Ein Basketballer definiert sich neu: Guy Aud steckt nun seine Energie und Leidenschaft in die Musik. Foto: Big Mike

LEIPZIG. „Folge dem Herzen“, mit einem Lächeln beschreibt Guy Aud ein Lebensmotto, das so einfach klingt – und das sich durchaus auch genauso leben lässt. Zumindest ist der einstige Basketballer und nun Vollblut- und Vollzeit-Musiker ein wunderbares Beispiel für gelebte Leidenschaft.

Ganz oder gar nicht – diese Einstellung hat der Mann aus dem israelischen Jerusalem aus seiner Sportkarriere mitgenommen. Denn auch als Basketballer hat er sich große Ziele gesteckt, vom Auftritt im Trikot eines NBA-Teams geträumt, fest daran geglaubt, „selbst als ich dann schon in Deutschland gespielt habe“. Heute spielt er mit dem gleichen Enthusiasmus, mit der gleichen Leidenschaft und Hingabe Gitarre, singt, schreibt Songs – weil sie einfach raus müssen. Geschrieben und gesungen werden müssen. Von Guy Aud und seiner (stetig wachsenden) Band DeGuy. Zu hören schon auf einer ersten Platte, auf „Done“. Aufgenommen und produziert in Israel, mit Chaz, dem alten Freund, mit dem er schon Basketball spielte als Kind. Und den er selbst hinschubste zur Musik, ans Schlagzeug, hin zum inzwischen gelernten Produzenten. „Da schließt sich ein Kreis“, sagt Guy Aud mit einem Lächeln.

Basketball und Musik – dies gehörte einst in Kindertagen einfach zusammen. Mit sechs Jahren ging er schon mit älteren Jungs im Verein auf Körbejagd: „Das Erste, an das ich mich erinnern kann, war ein Interview mit einem israelischen Basketballer im Fernsehen“, erzählt er und davon, dass er dann unbedingt einen Basketball haben wollte. „Liebe auf den ersten Ballgriff“ sozusagen, „meine ganz große Leidenschaft“. Und nebenbei probierte er es mit dem Klavier, landete schließlich am Schlagzeug, weil es schon im kindlichen Guy Aud brannte: „Ich wollte schon als kleiner Junge immer unbedingt Ray-Charles-CDs haben.“

Irgendwann kam dann noch etwas hinzu – eine Rastlosigkeit, ein Fernweh, eine Neugier. Das Spielen in den Vereinen in Israel genügte dem „Point Guard“ nicht mehr, dafür lockten neue Möglichkeiten in Deutschland. Am Anfang, erzählt er, war der Wechsel gar nicht schwer: „Ich habe die Saison gespielt und bin dann nach Israel zu meiner Familie geflogen. Aber irgendwann habe ich dann gemerkt: Mensch, du lebst ja in Deutschland!“ Auch keine einfache Erkenntnis für den Familienmenschen – denn eben diese vermisst er schon …

Andererseits hat er in seiner Zeit in Lich, in Paderborn, in Chemnitz und nicht zuletzt in Leipzig eine Menge gesehen, gelernt, erlebt. Und nichts davon möchte er missen – in Paderborn zum Beispiel, als es sportlich lief, aber er sich irgendwie verloren fühlte, griff er wieder zur Gitarre und holte sich im Supermarkt seine erste Mundharmonika. Auch seine Freundin hat er bei seinen sportlichen „Reisen“ kennengelernt. „Ich bin dankbar für alles, was mir Basketball gebracht hat“, sagt Guy Aud mit großer Ehrlichkeit und Ernsthaftigkeit.

Aufgehört hat er dann aber trotzdem, weil er „stillstand“. Eigentlich, überlegt er, wollte er immer ein Spieler sein, der als Identifikationsfigur für eine Stadt spielt – ein Traum, der in diesem schnell­lebigen Mannschaftssport nicht zu realisieren war. „Und irgendwann habe ich gespürt, dass ich mich als Sportler und Mensch nicht mehr weiterentwickle“, da gab es in der unbedingten Konsequenz des Guy Aud nur eine Option – aufhören. Und zwar radikal: „Ich habe tatsächlich anderthalb Jahre lang keinen Basketball mehr angefasst.“ Heute ist das ein bisschen anders, zum Spaß spielt er mittlerweile wieder gern: „Findet auch der Körper gut.“

Im Aufhören liegt immer ein Neuanfang – lässt sich hier wunderbar beobachten. Auf einmal war Zeit da, jene Zeit, die der Musiker Guy Aud sonst nie hatte. In manch einsamen Stunden hatte der zu Papier und Gitarre gegriffen und die eigenen Gefühle in Songs gegossen – und da machte er einfach weiter: „Dann waren jene zehn Songs zusammen, die ich gut fand. Allerdings fand ich zunächst, dass ich nicht singen kann …“ Hat sich inzwischen verändert, dank einer Gesangslehrerin, die vom Gegenteil überzeugt war – und so erklingt nun auch die Stimme von Guy Aud auf den zehn Songs, die auf „Done“ zu hören sind.

Die Leidenschaft an der Musik brennt derweil munter weiter – auch weil DeGuy wachsen und gedeihen, auf den ersten Konzerten und mit dem gestärkten Bandgefüge. Den Möglichkeiten, die die große Besetzung mit Bläsergruppe gibt. „Es ist so schön, wenn ein Song durch die neuen Sounds eine ganz neue Farbe bekommt“, beschreibt er und ergänzt: „Aber ich finde, jedes Detail muss auch einen Grund haben.“ Ehrlichkeit und Konsequenz – dies sind die beiden Punkte, die eben auch den Musiker Guy Aud auszeichnen. J. Wagner

DeGuy spielen am Dienstag, 14. Mai, um 20.30 Uhr im Leipziger „Anker“, Renftstraße 1.

 

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