Hingucker: Massimo Pulciano und Model Franzi beim Viktorianischen Picknick. Foto: Regina Katzer

Am liebsten agiert Massimo Pulciano hinter der Kamera. Ich kenne den Fotokünstler seit Mitte der 2000er-Jahre, als wir als Partyfotografen die Leipziger Diskotheken erkundeten. Der gebürtige Altenburger hat Instandhaltungsmechaniker gelernt und in der Wasserversorgung gearbeitet. Irgendwann traf er Nicole, seine damalige Freundin: „Sie war hübsch, sah aus wie ein Model, und ich begann sie zu fotografieren“, erzählte er.

Seit fünf Jahren lebt er in Leipzig und hat einen Job als Werbetechniker, in dem er sich um Drucksachen kümmert. Gedrucktes gab es auch beim Viktorianischen Picknick – an einer Leine baumelten Massimos künstlerische Kompositionen auf Papier. „Ich erschaffe neue Bilder, die sich aus vielen Fotos zusammensetzen. Ich möchte den Betrachter in eine neue Welt entführen, doch trotz allem soll er den Eindruck haben, dass alles, was er sieht, auch so fotografiert worden ist.“ Das sei kein leichtes Unterfangen, perspektivisch sei es oftmals eine Herausforderung, verriet er.

Mit seinen Augen sei er immer auf der Suche nach ausdrucksstarken Menschen, interessanten Gebäuden, eigenartigen Strukturen und Landschaften, um seine eigene Datenbank stetig zu füllen. Im letzten Jahr hatte er beim Steampunk-Picknick im Leipziger Schrebergarten von „Dr. Schreber“ seine erste Ausstellung. Die Premiere unter freiem Himmel glückte, es gab viele interessante Begegnungen und Gespräche, so dass er beim diesjährigen WGT gleich vier Plätze mit seiner Dark-Art (düsteren Kunst) bespielte.

Beim Picknick im Park war er mit Model Franzi, einer Lehramtsstudentin für Geschichte und Ethik, anzutreffen. Die 22-Jährige glänzte im viktorianischen Stil, aber auch Massimo hatte sich in Schale geworfen.

Wenn der Fotograf nicht vorm Computer hockt, dann frönt er zum Ausgleich seinem neuen Hobby, dem Kajakfahren. Leipzigs Wasserlandschaft sei einfach zu schön, um nur vom Land aus betrachtet zu werden. Wer den Fotokünstler in Aktion erleben möchte, sollte sich das mittelalterliche Hoffest Mytholon am 12. Oktober in Leipzig vormerken.

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Schaulaufen im Park: Barock-Königin Ines und ihr Prinz Uwe.

Es ist jedes Jahr die fulminante Auftaktveranstaltung des viertägigen Wave-Gotik-Treffens (WGT) am langen Pfingstwochenende in Leipzig – das Viktorianische Picknick im Clara-Zetkin-Park. Da strömen nicht nur Schwarzromantiker, Steampunks und Mittelalterfans zu Tausenden auf die große Wiese am Teich, sondern auch viele Leipziger sind mit ihren Kameras und Handys vor Ort, um das bunte Spektakel fürs Familienalbum oder die Festplatte festzuhalten.

Mitten im Gewusel entdeckte ich in diesem Jahr Prinz Uwe aus Leipzig und seine Königin Ines, eine gebürtige Berlinerin. Herausgeputzt mit weißen Perücken wandelten die beiden in ihren barocken Kostümen durchs Grüne, und für Fotografen legten sie immer mal einen willkommenen Stopp ein. „Wir sind dieses Jahr das zweite Mal dabei und können uns kaum sattsehen an den traumhaft schönen und skurrilen Kleidern“, plauderte die gelernte Erzieherin, die seit vielen Jahren in einer Kleinstadt im Allgäu lebt.

Ihr rot-orangefarbenes Kleid mit Spitze und Reifrock ist ein Geschenk ihres Liebsten, der mit der Szene eigentlich so gar nichts am Hut hat. Der Partnerin zuliebe taucht der 57-Jährige in die Welt der Gothics ein und lustwandelte mit ihr am vorletzten Freitag bei sommerlichen Temperaturen stundenlang im Park. Die üppige Montur brachte beide ganz schön ins Schwitzen: „Das ist eine heiße Angelegenheit“, stellte die Barocklady lachend fest. Im Doppelpack ging es einen Tag später im Vampirkostüm und schwarzer Kopfbedeckung durch die Innenstadt.

Auf den düsteren Geschmack gekommen ist die attraktive Junggebliebene erst vor zwei Jahren – damals lernte sie Uwes Schwester kennen, die seit einigen Jahren das Pfingstfest in schwarzer Kluft feiert.

Regina Katzer

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