„Womit kann ich Sie glücklich machen“, fragt Floristin Kim Bücholdt, die genau weiß, wie man große Gefühle in Sträußen oder Gestecken verpackt. Ob Geburtstag, Trauerfeier oder Hochzeit – sie kennt die Sprache der Blumen genau. Seit Januar bereitet sich die 20-Jährige auf die Weltmeisterschaft der Berufe vor, die ab 10. September in Frankreich beginnt.
„Im Blumenstrauß ist die Emotion finalisiert, die der Kunde wünscht. Sein Feedback ist uns sehr wichtig“, beschreibt Kim Bücholdt den Arbeitsalltag als Floristin, einer Tätigkeit, die sie glücklich macht. „Der Job wird oft unterschätzt. Ich finde ihn sehr interessant und vielseitig“, sagt die junge Frau.
Floristin lebte im Leipziger Osten
Nach der dreijährigen dualen Ausbildung im Dresdner Berufsschulzentrum für Agrarwirtschaft und Ernährung sowie im Floristikfachgeschäft „La Floria“, das Mama Carolin seit zwölf Jahren in Mülsen bei Zwickau betreibt, zog es die frischgebackene Floristin vergangenen Sommer in die Großstadt. Im Leipziger Osten hat sie gewohnt, im Westen gearbeitet.
Im Unternehmen Blumenhaus Stopp, das sich auf stilvolle Eventfloristik von der Buffet-Deko für Hochzeiten und Messen bis zum Tafelschmuck beim Leipziger Opernball spezialisiert hat, habe sie viel Neues gelernt, blickt sie zurück. „Das war eine schöne und spannende Zeit. Sehr anstrengend empfand ich die Weihnachtsfloristik, die sehr herausfordernd war“, erinnert sich die Blumenkünstlerin, die schon als Kind gerne Bilder malte und zeichnete.
Training für die „WorldSkills“ mit „Jogi Löw“
Wenn Kim Bücholdt über Basic-Sträuße, Trauergestecke und Raumschmuck spricht, spürt man ihre Leidenschaft für Floristik, die handwerkliches und künstlerisches Geschick voraussetzt. Über ein Online-Portal habe sie sich für die Weltmeisterschaft der Berufe beworben, einen Entwurf zum Thema Brautschmuck kreiert und beim Vorentscheid in Essen die anderen vier Kandidatinnen in den Schatten gestellt.
Kein Alkohol bei der WM, aber eine Party
„Seit Januar übe ich einmal pro Monat mit meinem Trainer Björn Kroner-Salié, der zu den besten Floristen Deutschlands gehört. Er hat Meisterschaften gewonnen, Bücher über Tischkultur geschrieben und mit ‚Garten & Lecker‘ sogar eine eigene Sendung im Fernsehen“, berichtet sie. „Ich bin die Nationalmannschaft und er ist mein Jogi Löw“, verrät Kim lachend, die als einzige deutsche Floristin im internationalen Wettbewerb antritt.
Weitere Infos rund um die World Skills
Bei den „WorldSkills“ vom 10. bis 15. September gehen in Lyon 1400 Teilnehmende aus mehr als 70 Ländern an den Start. Aus Deutschland haben sich 42 Fachkräfte in 37 Disziplinen qualifiziert. „Diese Teilnahme ist das Beste, was mir passieren kann. Ich musste lernen, Nein zu sagen, um diese Chance nicht zu verpassen.“
Doch Vollzeit zu arbeiten und sich nebenbei auf den Wettkampf vorzubereiten, das sei unmöglich gewesen. Deshalb packte Kim Bücholdt kürzlich ihre Sieben-Sachen, kündigte ihren Job in Leipzig und zog zurück in ihre Heimatstadt bei Zwickau. Dank ihrer Mutter trainiert sie nun drei Tage pro Woche mit vollem Einsatz für die Meisterschaft, die anderen Tage binden sie gemeinsam Sträuße und erfüllen Kundenwünsche. Nur der Sonntag sei frei
Ein Olympia der Fachkräfte
Die „WorldSkills“ in Frankreich seien für Kim so etwas wie ein Olympia der Fachkräfte aus aller Welt. „Es gibt eine Eröffnungszeremonie in einem Stadion, die Wettkämpfe, die Siegerehrung und eine Abschlussveranstaltung“, erzählt sie. Es herrsche absolutes Alkoholverbot, gefeiert werde dennoch. Am 14. September beim deutschen Abend, zu dem auch Freunde eingeladen werden können. Ob es für Kim Bücholdt Support aus der Heimat gibt, weiß sie derzeit allerdings noch nicht.
Und wie genießt die Single-Frau ein ordentliches Sonntagsfrühstück am liebsten? „Nach dem Gottesdienst treffe ich mich zum Essen und Schwatzen mit Freunden. Es gibt Croissants, Rührei, schwarzen Kaffee und schöne Blumen.“ Regina Katzer