Kunsthandwerkerin Andrea Hiller erinnert sich an das Jahr 2012 und die Premiere der „Offenen Höfe“ in Dreiskau-Muckern – damals waren lediglich drei Höfe am Start. Am kommenden Sonnabend laden die Organisatoren zum sechsten Male in den Leipziger Südraum ein.
„Mittlerweile findet das Fest aller zwei Jahre statt, und es gibt diesmal 17 Stationen für die Besucher zu entdecken“, erzählte die Mosaik-Künstlerin bei einem Plausch auf ihrem circa 200 Jahre alten Hof. Gemeinsam mit Ehemann und Tischler Karsten sowie Sohn Clemens, der als Polier arbeitet, wohnt die Leipzigerin seit 22 Jahren auf einem Dreiseithof in der Nähe der Kirche. Für die 53-jährige Selbstständige sei es das Schönste, dass jede Station ein einzigartiges Universum darstellt: Im Yoga-Hof bietet Ulrike Wagner Tiefenentspannungsübungen, Wellness-Massagen zum Kennenlernen, Qigong zum Schnuppern und allerlei rund ums gesunde Leben. Die Malerin Judith Kohler lädt zur Kunstausstellung und zum Pferdereiten von 15 bis 17 Uhr. Gegenüber auf dem Hiller-Handwerkerhof stellen sich die Annaberger Schnitz- und Klöppelschule sowie der Kunstgießer Christoph Raiber aus Mölbis und die Bildhauerin Carina Schluckebier aus dem Nachbarort Pötzschau vor.
Tipp: Sonnabend, 24. August, von 10 bis 18 Uhr: Straßenmusik, Kuchenbasar, Mitmachzirkus im Park am Rittergutshof, Fahrzeugausstellung im Bulldog-Hof Seydel (Am Anger 16), und im Belgischen Hof (An der Kirche 8) ertönt handgemachte Irish Folk Music. Unbedingt vorbeischauen!
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Vor 200 Jahren kam Karl Heine, einer der großen Visionäre der Industrialisierung, in Leipzig zur Welt. Die 7. Tage der Industriekultur stellen den promovierten Juristen und Unternehmer vom 22. bis 25. August in den Mittelpunkt zahlreicher Veranstaltungen. Am kommenden Sonnabend und Sonntag flaniert Markku Weber auf dem Karl-Heine-Boulevard und erzählt seinen Gästen Geschichten hinter den Geschichten. Vorab ging ich mit dem 48-Jährigen auf eine kleine Entdeckungsreise und traf den Historiker am Plagwitzer Westwerk, das zu den ältesten Industriestandorten Leipzigs zählt.
Wo heute im beliebten „Kaiserbad“ gespeist und geschwatzt wird, befand sich 1874 die Gießerei der Firma Dambacher, erzählt der freiberufliche Stadtführer, der klassische Archäologie studiert hat. Und weiter führt er aus, wie Karl Heine das Dorf Plagwitz in ein Industriegebiet verwandelt hat: Da, wo derzeit die Plagwitzer Brücke abgerissen und neu gebaut wird, hat Heine in den 1850er-Jahren eine illegale Holzbrücke errichten lassen, um einen Zugang zur Stadt zu ermöglichen. Im Fokus des Spaziergangs geht es auch um den nach Heine benannten Kanal und die damalige Entwässerung des Gebietes. Außerdem plaudert der Geschichtenerzähler über Pferdeställe mit 200 Tieren und einer Krankenstation, den ältesten reinen Industriebahnhof Deutschlands und die „Sacksche Knochenmühle“.
Tipp: 90-minütige Führung zur Geschichte und Gegenwart der Karl-Heine-Straße am Sonnabend, den 24. August, 9.30 und 12.30 Uhr sowie am Sonntag, den 25. August, 10.30 Uhr. Treffpunkt: Schaubühne Lindenfels. Keine Anmeldung. Tickets zu 8 Euro gibt es vor Ort.
Regina Katzer