
Medikamente setzen, Aufgaben verteilen, auf Notfälle reagieren und mit Ärzten oder Angehörigen kommunizieren – eine Station im Altenpflegeheim zu leiten, ist eine sehr komplexe und anspruchsvolle Aufgabe. Wie sich dies anfühlt und dass sie es schaffen können, durften kürzlich acht Auszubildende im Verbund der Diakonie Leipziger Land erleben. Bei der zweiten Auflage des Projekts „Azubis leiten eine Station“ verbrachten sie eine Woche ihres letzten Lehrjahrs im Seniorenpflegeheim „Borna-West“.
Fäden in der Hand
Die ersten Tage waren dafür reserviert, Haus, Team, Abläufe, Technik sowie Bewohnerinnen und Bewohner kennenzulernen. So bereiteten sich die Auszubildenden gut auf das Finale am Freitag vor, an dem sie die Fäden in der Hand hatten und ihren Rundumblick trainierten. Für den Fall der Fälle, einen kleinen Hinweis am Rand oder ein ermutigendes Wort war natürlich eine Fachkraft immer greifbar. Diese fungierte dabei als „Schatten“ und hatte strenge Order, sich im Hintergrund zu halten.
Oder die Weisungen der Azubis auszuführen, die schließlich auch lernen sollten, Aufgaben zu delegieren. „Ich hatte schon Bedenken, kann aber jetzt viel Gutes und Neues mitnehmen und habe genug Selbstvertrauen, das allein zu schaffen“, sagte Shanice Rollbis. „Es ging besser als erwartet.“ Es sei sogar „wunderbar“ gelaufen, sie hätten „losgelegt und angepackt“, lobte Pflegefachkraft Nicole Förster. Sie war zudem beeindruckt davon, dass der Pflege-Nachwuchs die älteren Menschen, wenn möglich, zum selbstständigen Waschen animierte, obwohl das dann länger dauerte.
Bewohnerinnen und Bewohner stehen an erster Stelle
Genau die richtige Herangehensweise, freute sich Pflegedienstleiterin Carmen Mauersberger: „Die Bewohnerinnen und Bewohner stehen an erster Stelle. Wir pflegen individuell und sind mitverantwortlich dafür, dass sie ihre letzte Lebenszeit bei uns genießen dürfen.“ Das sei „oberste Maxime“. Was die Eignung der Auszubildenden angeht, war sie zuversichtlich.
„Das werden alles gute Fachkräfte“, auch wenn zum Teil noch „Luft nach oben“ sei. Umso besser, dass jetzt alle wissen, was sie vielleicht noch angehen müssten. „Bis zur Prüfung ist genug Zeit, so dass Ihr keine Angst davor haben müsst“, ermutigte sie die Fachkräfte in spe. Zum Abschluss bekamen alle einen kleinen Glücksbringer – selbst gestrickt von einer Bewohnerin – mit besten Wünschen für den weiteren Weg. Und der Bitte, in der Pflege zu bleiben.
Azubi-Tag einmal im Jahr
Für ihre zukünftigen Fachkräfte stellt die Diakonie Leipziger Land alljährlich einen Azubi-Tag auf die Beine. Mit Tobias Jahn, dem Geistlichen Leiter, und Ausbildungskoordinatorin Corinna Arnold genossen sie kürzlich wieder eine gute Zeit mit Kennenlern-Spielen, Austausch, Andacht, Wissenswertem über die Diakonie, Besuch der Grimmaer Frauenkirche, gemeinsamem Mittagessen und Kreativpart, bei dem sie Steine verzierten.

Laura Sophie Jakobaschk mit einem beim Azubitag gestalteten Stein. Foto: Diakonie Leipziger Land
Mit dabei auch zwei neue Gesichter: Julia Köppe und Christine Schindler, die beiden zentralen mobilen Praxisanleiterinnen – für die Jugendlichen wichtige Ansprechpartnerinnen für alle möglichen Fragen und Anliegen, die sie auf Prüfungen vorbereiten und bei Bedarf auch ein wenig Nachhilfe geben. Am Ende des gelungenen Azubitags gab es in der Feedbackrunde viel Lob: „Sehr schön, mal etwas ganz anderes zu machen“, hieß es da, oder: „absolut stimmig“, „Man merkt, dass sich jemand Gedanken gemacht hat.“ red