Döbeln. Fast sieben Monate ist es her, dass die Handballerinnen der HSG Neudorf Döbeln um Sachsenliga-Punkte kämpften. Anfang März feierten sie einen 28:27-Erfolg gegen den HV Chemnitz II. Wenig später wurde die Saison wegen der Corona-Pandemie erst unter-, wenig später ganz abgebrochen. Am Sonntag, 20. September (Anwurf: 16 Uhr) hat die XXL-Vorbereitung auf die neue Spielzeit auch für die Stiefelstädterinnen endlich ein Ende. Mit dem Heimspiel gegen den SV 04 Plauen-Oberlosa startet die Saison 2020/21. Wir sprachen vor dem Auftakt mit Trainer Daniel Reddiger.
Wie lief die Vorbereitung? War sah das Training in den vergangenen Wochen aus?
Daniel Reddiger: „Die Vorbereitung war ungewöhnlich. Wir haben schon im Mai, als wir wieder durften, damit begonnen. Es war natürlich auch schön, mal mehr Zeit für verschiedene Dinge zu haben. Aber das Wichtige, der Wettkampf, hat allen sichtlich gefehlt. Trotzdem wurde gut trainiert und ehrgeizig gearbeitet. Aber es weiß niemand, wo wir wirklich stehen.“
Kurz vor dem coronabedingten Saisonabbruch war das Team richtig gut drauf. Konnten Sie dieses gute Gefühl auch mit über die Vorbereitung nehmen?
„Mitgenommen haben wir es, ob wir es gut konserviert haben, steht in den Sternen. Das werden die nächsten Wochen erst zeigen. Aber insgesamt bin ich zufrieden mit der Vorbereitung.“
Wie hat sich die Mannschaft im Sommer verändert? Welche Spielerinnen sind gegangen, welche neu hinzugekommen?
„Gegangen ist keine Spielerin, was mich enorm freut und für unsere kontinuierliche Arbeit spricht. Neu hinzugekommen ist Franziska Teuchert, die von Weißenborn zu uns gewechselt ist. Sie verstärkt uns auf der linken Außenposition und zeigte dort in der Vorbereitung super Leistungen. Verzichten müssen wir zukünftig auf Annett Sperling, die nach ihrer Babypause eigentlich als Abwehrchefin zurückkehren wollte. Ihre Knieverletzung zwingt sie zum Aufhören, aber sie bleibt uns in neuer Funktion als Co- Trainerin erhalten und belebt unser Team von außen. Länger werden wir vermutlich auch noch auf Franziska Tag, Elsa Faulhaber und Laura Burkhardt verzichten müssen, die sich mit Verletzungen rumschlagen. Ich hoffe da aber auf schnelle Genesung.“
Wie sehr hat sich die Corona-Pause auf die Mannschaft ausgewirkt?
„Sehr. Schön war, das die Belastung auf die Knochen mal eine Zeit ausblieb und sich die Spielerinnen erholen konnten. Natürlich haben wir dadurch aber auch körperlich auf einem niedrigen Stand angefangen, das war ungewohnt. Aber ich glaube, alle sind hungriger geworden und wollen sich endlich wieder sportlich messen. Die Spiele und die Zuschauer fehlen einfach enorm.“
Mit welchem Ziel starten Sie in die Saison?
„Ich denke, wir sind gut drauf, aber wir wollen die Kirche im Dorf lassen. Keiner weiß wirklich, wie die Liga aus den Startlöchern kommt und wer wie weit ist. Wir wollen unter den ersten fünf landen. Aber in dieser Saison bin ich ehrlich gesagt einfach froh, dass wir überhaupt spielen dürfen und hoffe jeden Tag, dass wir starten und durchspielen können.“
Worauf legen Sie im Spiel Ihrer Mannschaft besonders Wert?
„Die Mädels, die unter mir spielen, wissen alle, dass ich das Tempospiel liebe. Das setzen die Mädels super um. Manchmal übertreiben sie es leider, was dann in Unkonzentriertheiten und Hektik ausschlägt. Da müssen wir einfach besser werden. Daran arbeiten wir schon eine Weile, damit wir koordiniert von hinten mit hohen Tempo nach vorn kommen. Außerdem haben wir uns für dieses Jahr vorgenommen, wieder eine offensive Abwehrform zu integrieren. Sonst erwarte ich das gleiche wie alle Trainer: Einsatz, Wille, Motivation und Ehrgeiz. Das gepaart mit Talent und einer guten Taktik ergibt dann eine erfolgreiche Mannschaft.“
Zum Auftakt geht’s gegen Plauen. Was erwarten Sie für einen Auftakt?
„Das ist nicht leicht zu sagen. Da Testspiele und Turniere diesmal eher rar waren, wissen wir nicht, wo wir oder Plauen stehen. Aber wir spielen natürlich voll auf zwei Punkte und wollen mit einem Erfolg in die Saison starten.“
Sind Zuschauer möglich? Wenn ja, wie viele?
„Soweit meine Information stimmen, ist unser Hygienekonzept angenommen wurden und wir dürfen zum Glück mit Zuschauern spielen. Insgesamt 212 Leute können mit uns wieder den schönsten Sport der Welt zelebrieren.“
Das Männerteam hat sich freiwillig aus der Sachsenliga zurückgezogen. Damit liegt der öffentliche Fokus nun noch mehr auf ihrem Team. Ist das für Sie persönlich zusätzlicher Ansporn oder zusätzlicher Druck?
„Eher ein Ansporn und letztlich auch schön für die Mannschaft die seit Jahren stark abliefert und einige Erfolge feierte und trotzdem immer im Schatten stand. Vielleicht kommen die Leute ja jetzt und merken, wie attraktiv und spannend Frauenhandball sein kann.“
Andreas Neustadt