Run auf die eigene Scholle: Auch im Grimmaer Kleingartenverein „Dr. Schreber“ ist die Zahl der freien Parzellen mittlerweile sehr überschaubar. Foto: Roger Dietze

Monika Wappler hat derzeit allen Grund zu guter Laune. Denn in dem Groitzscher Kleingartenverein „Naturfreunde 1907“, in dem sie als Schriftführerin tätig ist, werden die freien Parzellen langsam rar. „Unlängst wurden junge Leute bei uns vorstellig, denen es in der Corona-Zeit zu eng in ihrer Wohnung geworden ist. Und in den Garten, für den sie sich am Ende entschieden haben, passt sogar ein kleiner Pool hinein, in dem der Familienvater sein Feierabend-Bierchen genießen kann“, freut sich die rüstige Seniorin.

Die Pandemie habe zweifellos zu einem zusätzlichen Interesse an Kleingärten geführt, der allgemeine Trend auch und vor allem junger Leute hin zur eigenen Scholle sei jedoch schon zuvor spürbar gewesen. „Unter unseren Pächtern sind auch zwei Familien mit einem Migrationshintergrund, die sehr glücklich über diesen Rückzugsort für ihre Kinder sind“, so Wappler, deren Verein einer der ältesten im Landkreis Leipzig ist.

Diese Einschätzung zur jüngsten Entwicklung wird vom Regionalverband „Muldental“ der Kleingärtner bestätigt. „Gut ein Drittel unserer 85 Vereine verfügt derzeit über keine freien Parzellen mehr“, berichtet Präsident Frank Lichtenberger. Das Corona-Virus habe noch einmal für einen zusätzlichen Schub gesorgt, wobei hilfreich war, dass die sächsische Landesregierung den Zugang zum Kleingarten auch in den Wochen der Ausgangssperre ermöglicht hat. „Das Gespräch über den Gartenzaun war somit unter Beachtung des Mindestabstandes weiterhin möglich, und entsprechend haben wir die Entscheidung der Landesregierung sehr begrüßt“, so der Muldentaler Regionalverbands-Präsident, für den der Kleingarten ein Ort ist, an dem man sich auch in Zeiten einer Pandemie an der frischen Luft bewegen kann. Und in dem zudem Gesundes für die eigene Küche anzubauen möglich sei.

„Wir registrieren ein verstärktes Interesse unter jungen Leuten, sich mit dem Kleingarten auch unter diesem Gesichtspunkt zu beschäftigen“, so Lichtenberger. Wenn der Mundschutz auch beim Einkaufen Pflicht sei, wisse man es umso mehr zu schätzen, zumindest den Gemüsestand im Supermarkt links liegen lassen zu können. „Und in Zeiten, in denen sogar Spielplätze vor-übergehend geschlossen werden, ist für Familien die eigene Scholle umso mehr wert.“ Die mit deren Verwaltung verbundene Arbeit ist laut dem Regionalverbands-Präsidenten, der selbst den Vorsitz in einer Wurzener Gartensparte innehat, in den vergangenen Wochen um einiges umständlicher gewesen. „Da keine persönlichen Zusammenkünfte möglich waren, mussten zwangsläufig alle Absprachen über andere Kanäle laufen. Und weil nicht alle unsere Vorstände mit der modernen Technik vertraut sind, fällt mein Dankeschön an sie für ihre in den zurückliegenden Wochen erbrachten Leistungen umso größer aus“, so Lichtenberger, der von einer zwei- bis dreifach höheren Arbeitsbelastung gegenüber normalen Zeiten spricht.

Alle Hände voll zu tun in den vergangenen Wochen hatte man auch im altehrwürdigen Grimmaer Kleingartenverein „Dr. Schreber“. „Die Nachfrage nach Gärten war extrem hoch, sodass wir jetzt nur noch über eine knappe Handvoll freier Gärten verfügen, die zur Kategorie ‚Ladenhüter’ gehören“, berichtet die stellvertretende Vorstandsvorsitzende Simone Schlesiger. Auffallend an diesem Run auf die eigene Scholle, der schon vor Corona eingesetzt habe, sei, dass er maßgeblich von der jüngeren Generation getragen werde. „Vor allem junge Menschen von Ende 20 bis Mitte 30 haben den Garten für sich neu entdeckt.“ Roger Dietze

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