
Nutzen statt abregeln: Um dieses Motto umzusetzen, nehmen die Stadtwerke Leipzig und der Übertragungsnetzbetreiber eine „Power-to-Heat“-Anlage (PtH) im Heizwerk Nord-Ost in Betrieb. Das Konzept: Die Anlage mit einer elektrischen Leistung von zehn Megawatt nutzt überschüssigen Strom aus Wind- und Sonnenenergie, um damit Gebäude zu beheizen.
„Mit dem Ausbau der Stromerzeugung aus Erneuerbaren Energien (EE) wird es häufiger Zeiten geben, in denen, abhängig von Sonnenschein und Wind, elektrische Energie im Überfluss entsteht und nicht vollständig über die Stromnetze abtransportiert werden kann“, sagt Karsten Rogall, Geschäftsführer der Leipziger Stadtwerke, und ergänzt:. „Genau hier setzt Power-to-Heat an: Anstatt EE-Anlagen abzuregeln und die Potenziale verpuffen zu lassen, produzieren wir grüne Fernwärme aus diesen Überschüssen.“
Leipziger Stadtwerke nutzen grünen Strom
Dadurch können im Gegenzug wärmeerzeugende Kraftwerke wie das Gas- und Dampfturbinenkraftwerk in der Eutritzscher Straße herunterregelt werden. Kurzum: Die Leipziger Stadtwerke nutzen grünen Strom, um Erdgas einzusparen und so CO2-Ausstoß zu vermeiden.
Die Erzeugung von Wärme in einer PtH-Anlage ist vergleichbar mit dem Prinzip eines Tauchsieders beziehungsweise Wasserkochers – nur im XXL-Format. In einem großen Behälter befinden sich elektrische Heizstäbe, die von Wasser umströmt werden. Diese Heizstäbe können bei Bedarf eingeschaltet werden und erhitzen das Wasser mit Strom aus EE-Anlagen, die zu diesem Zeitpunkt mehr Strom erzeugen als im Stromnetz abtransportiert werden kann.
Elektrische Energie wird in Wärmeenergie umgewandelt
Der Wirkungsgrad dieser Heizstäbe ist sehr hoch. Fast die gesamte elektrische Energie wird in Wärmeenergie umgewandelt. Da Wärmeerzeugung und Wärmeverbrauch zeitlich nicht immer deckungsgleich sind, kann das erhitzte Wasser in den beiden Wärmespeichern der Leipziger Stadtwerke zwischengespeichert und zu einem späteren Zeitpunkt in das Fernwärmenetz eingespeist werden.
„Vor 20 Jahren hätte niemand einen Pfifferling auf diese Idee gegeben“, sagt Stadtwerke-Projektleiter Thomas Walther. Doch die Zeiten haben sich geändert. Dass man sich wieder auf Altbewährtes besinne, sei vernünftig und nachhaltig zugleich.
„Da durch den Einsatz von Power-to-Heat-Anlagen der Verbrauch fossiler Brennstoffe für Heizwecke reduziert werden kann, wird diese Technologie in Zukunft eine zunehmende Rolle in der Leipziger Wärmeversorgung und bei der Verwirklichung der Leipziger Klimaziele spielen. Schon heute planen wir eine zweite, 60 Megawatt starke Power-to-Heat-Anlage an unserem Kraftwerksstandort im Zentrum-Nord.“ red./jw