Hauseigentümer, Planer und Architekten in Leipzig und der Region können sich künftig gezielter zum Thema Stark-regenvorsorge informieren. Neben der Webseite www.L.de/starkregen gibt die kostenfreie Broschüre „Wassersensibel planen und bauen in Leipzig“ wertvolle Tipps zum Schutz des eigenen Grundstücks.
Die Veröffentlichungen sind die ersten Bausteine des Projekts „KAWI-L – Kommunale Anpassungsstrategie für wassersensible Infrastrukturen in Leipzig“.
Gemeinsam mit den Wasserwerken untersucht die Stadtverwaltung darin die Auswirkungen von Starkregen-Ereignissen auf die wachsende Stadt. „Die Sensibilisierung der Bürgerinnen und Bürger für die Gefahren durch Starkregen ist ein wesentliches Anliegen des Projekts. Einen hundertprozentigen Schutz vor Unwettern wird es nie geben. Umso wichtiger ist es, Risiken für das eigene Grundstück zu erkennen und so weit wie möglich Vorsorge zu treffen“, erläutert Michael Jana, Leiter des Leipziger Verkehrs- und Tiefbauamtes (VTA).
Im Projekt KAWI-L arbeiten das VTA, das Amt für Umweltschutz sowie die Wasserwerke unter wissenschaftlicher Begleitung der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig (HTWK Leipzig) seit Anfang 2017 gemeinsam an ganzheitlichen Ansätzen für den Umgang mit extremen Niederschlägen. Untersucht und berechnet werden Fließwege von Wasser im Stadtgebiet, verschiedene Regen-szenarien mit variierenden Regenmengen und -zeiten oder das Ablaufverhalten über die Kanalisation. Auch Erfahrungen aus früheren Regenereignissen sowie Ergebnisse einer aktuellen Befliegung hinsichtlich der Versiegelung von Flächen sowie andere relevante Parameter fließen in die Betrachtungen mit ein. „Ziel ist es, langfristig ein neues Arbeitsinstrument für die Stadtplanung und -gestaltung sowie für den Kanalbetrieb zu entwickeln“, sagt die Leiterin des Amts für Umweltschutz, Angelika Freifrau von Fritsch, und unterstreicht: „Bei der Planung neuer Quartiere oder Erschließungsmaßnahmen berücksichtigt die Stadt Leipzig schon heute Aspekte des naturnahen Regenwassermanagements – zum Beispiel im Rahmen der Gründachstrategie. Auch die Wasserwerke setzen schon heute auf eine intelligente Stauraumbewirtschaftung im Kanal.“ Für den Umgang mit zunehmend heftigen und kleinräumigen Regenereignissen stellt die klassische Ableitung über die Kanalisation nicht die alleinige Lösung dar, betont der Technische Geschäftsführer der Wasserwerke, Dr. Ulrich Meyer. Die Leipziger Kanalisation sei wie in der Abwasserbranche üblich für die Ableitung von „normalen“ Regenereignissen ausgelegt, die statistisch etwa alle fünf Jahre auftreten.
Stauraumkonzepte
Verschiedene Stauraumkonzepte helfen beim Zwischenspeichern von Regenwasser im Kanal und der späteren gezielten Ableitung ins Klärwerk. „Die Kanalisation darüber hinaus aber flächendeckend auf die selten und zumeist lokal begrenzten Starkregen auszulegen, wäre aufgrund des Platzmangels im Untergrund schwer umsetzbar und zudem wirtschaftlich nicht vertretbar. Die Kanäle wären dann für den Normalbetrieb viel zu groß“, sagt er. Daher müsse das Niederschlagswasser mithilfe von anderen Maßnahmen bewirtschaftet, das heißt verdunstet, versickert oder gespeichert werden. Mithilfe von KAWI-L erwarten sich die Projektpartner Erkenntnisse, wo derartige Maßnahmen im Stadtgebiet sinnvoll wären.
Mit konkreten planungsrelevanten Ergebnissen rechnet das Projekt bis Mitte nächsten Jahres, wenn die aufwendigen Berechnungen und Simulationen abgeschlossen sein sollen. PM
Erhältlich ist die Broschüre künftig unter anderem im Technischen Bürgerbüro und im Umweltinformationszentrum im Technischen Rathaus, im Energie- und Umweltzentrum in der Katharinenstraße und als Download auf der Seite www.L.de/starkregen.