Mit diesen Maschinen ist er ein Meister modischer Maschen. Werner Hafenbradl (50) lässt die guten alten Wunderwerke der Strickgeschichte wieder surren. Er kreiert mit ihnen sogar Modelle für ein eigenes Modelabel. In seiner Schule weiht er Interessierte aus Deutschland, Österreich und der Schweiz in die Geheimnisse der Stricknadeln unter Strom ein.
Die Kunst des Maschinenstrickens drohte in Vergessenheit zu geraten. Sie erlebte in den 1950er- und 1960er-Jahren ihre Blütezeit. Aber nach der Anfangseuphorie verstaubten die Maschinen oft auf Dachböden und in Kellern. Nicht so bei Werner Hafenbradl. Der Junge, der bereits mit fünf nähen und stricken konnte, kaufte sich mit Anfang 20 seine erste eigene Maschine. „Sie kostete zwei Monatsgehälter“, erinnert sich der gelernte Florist. Er ahnte damals noch nicht, dass diese Investition später einmal sein Leben umstricken würde.
Regelrecht elektrisiert besuchte er nach Feierabend Maschinenstrick-Kurse, in denen er häufig der einzige Mann war. Er kombinierte technischen Sachverstand mit kreativem Stricken. Und schon bald machte ihm das mehr Spaß, als im eigenen Laden Blumen zu verkaufen. Deshalb erfüllte er sich mit knapp 40 seinen Traum. Er verkaufte das Geschäft und spezialisierte sich auf Haushaltsstrickmaschinen, von denen er mittlerweile mehrere besaß. Er begann Workshops zu geben und Mode zu entwerfen. Der Liebe wegen zog der Münchner 2014 nach Leipzig. „Hier liegt kreativer Spirit in der Luft“, schwärmt Werner Hafenbradl.
Inzwischen entwickelte er seine eigene Wollmarke, die speziell für Maschinen, aber auch fürs Handstricken geeignet ist. In seinem Stricklabor entstehen traumhaft schöne Kleider, Röcke, Pullover, die der Modemacher unter dem Label „PureKnit by Hafenbradl“ präsentiert. „Ich möchte beweisen, dass man auch in Deutschland fantasievolle hochwertige Mode fertigen kann“, sagt Werner Hafenbradl. Seine rund 30-jährige Erfahrung gibt er gern in seiner eigenen Schule weiter. Die werdende Mutter Kathleen Kunow (36) beispielsweise möchte in einem Anfängerkurs einen Babyschlafsack stricken. „Mit der Maschine geht es einfach schneller als mit zwei Stricknadeln“, freut sich die Lehrerin.
Mittlerweile ist Werner Hafenbradl der Strickmaschinen-Papst, zu dem Interessierte von 18 bis 80 Jahren aus dem gesamten deutschsprachigen Raum pilgern. Er gibt Schnupper-, Aufbau- und Fortgeschrittenenkurse, in denen jeweils höchstens eine Handvoll Teilnehmer lernen. „So kann ich mich besser auf jeden Einzelnen konzentrieren und anleiten“, erzählt der Experte.
Er spürt in den letzten Jahren, dass Haushaltsstrickmaschinen wieder in Mode kommen. „Viele haben ein antikes Stück geerbt und möchten nun wissen, wie man es bedient.“ Das Stricken – egal, mit welchem Maschinentyp – ist eine Wissenschaft für sich. „Doch hat man sie erst einmal begriffen, lässt einen diese Masche nicht mehr los“, meint Werner Hafenbradl doppeldeutig.
Kontakt: www.maschinenstrickschule.de
Thomas Gillmeister