Mutig und durchsetzungsstark: So lieben die HCL-Fans ihre Kapitänin Pauline Uhlmann. Foto: Christian Modla
Mutig und durchsetzungsstark: So lieben die HCL-Fans ihre Kapitänin Pauline Uhlmann. Foto: Christian Modla

Pauline Uhlmann lächelt entspannt. Sie wirkt zufrieden. Die 24-Jährige ist Handballerin aus Leidenschaft und spielt seit 18 Jahren beim HC Leipzig – ihrem absoluten Herzensverein. Vor Kurzem verlängerte sie hier ihren Vertrag um zwei weitere Jahre bis 2027. Damit würde sie die zehn Jahre in der Ersten Mannschaft „voll machen“.

Führungsrolle als Kapitänin

Seit 2017 gehört Pauline Uhlmann zur ersten Mannschaft, die nach der Insolvenz in der 3. Liga neu startete und inzwischen in der Spitzengruppe der 2. Bundesliga angekommen ist. Seit einigen Jahren führt die Vollblut-Handballerin das Zweitligateam als Kapitänin an. Sie ist längst eine Identifikationsfigur für Fans und Nachwuchs.

„Seit meinem siebenten Lebensjahr trage ich schon das Trikot des HCL und ich könnte nicht glücklicher sein, meinen Weg hier für zwei weitere Jahre fortzusetzen“, freut sich die Vollblut-Handballerin, die man getrost als Frohnatur bezeichnen kann: „Mittlerweile ist es so, dass ich nicht mehr zu den Kücken zähle, die zu den älteren aufschaut, sondern ich gehöre selbst zu den erfahreneren Spielerinnen und darf jetzt unsere Jüngsten mit an die Hand nehmen, sie leiten. Das ist eine Rolle, die ich mit sehr viel Freude und Verantwortung übernehme. Der HCL ist für mich mehr als nur ein Verein. Ich fühle mich sehr wohl, habe hier quasi mein ganzes Leben verbracht und bin sehr dankbar ein Teil der HCL-Familie zu sein. Ich freue mich auf alles, was noch kommt.“

Medizinstudium und Leistungssport

Nicht nur auf dem Parkett, sondern auch abseits des Handballs zeigt sich Pauline Uhlmann zielstrebig und durchsetzungsstark. Seit einigen Jahren meistert die Rechtsaußen-Spielerin den schwierigen Spagat zwischen Medizinstudium und Leistungssport. Das siebte Semester Humanmedizin an der Uni Leipzig hat sie hinter sich, im April startet Semester Nummer acht.

Diese Doppelbelastung meistert sie mit einem (scheinbar) einfachen Erfolgsgeheimnis: „Tägliches Training und Studium ist natürlich ein straffes Programm. Aber wenn man sich gut organisiert, bekommt man das gut hin“, sagt sie lächelnd: „Ich habe für mich persönlich einen guten Weg gefunden, auf dem mir der Verein auch sehr gut entgegenkommt.“

„Seit meinem siebenten Lebensjahr trage ich schon das Trikot des HCL und ich könnte nicht glücklicher sein, meinen Weg hier für zwei weitere Jahre fortzusetzen.“

Die gute Vereinbarkeit von Studium und Handball in Leipzig sei für viele Spielerinnen ein guter Grund, zum HCL zu kommen, weiß Pauline Uhlmann zu berichten. „Der Status als Studentenstadt ist in der Handballszene auf jeden Fall ein Plus für den HCL.“

Ihr persönlich habe der Sport nach dem Abitur (13 Jahre am Sportgymnasium) den Zugang zum Medizinstudium sogar erleichtert. Weil sie damals noch zum Kader der Junioren-Nationalmannschaft gehörte und mehr als 100 Tage im Jahr für den Handball unterwegs war, bekam sie einen sogenannten Nachteilsausgleich, „der am Ende in der Addition mit weiteren Zugangsvoraussetzungen den Studienplatz an der Uni Leipzig sicherte“.

Zweitälteste Spielerin im Team – mit 24

Zusätzlich hat die HCL-Kapitänin, mit ihren gerade einmal 24 Jahren die zweitälteste Spielerin des jüngsten Teams der 2. Bundesliga, vor dem Studium mit dem Verein mögliche Abläufe während ihrer Studienzeit besprochen. Einige der sechs bis sieben Trainingseinheiten in der Woche kann sie wie die anderen Studentinnen im Team flexibel gestalten – die berufliche Zukunft geht vor. Schließlich kann keine der Spielerinnen vom Handball leben. „Die Krafttrainings-Einheiten machen wir oft, wenn es in den Zeitplan passt“, erklärt Pauline Uhlmann: „Da ist der Trainer sehr menschlich mit uns.“

Lernen auf den Auswärtsfahrten

Doch auch Trainer Erik Töpfer kann Pauline Uhlmann und ihren studierenden Mitspielerinnen das Lernen natürlich nicht abnehmen. Deshalb gehören Laptop, Tablet und Bücher bei den Studentinnen auch bei den Auswärtsfahrten immer zum Handgepäck. Für Pauline Uhlmann kein Problem: „Ich kenne das gar nicht anders. Auf den langen Fahrten haben wir ja Zeit.“

Pauline Uhlmann beim Handball-DHB- Pokal der Frauen zwischen dem HCL - Füchse Berlin in der Brüderstraße in Leipzig. Foto: André Kempner
Pauline Uhlmann beim Handball-DHB- Pokal der Frauen zwischen dem HCL – Füchse Berlin in der Brüderstraße in Leipzig. Foto: André Kempner

Und sie sieht noch einen großen Vorteil für die Verbindung von Sport und Studium. „Sport und Studium ergänzen sich aus meiner Sicht richtig gut. Sport ist für den Körper, da wird der Kopf ordentlich leer geblasen. Danach habe ich wieder Kraft zum Lernen“, erklärt sie selbstbewusst: „Und irgendwann will ich ja auch mit dem Studium fertig sein.“ Bislang konnte sie Handball und Studium sehr gut miteinander vereinbaren.

„Nur die Zeit des ersten Staatsexamens war wirklich stressig. Da hatten wir aber glücklicherweise Spielpause“, erinnert sie sich und fügt in ihrem ihr eigenen Optimismus an: „Wo ein Wille ist, findet man in Leipzig immer einen Weg!“ Noch bevor Pauline Uhlmann 2008 als Siebenjährige bei den Minis des HCL den Handball für sich entdeckte, war sie bereits sportlich aktiv – erst beim Schwimmen, dann in der Leichtathletik. Letzteres betrieb sie drei Jahre lang parallel, bevor mit zehn Jahren endgültig die Entscheidung zu Gunsten des Handballs fiel.

Letztes Erstliga-Spiel vor der Insolvenz

Nachdem sie ab 2008 alle Nachwuchsteams durchlaufen hatte, erlebte Pauline Uhlmann noch die letzten Jahre der großen Erstliga-Zeiten des HC Leipzig – erst als Einlaufkind und Wischerin, später sogar als Spielerin. Beim letzten Erstliga-Spiel vor der Insolvenz gegen FrischAuf Göppingen (33:27) war sie mit der Nummer 49 auf dem Feld dabei.

Einen Monat nach Bekanntwerden der Insolvenz, feierte Pauline Uhlmann ihren größten sportlichen Erfolg. Bei der U17-Europameisterschaft in der Slowakei holte sie sich mit dem deutschen Team nach einem den Titel – mit einem 23:18-Sieg im Finale gegen Norwegen. Kurz vor ihrem 17. Geburtstag startete sie und die komplette Jugendmannschaft des HCL in der Dritten Liga. Dabei übernahm sie auch frühzeitig Verantwortung. 2019 stieg die Mannschaft in die zweite Bundesliga auf.

Eigene Verletzung als Initialzündung

Auf das Medizinstudium wurde sie bereits in der Jugend aufmerksam. „Als ich 14 Jahre alt war, hatte ich ein Knochenmarködem im Lendenwirbel. Da habe ich gemerkt, dass es einfach nicht cool ist, wenn der eigene Körper nicht funktioniert.“ Also absolvierte sie später ein Praktikum im Institut für Angewandte Trainingswissenschaft (IAT). Hier verfestigte sich die Idee, ein Medizinstudium zu absolvieren, die die sie seit 2020 in die Tat umsetzt.

Zwischen Medizinstudium und Zweitliga-Handball bleibt nicht viel Zeit für andere Dinge. Die knapp bemessene Freizeit nutzt sie mit ihrer Familie und Freunden – zum Durchatmen und Abschalten. „Ich versuche, mich vom Stress nicht einholen zu lassen. Ich bin froh, dass ich ein verständnisvolles Umfeld habe, das mich richtig gut unterstützt.“ Andreas Neustadt

Weitere Infos zum HC Leipzig unter www.hc-leipzig.de

HINTERLASSEN SIE EINE ANTWORT

Please enter your comment!
Please enter your name here