Bettina Böhme bringt es auf den Punkt. „Es ist – im übertragenen Sinne – 12 Uhr“, sagt die Vorsitzende des Sächsischen Mühlenvereins e.V. mit Blick auf den aktuellen Zustand der Bachmühle in Steina bei Hartha.
Seit September 2019 arbeitet sie mit einigen Mitstreitern daran, die Uhr zurückzudrehen und das mehr als 600 Jahre alte Kulturgut vor dem endgültigen Verfall zu retten. Das Gestrüpp rund um das Fachwerkhaus an der Dorfstraße hat sich deutlich gelichtet und die aufgebrochenen Fenster und Türen wurden geschlossen. So kann das Haus wieder atmen, wie es Bettina Böhme ausdrückt. Außerdem soll ein Zaun das Technische Denkmal vor weiterem Vandalismus schützen. In den vergangenen Jahren sind immer wieder Leute eingebrochen und haben in den Wohnräumen gewütet. Vor einigen Wochen wurden sogar die Fensterläden gestohlen.
Doch um die Bachmühle tatsächlich zu erhalten, ist noch deutlich mehr nötig, das weiß auch Bettina Böhme: „Die Notsicherung ist erst einmal geschafft. Aber es gibt noch unheimlich viel zu tun. Wir wollen unbedingt die Mühle erhalten, aber das schaffen wir als Verein nicht allein.“ Deshalb soll ein Förderverein gegründet werden, der sich den weiteren Erhalt der Mühle auf die Fahnen schreibt. Dafür werden derzeit Interessenten und Mitglieder gesucht. Der Sächsische Mühlenverein, der in diesem Jahr sein 30-jähriges Bestehen feierte, wird das „Projekt“ natürlich weiterhin begleiten.
Die Bachmühle ist eine der wenigen erhaltenen ihrer Art im gesamten Altkreis Döbeln, weiß Böhme. Anwohner und Denkmalschützer hätten die Waldheimerin vor einigen Jahren auf die Mühle, die im Jahr 1377 erstmals erwähnt wurde und zur Burg Mildenstein gehörte, aufmerksam gemacht. Während die Bausubstanz durch den jahrzehntelangen Dornröschenschlaf und das ins Mauerwerk gewachsene Gestrüpp deutlich angegriffen ist, ist die Mühlentechnik aus dem 19. Jahrhundert im Inneren des Gebäudes noch weitestgehend erhalten. Die Bausubstanz soll schrittweise auf Vordermann gebracht werden.
Für die Zukunft der Steinaer Mühle haben Bettina Böhme und ihre Mitstreiter zahlreiche Ideen und Träume. So soll hier, unweit des Zschopau-Radweges ein Museum entstehen, vielleicht mit einem kleinen Café oder einem Biergarten. Die vorhandene Mühlentechnik soll aufgearbeitet, zu Vorführzwecken wieder funktionstüchtig gemacht und durch weitere Mühlentechnik aus Abrissmühlen ergänzt werden. Hier soll in Zukunft die geschichtliche Entwicklung der Technik anschaulich gemacht werden. Bettina Böhme kann sich gut vorstellen, dass dieses Angebot später von Schulklassen und interessierte Gruppen genutzt werden könnte. So würde man ein sehens- und erlebenswertes Ausflugsziel erschaffen. Doch das ist noch Zukunftsmusik. Die Gegenwart ist jede Menge Arbeit und die Hoffnung, dass sich möglichst viele Interessenten finden, die sich für den Erhalt der Mühle finden. Andreas Neustadt
Wer Interesse hat, dem Förderverein Bachmühle Steina e.V. beizutreten und sich um den Umbau und den Erhalt der Mühle zu kümmern, kann sich per E-Mail (kontakt@muehlenverein-sachsen.de) oder telefonisch (Tel.: 034327-92687) melden.