An jedem Montagabend proben die Mitglieder des Rinckart-Popchors. Foto: Nannette Hoffmann
An jedem Montagabend proben die Mitglieder des Rinckart-Popchors. Foto: Nannette Hoffmann

Montag, 18.15 Uhr. In der ersten Etage des Gemeindehauses der Evangelischen Kirchengemeinde „Martin Rinckart“ in Eilenburg brennt noch Licht. Ein Fenster ist geöffnet und leise Stimmen sind zu hören. Es ist Probentag. Denn seit fünf Jahren trifft sich hier der Rinckart-Popchor unter der Leitung der Kantorin Lena Ruddies, um gemeinsam zu singen.

Nur eine Stunde dauert die Probe. Also ist Pünktlichkeit geboten. Kein Problem für die Mitglieder. Alle stehen schon zum Einsingen bereit. Als Erstes wird der Körper gelockert und aufgewärmt. Arme und Beine werden ausgeschüttelt, der Kopf hin und her gedreht. „Wir strecken und räkeln uns, als wären wir gerade aufgestanden“, fordert die Kantorin auf. Dann gähnen die Chormitglieder ausgiebig, um ihre Kiefermuskeln zu dehnen.

Kantorin Lena Ruddies leitet die einstündige Probe. Foto: Nannette Hoffmann
Kantorin Lena Ruddies leitet die einstündige Probe. Foto: Nannette Hoffmann

„Jetzt stellt euch vor, ihr öffnet ein Fenster und atmet die kalte Luft ein“, sagt Lena Ruddies. Tief atmen die Sängerinnen und Sänger ein und mit einem zischenden Laut aus. Zum Schluss schieben sie mit einem Ausatmungs-Ruck dunkle Wolken weg. Nach diesem kurzen Aufwärmen folgt das Einsingen mit Silben. Zum Beispiel erklingt so vierstimmig die Anfangsmelodie des Liedes „Morgen kommt der Weihnachtsmann“ mit der Silbe „Du“ – und zeigt auch gleich auf welch hohem Niveau der Chor singt.

Ein Chor für junge ­singfreudige Menschen

Seit 2004 arbeitet Lena Ruddies als Kantorin in Eilenburg. Mit Amtsantritt übernahm sie die Martin-Rinckart-Kantorei, die seitdem unter anderem die Gottesdienste musikalisch begleitet. Außerdem gründete sie den Kinderchor „Rinckart-Singschule“, der bereits zahlreiche Musicals und Singspiele erfolgreich aufgeführt hat und die Rinckart-Flöten. Seit 2009 gibt es auch die „Rinckart-Bläser“, ein Blechbläser-Ensemble.

2019 wollte sie einfach mal Neues wagen. „Ich hatte zum einen Lust auf ein Popmusik-Projekt und dachte, dass es vielleicht auch andere Leute gibt, die da mitmachen wollen“, sagt die Kantorin. Zum anderen machte sie die Erfahrung, dass es für viele aus dem Kinderchor schwer war, in der Kantorei als klassischer Chor Fuß zu fassen. Mit dem Popchor ergab sich nun eine neue Möglichkeit junge singfreudige Menschen zu halten.

Mit 15 Musikfreunden startete ihr Chorprojekt, heute sind es 25. „Die jüngsten Sänger sind 13, die älteste ist 73“, freut sich Lena Ruddies über die Vielfalt. „Und besonders schön ist es, jetzt ein paar mehr Männerstimmen zu haben.“ Eine Stimme von ihnen ist Maximilian Ferl. Der 15-Jährige wechselte nach der Singschule in den Chor. „Damals habe ich als Sopran angefangen“, sagt er schmunzelnd und mit tiefer Stimme, denn nun singt er Bass. Er lobt die Atmosphäre des Chores. „Wir sind eine tolle Gemeinschaft, da macht das gemeinsame Singen richtig Spaß.“

Auftritte in der Region

Zum Repertoire des Popchores gehört groovige, poppige Chormusik. Vor allem Werke des Popkantors Micha Keding stehen dann auf dem Programm. Ziel ist es, diese musikalische Vielfalt einem breiten Publikum zu zeigen. Daher ist der Chor nicht nur gern gesehener Gast bei Veranstaltungen der Kirchgemeinde, sondern auch bei verschiedenen Festen in der Region.

Für die Kantorin ist der Chor eine lebendige Sache. „Viele junge Leute verlassen uns mit Ausbildung oder Studium wieder, das ist schade. Aber es kommen immer wieder neue nach.“ Dieses offene System sei zwar schön und spannend, aber manches Mal auch eine Herausforderung, da man sich immer wieder neu einstellen muss. Nannette Hoffmann

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