Michael Urbe (l.) und Jürgen Pohl füttern die seltenen Sachsenhühner. Foto: Andreas Neustadt

Klosterbuch. Jürgen Pohl nickt zufrieden, während er prüfend am neuen Holzzaun rüttelt, den er gerade mit einem Kollegen aufgebaut hat. So langsam nimmt der Hof rund um das Bahnhofsgebäude Klosterbuch Gestalt an.

Hierhin war er gemeinsam mit seiner Frau Elsbeth und dem geliebten Archehof im April gezogen, nachdem der Fachwerkhof gegenüber des Klosters nach „den vielen Jahren einfach zu groß geworden war“. Das Engagement des Ehepaares zum Erhalt alter und gefährdeter Haustierrassen ist natürlich auch im neuen Domizil ungebrochen groß. Die seltenen Sachsenhühner, die schwarzen Meißner Widder und die Pommerschen Gänse – allesamt auf der Roten Liste der bedrohten Nutztiere – haben am Bahnhof längst ihre neue Heimat gefunden und sich auch an das ungewohnte Geräusch regelmäßig vorbeifahrender Züge gewöhnt. Sie fühlen sich in ihren neuen Ställen sichtlich wohl. Ebenfalls zum Archehof gehören noch drei erzgebirgische Ziegen, einige Heidschnucken und hornlose Moorschnucken sowie Pferde (Rheinisch-Deutsche Kaltblüter). Diese werden überwiegend zur Dammbewirtschaftung im Landwirtschaftsbetrieb eingesetzt, den Jürgen Pohl im Nebenerwerb betreibt. Die Liebe zu den alten und gefährdeten Haustierrassen kommt nicht zufällig. „Die alten Rassen sind einfach pflegeleichter und robuster. Das macht die Pflege auch für uns etwas einfacher“, erklärt Jürgen Pohl. Viele Haustiere müssten heute schnell Ertrag abwerfen und werden für diesen Zweck gezüchtet, seien aber damit auch deutlich anfälliger für Krankheiten. Insgesamt acht Mitglieder des Vereins kümmern sich auf dem seit 2007 bestehenden Archehof um das Wohl der vom Aussterben bedrohten Tierrassen. Einer von ihnen ist Michael Urbe. Der gelernte Melker hat hier 2010 nach schweren Zeiten mit Alkoholismus und anderen persönlichen Problemen nicht nur eine neue Aufgabe sondern inzwischen auch ein neues Zuhause gefunden. Der leidenschaftliche Tierfreund wohnt seit April auch mit im Bahnhofsgebäude in Klosterbuch. „Die Tier brauchen immer Pflege. Die Arbeit mit den Tieren macht mir einfach unheimlich Spaß. Es ist immer etwas zu tun“, sagt er mit einem ansteckenden Lächeln. Auch das Gemüse, das auf dem Hof angebaut wird, ist „100 Prozent Bio“ – ebenso wie das Tierfutter.

Angefangen hat auf dem Archehof übrigens alles im Jahr 2007 mit einigen Heidschnucken. Seitdem ist der Hof für die Haltung und Züchtung längst auch weit über die Landkreis-Grenzen hinaus bekannt. Um die Bezeichnung „Archehof“ führen zu dürfen, muss ein Bauernhof mindestens drei vom Aussterben bedrohte Haustierrassen halten und züchten. Das Arche-Projekt wurde im Jahr 1995 von der Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen ins Leben gerufen. Ziel des Projektes ist es, dass landwirtschaftliche Betriebe aktive Erhaltungsarbeit für die Rassen auf der Roten Liste leisten. Die Archen, von denen es derzeit mehr als 100 in Deutschland gibt, bilden dafür den Rahmen. Elsbeth Pohl-Roux und Jürgen Pohl haben in Klosterbuch in den letzten Jahren einen Ort der sozialen Landwirtschaft geschaffen, dessen Grundlagen neben dem ökologischen Landbau und dem Naturschutz auch die soziale Arbeit ist. Dem Ehepaar ist es ein besonderes Anliegen, die Menschen für den Erhalt gefährdeter Haustierrassen zu sensibilisieren. Andreas Neustadt

Die Interessenten können sich jeden zweiten Samstag zwischen 10 und 14 Uhr oder auf Anfrage im Rahmen von spannenden Führungen einen Einblick in die Arbeit des Archehofs in Klosterbuch verschaffen.

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