Pressekonferenz Lichtfest 2020, Bernhard Stief (Pfarrer Nikolaikirche), Marit Schulz (LTM), Burkhard Jung (OBM), Michael Kölsch (Stiftung Friedliche Revolution)

Leipzig. Es gilt, an einen historischen Moment zu erinnern – auch in den Zeiten der Corona-Pandemie. Vor Kurzem wurde das Programm für das Lichtfest 2020 am 9. Oktober vorgestellt – und man kann es mit einem zusammenfassenden Motto ganz gut beschreiben: „Zu Hause dabei sein“.

Es war ein Tag für die Geschichtsbücher: Trotz der Gefahr eines brutalen Einsatzes von bewaffneten Sicherheitskräften kamen nach den Friedensgebeten am 9. Oktober 1989 in Leipzig mehr als 70.000 Menschen auf dem Innenstadtring zusammen, um gegen den autoritären SED-Staat zu protestieren. In den darauffolgenden Tagen machten die Nachrichten und heimlich aufgenommenen Bilder aus Leipzig den Menschen in allen Teilen der DDR Mut, ihren Protest auf die Straße zu tragen. Der 9. Oktober war der Tag der Entscheidung für die Friedliche Revolution.

Diesen historischen Moment möchte man auch in diesem Jahr in Erinnerung halten – doch die geltenden Corona-Beschränkungen haben ihre Auswirkungen. Neue Formen des gemeinschaftlichen Erinnerns ermöglichen die Auseinandersetzung mit den Ereignissen der Friedlichen Revolution und gestatten auch in diesem Jahr allen Interessierten dabei zu sein – zu Hause.

Am 9. Oktober nimmt die Kirchgemeinde St. Nikolai Leipzig wieder mit einem besonderen Friedensgebet auf die Ereignisse von 1989 Bezug, als die Nikolaikirche für viele Menschen zum Symbol für die Friedliche Revolution wurde. Das Friedensgebet thematisiert in diesem Jahr enttäuschte Erwartungen an die deutsche Einheit: 30 Jahre nach der Wiedervereinigung wird der Zweifel an der Einigkeit, dem Recht und der Freiheit vielerorts unter Protest auf die Straße getragen. Es werden Beispiele gelebten Engagements zu hören sein, die ermutigen und erkennen lassen, dass die Lage bei Weitem gar nicht so hoffnungslos ist. Die Predigt hält Dr. Roland Löffler, Direktor der Sächsischen Landeszentrale für politische Bildung. Für die musikalische Begleitung sorgt der Posaunenchor der Kirchgemeinde St. Nikolai. Die diesjährige Rede zur Demokratie am 9. Oktober in der Nikolaikirche wird der polnische Intellektuelle, Journalist, Politikwissenschaftler, Essayist und Direktor des Europäischen Solidarnoc-Zentrums in Danzig, Basil Kerski, halten. Zur Teilnahme an der Veranstaltung ist allerdings eine Einladung erforderlich – dies gilt auch für das Lichtfest 2020.

Im Mittelpunkt des Erinnerns stehen in diesem Jahr die Kerzen, die den gesamten Nikolaikirchhof umgeben. Die traditionelle „Kerzen ’89“ bildet das Zentrum. Dort richten Oberbürgermeister Burkhard Jung, der sächsische Ministerpräsident Michael Kretschmer, der Leipziger Bürgerrechtler Uwe Schwabe sowie Marco Wanderwitz, Ostbeauftragter der Bundesregierung, kurze Grußworte an die Leipzigerinnen und Leipziger. Mehrere Posaunenchöre aus Leipzig und das Ensemble Nobiles setzen den musikalischen Rahmen. Alle Kernveranstaltungen des 9. Oktober werden ab 17 Uhr live von Leipzig-Fernsehen übertragen; zudem gibt es einen Livestream unter www.lichtfest.leipziger-freiheit.de. Eine Anmeldung für die verfügbaren Plätze bei den Veranstaltungen erfolgt über die Nikolaikirche. Interessierte können sich via E-Mail an pfarramt@nikolaikirche.de anmelden. Die Plätze werden dann nach Eingang der E-Mails vergeben.

Bereits im Vorfeld kann man Kerzenpate werden: Teelichter zum Preis von einen Euro werden am Abend des 9. Oktober auf dem Nikolaikirchhof das Kerzenpodest in Form einer 89 zum Leuchten bringen. Mitglieder des Jugendparlaments sowie BürgerrechtlerInnen werden am Abend die rund 10.000 Kerzen entzünden. Die Beteiligung für eine Kerzenpatenschaft erfolgt über die Plattform www.leetchi.com/c/lichtfest. Spendenboxen gib es zudem in der Touristinformation und in der Nikolaikirche. Auf Beschluss des Kuratoriums „Tag der Friedlichen Revolution 1989“ geht der Erlös aus der Kerzenpatenaktion zu gleichen Teilen an „Clowns & Clowns e. V.“ und die „Leipziger Klinikclowns“. Darüber hinaus sind alle Bürger der Stadt eingeladen, am 9. Oktober zu Hause ebenfalls Windlichter in den Fenstern zu platzieren und auf diese Weise das Licht des Nikolaikirchhofs hinaus in die Stadt zu tragen. Fotos und Videos können mit dem Hashtag #lichtfestzuhause gepostet werden.

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