt, Eilenburg sowie Mutzschen.
Letztere hatten allerdings nicht ihre 23-jährige Top-Boxerin Annett Fischer in die Sporthalle der Pestalozzi-Oberschule mitgebracht, die im nächsten Jahr laut Werner Orban, Trainer und Box-Abteilungsleiter beim SV Einheit Mutzschen, „noch einmal angreifen will“. Und zwar bei den Landesmeisterschaften und, je nach dem dortigen sportlichen Abschneiden, vielleicht auch noch einmal auf Bundesebene. Dass die sportlichen Trauben heute höher als noch vor einigen Jahren hängen, spürt man auch in der Muldentaler Box-Hochburg Mutzschen. „Aktuell haben wir sieben Nachwuchsboxer in unseren Reihen, es gab sowohl hinsichtlich der Quantität als auch der Qualität schon deutlich bessere Zeiten“, konstatiert Orban.
Ähnlich liegen die Verhältnisse bei den Wurzener Boxsportfreunden. Die Zeiten, in denen Faustkämpfer aus der Ringelnatzstadt erfolgreich auf der Landesebene mitmischten, sie gehören der Vergangenheit an. Und sie werden sich nach Lage der Dinge auch nicht (so schnell) wiederholen. „Boxen ist ein Individualsport, bei dem man sich durchbeißen muss. Aber an dieser Charaktereigenschaft mangelt es leider heute dem Gros der Kinder“, klagt der Vereinsvorsitzende Heinz Kästner. „Wenn es ernst wird, dann sind sie weg“, so die 81-jährige Boxlegende, die für die Wurzener Farben Armee-Meistertitel sowie einen DDR-Vizemeistertitel erboxt hat.
Einer, der dem PSV möglicherweise nicht so schnell den Rücken kehren wird, ist Jerome Klement, seines Zeichens zehnjähriger Hoffnungsträger des PSV Wurzen. „Der Junge hat das Zeug zu einem guten Boxer und wird zudem entsprechend von seinen Eltern gefördert“, berichtet Heinz Kästner, der seinen Schützling im nächsten Jahr erstmals bei Meisterschaften auf Kreis- und möglicherweise auch Landesebene einzusetzen gedenkt. Was ihn dort erwartet, davon hat das Wurzener Boxtalent zum einen klare Vorstellungen, und er gibt sich andererseits darüber auch keinen Illusionen hin. „Zum Boxen gehören wie in jedem anderen Sport Sieg und Niederlage, und außerdem erwarte ich, dass es hin und wieder wehtun wird“, so Jerome Klement.
Gute Voraussetzungen, um dem Wurzener Boxsport perspektivisch wieder zu Erfolgen auf Landesebene und möglicherweise sogar darüber hinaus zu verhelfen. „In der jüngsten Vergangenheit waren unsere Erfolge im Nachwuchsbereich eher mittelmäßig“, bilanziert Heinz Kästner, der einer Boxfamilien entstammt. Vor 38 Jahren erboxte sich sein Neffe Detlef Kästner den DDR-Meistertitel und holte sich im gleichen Jahr die Bronze-Medaille bei den Olympischen Spielen in Moskau. Roger Dietze