Startklar für den Hilfseinsatz: Peter Hering, Peter Besser, Matthias Stolze, Marco Michael, Johannes Keil und Jörg Kipping (v. l.) machten sich auf den Weg. Foto: Klinikum Altenburger Land

Altenburg. In einer sehr kurzfristig anberaumten Spendenaktion, die auch nur zwei Tage dauerte, wurden von Mitarbeitenden des Klinikums und der Tochtergesellschaften insgesamt 8830,10 Euro für einen Hilfstransport in die Ukraine gespendet. „Mit diesem großartigen Ergebnis hatte vergangene Woche niemand gerechnet“, hieß es von Seiten des Klinikums in einer Presseinformation.

Am Nachmittag des 4. März luden Kollegen der Materialwirtschaft und der Technik Hilfsgüter im Wert von 23 253,87 Euro in Autos und Anhänger. Es wurden schnell noch Reservekanister mit Diesel und Benzin organisiert, was sich später wirklich auszahlen sollte. Keiner wusste, was die Fahrer des Transportes unterwegs erwarten würde. Würden sie gut durchkommen? Würden sie die Hilfsgüter an der geplanten Stelle abgeben und auf dem Rückweg Flüchtende mit zurück nehmen können?

Am 5. März ging es morgens, ab der Brüderkirche, im Konvoi der Diakonie. Die drei Fahrer des Klinikums, Matthias Stolze, Marco Michael und Jörg Kipping, wurden unterstützt von Augenarzt Johannes Keil, Peter Hering und Peter Besser. Letztere beiden brachten als ehemalige Berufskraftfahrer entsprechende Erfahrung mit. Die Hinfahrt verlief problemlos. Unterwegs begegneten ihnen privat organisierte Hilfstransporte aus ganz Europa, aus Spanien, Italien, Großbritannien. Man grüßte sich gegenseitig, es wurde gewunken und gehupt. Diese große Solidarität zu spüren tat allen gut.

Gegen 19 Uhr kam der Hilfstransport in Przemysl, kurz vor der ukrainischen Grenze, an. „Es war beeindruckend, was die Polen in der kurzen Zeit vor Ort an der Grenze organisiert und aufgebaut hatten“, erzählt Matthias Stolze. „Richtig viele junge Menschen waren dort als Helfer unterwegs, gekennzeichnet mit ihren Warnwesten. Sie kümmerten sich rührend um die Flüchtlinge“.

Auch die Verteilung der ankommenden Güter sei gut organisiert gewesen. Die Waren wurden in großen Hallen entsprechend ihrer Art entgegengenommen. „Die medizinischen Güter kamen direkt gleich auf einen Lkw und wurden in der Nacht noch weitertransportiert in die Ukraine“, konnte Matthias Stolze beobachten. Ebenso wurde mit Lebensmitteln verfahren. Kleidung kam zunächst in ein Zwischenlager. Sie musste noch sortiert werden vor der Weitergabe.

Der polnische Katastrophenschutz hatte eine Buskette organisiert von der Grenze bis nach Przemysl. Es kamen laufend Busse mit Flüchtenden an.

„Eigentlich waren die Fahrerinnen und Fahrer aus Altenburg gekommen, um Hilfsgüter zu bringen und Flüchtende zurück nach Altenburg und weg aus dem Lager und in Sicherheit zu bringen. Doch die Flüchtenden vor Ort waren gar nicht in der Lage, so spät abends dieses Angebot anzunehmen. Wenn sie im Lager ankommen, fallen sie nahezu in sich zusammen. Sie bewältigen gerade noch die Anmeldeprozedere, denn sie können einfach nicht weiter. Sie sind traumatisiert. Die meisten von ihnen befinden sich das erste Mal wieder in Sicherheit und brauchen dringend Schlaf und müssen sich ausruhen. Sie waren gar nicht in der Lage, sofort mitzufahren in die unbekannte Stadt Altenburg, zusammen mit fremden Menschen“, fasst die Pressesprecherin des Klinikums Altenburger Land, Christine Helbig, die Situation im Auffanglager für Geflüchtete zusammen.

Jörg Kipping, Techniker im Klinikum, erzählt später: „Es war sehr bewegend für mich, dort vor Ort zu sein. Die Menschen liegen auf ihrer Pritsche und versuchen, sich zu erholen. Noch wenige Tage vorher haben sie in ihrem Zuhause ganz normalen Alltag gelebt.“ Gefragt danach, was die Helfer am dringendsten benötigen, kommt als Antwort: „Schutzhelme und Nachtsichtgeräte für die Fahrer der Hilfstransporte.“

Gegen Mitternacht brach der Konvoi dann wieder auf zur Rückfahrt nach Altenburg. Mit dabei waren 14 Flüchtende, die jedoch nicht in den Autos des Klinikums mitfuhren. Auf der Rückfahrt zahlten sich die mitgenommenen Reservekanister aus, denn nicht jede Tankstelle hatte noch Benzin oder Diesel.

Gegen 11 Uhr am Sonntag standen die Fahrer mit ihren Fahrzeugen wieder wohlbehalten auf dem Wirtschaftshof des Klinikums. Alle fühlten sich sehr erleichtert, dass die Fahrt ohne größere Komplikationen abgelaufen war und natürlich mussten sie erst einmal eine Menge Schlaf nachholen.

Nachgefragt bei OP-Manager Marco Michael, welchen Eindruck er behält: „Ich war und bin einfach sprachlos. Man sieht die Bilder, die man auch im Fernsehen sieht und steht aber mittendrin.“ Inzwischen engagiert er sich in einer Gruppe, die sich um die 14 Flüchtenden kümmert, die sie aus Przemysl mitgebracht haben. Eine Wohnung ist bereits gefunden.

Die Fahrer wurden aus der Klinikumsküche mit ausreichend Proviant versehen. Die Unternehmen Mietanhänger-abg.de und Dachdecker1kauf Ost eG. spendeten dem Klinikum die Anhänger für die Fahrt. Dafür sagen die Klinikumsmitarbeiter herzlichen Dank.

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