Der Sohn von Nadine und Uwe Bleis kann nach der OP wieder lachen. Zuvor durfte Kimi im Rollstuhl mit den Einlaufkindern aufs RB-Spielfeld (Foto rechts). Fotos: PICTURE POINT/Kerstin Dölitzsch

Hier stand der Gewinner bereits vor dem Spiel fest. Einlaufjunge Kimi (9) durfte vor über 37 000 Zuschauern mit seinem Rollstuhl auf den heiligen Rasen, um einmal seinen Fußballern ganz nah sein zu können. Dabei genoss der kleine große Fan das Bad in der Menge. Es gab ihm Kraft vor einer Operation, die er inzwischen gut überstanden hat.

Sie sind ein Team: Vater Uwe (45) und Sohnemann Kimi. Besonders beim Fußball liegen sie auf einer Wellenlänge. Regelmäßig feuern sie in der RB-Arena ihre Idole an. So, wie die anderen Fans auch. Doch Kimi sitzt im Rollstuhl. Er hat den sogenannten Balkenmangel, eine angeborene Fehlbildung des Gehirns. „Die Brücke aus Nervenfasern, die beide Großhirnhälften miteinander verbindet, ist nicht vorhanden“, erklärt Uwe Bleis. Die Folgen: Kimi ist entwicklungsverzögert, kann nicht allein längere Strecken gehen. Aber wenn der aufgeweckte Junge mit dem strahlenden Lachen mittendrin im Leben ist, fühlt er sich am wohlsten und lernt. Deshalb kämpfen seine Eltern jeden Tag um ein Stück Normalität.

Geht es um Tiere, ist der Naturjunge schlau wie ein Fuchs, entwickelt eine erstaunliche Inselbegabung. „Als wir kurz nach der Geburt die Diagnose Balkenmangel erhielten, konnte uns niemand sagen, wie Kimi sich einmal entwickeln wird“, erinnert sich Nadine Bleis (37). Doch sie und ihr Mann ließen sich von der Ungewissheit nicht herunterziehen. „Wir haben alles über die Krankheit gelesen und nutzen von Anfang an jede nur mögliche Therapieform“, erzählt die Mutter. Sie wechselte für ihr Wunschkind den Job und wurde Tagesmutter. „So konnte ich eine Zeitlang Kimi rund um die Uhr betreuen.“

Inzwischen besucht er mit Hilfe einer Begleiterin die dritte Klasse einer Grundschule. Daheim lernt er die ersten eigenen Schritte und das Laufen mit Gehhilfen. „Uns schwebt dabei immer vor, dass Kimi später ein eigenständiges Leben führen kann“, hofft Nadine. Um die Spastik in seinen Beinen weiter zurückzudrängen, musste er kürzlich in einer bayerischen Spezialklinik operiert werden. Vater Uwe wollte ihm vorher unbedingt noch ein emotionales Erlebnis bieten, von dem sein Sohn während der vielen Wochen im Krankenbett zehren kann. Deshalb kam der RB-Fan auf die Idee, Kimi als Einlaufkind vor einem Spiel vorzuschlagen.

Er stieß mit dem Einfall beim Verein auf offene Ohren. Und so durfte der Junge vor dem spektakulären Spiel RB Leipzig gegen den 1. FC Nürnberg (6:0) vom Kabinengang bis zum Anstoßkreis die Atmosphäre hautnah genießen. Schiedsrichter Tobias Stieler war dabei an seiner Seite. „Kimi wusste vorher nichts. Er war total überrascht und so happy“, freut sich sein Vater. Mittlerweile hat sein Sohn die Operation gut überstanden und schwärmt immer noch vom bisher aufregendsten Tag in seinem Leben.

Thomas Gillmeister

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