Für manch einen nur Unkraut, andere schätzen ihre Heilkraft: Die Gemeine Wegwarte wurde zur „Heilpflanze des Jahres“ gekürt. Foto: KiKi

Im Sommer ist die Zeit der Wegwarte (Cichorium intybus). Die Staude, die bis zu 1,50 Meter hoch werden kann, wächst häufig an Straßen- und Wegrändern, auf Brachflächen und Ödland sowie entlang von Bahndämmen. Sie ist unverkennbar, leuchten dem Betrachter doch ihre zarten himmelblauen Blüten entgegen. Bereits 2009 wurde sie daher zur „Blume des Jahres“ gekürt. Was die Blüten anbelangt, eignen sie sich jedoch nicht zum Pflücken, um in der Vase einen Wildblumenstrauß zu arrangieren, denn nur am Vormittag, vielleicht noch am zeitigen Nachmittag hat die Pflanze „ihre Äuglein“ auf. Diese schließen sich bald, und am Abend ist die Wegwarte kaum noch zu sehen und scheint mit ihrer Umgebung zu verschmelzen.

Für 2020 wurde die Gemeine Wegwarte, die für einige nichts weiter als ein lästiges Unkraut ist, nun mit dem Titel „Heilpflanze des Jahres“ geehrt. Sie gilt als appetit- und stoffwechselanregend, harn- und schweißtreibend. Des Weiteren sagt man ihr eine positive Wirkung auf den Magen-Darm-Trakt nach, und auch bei Hautkrankheiten, Krampfadern sowie bei Problemen von Leber und Galle findet die Pflanze in der Volksheilkunde Anwendung.

Doch 2005 wurde die Wegwarte zum Gemüse des Jahres (Cichorium endivia) gewählt. Was bitte schön, ist an dem Strauch ein Gemüse? Die Wurzeln im Winter lichtdicht eingeschlagen oder abgedeckt, fangen dann irgendwann an zu sprossen, also auszuschlagen. Und diese Sprösslinge, bekannt als Chicorée (heute als Kulturform) munden als Salat und auch gegart. Doch auch andere Teile der Pflanze sind essbar. Junge Blätter eignen sich (am besten blanchiert) als Zutat in Salaten, Soßen und Suppen. Junge, zarte Stängel können als Gemüse zubereitet und die Blüten als essbare Dekoration verwendet werden.

Doch damit sind die Verwendungsmöglichkeiten der Wegwarte noch nicht erschöpft. In Zeiten, in denen Bohnenkaffee für viele Menschen als unerschwinglich galt, war der sogenannte Zichorienkaffee weit verbreitet. Für die Herstellung wurden die kleingeschnittenen Wurzeln getrocknet, geröstet und gemahlen. Manch Leser kennt bestimmt noch den Begriff Muckefuck, wie dieser Ersatzkaffee auch genannt wurde.
Um die Wegwarte, die am Weg wartet, rankt sich eine traurige Sage: Ein Heiliger hatte die Gestalt eines armen Mannes angenommen und wandelte auf Erden, um die Menschen zu prüfen. So traf er auf ein wunderhübsches Mädchen, das aus dem Fenster sah und auf ihren Liebsten wartete. Er bat sie um Erquickung, weil er müde, durstig und hungrig war. Doch die Maid würdigte ihn keines Blickes, beschimpfte ihn und jagte ihn fort. Der Herr ging und blickte voller Trauer gen Himmel. Kurz darauf erschien der junge Mann, um nach seiner Braut zu schauen. Doch er suchte sie vergeblich. Stattdessen stand am Wegesrand eine wundersame Blume mit hellblauen Blüten, die ihn traurig anzuschauen schien. In eine Pflanze verwandelt, sei es nun des Mädchens Schicksal, als Wegwarte am Wege zu warten. KiKi

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