REGION. Die Deutschen sind nach wie vor im Kaufrausch: Die Umsätze im Weihnachtsgeschäft erreichen in diesem Jahr neue Rekorde. Der lokale Einzelhandel partizipiert indes nur bedingt an dem Wachstum, muss sich Nischen suchen und profitiert von den örtlichen Weihnachtsmärkten.
Das diesjährige Weihnachtsgeschäft in den Monaten November und Dezember durchbricht erstmals die 100-Milliarden-Euro-Schwelle. Laut dem Handelsverband Deutschland (HDE) zeichnen dafür die anhaltend guten gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen sowie ein sich nach wie vor positiv entwickelnder Arbeitsmarkt verantwortlich. Den HDE-Schätzungen zufolge wird der Einzelhandelsumsatz in diesem Jahr 525 Milliarden Euro betragen, wobei der Onlinehandel mit einem Plus von knapp zehn Prozent im Vergleich zum Vorjahr Umsatztreiber Nummer 1 bleibt. Eine aktuelle Umfrage des Handelsverbandes zeigt aber auch, dass die Erwartungen der Unternehmen stark auseinandergehen und kleinere deutlich pessimistischer in den Jahresendspurt als größere gehen.
Eine Einschätzung, die Lutz Löffler vom gleichnamigen Geithainer Elektrofachgeschäft teilt. „Im Bereich der Haushalt-Groß- und -Kleingeräte kann man als lokaler Gewerbetreibender gegen die übermächtige Konkurrenz der großen Märkte und des Internets kaum mehr bestehen, sodass man eine Nische finden muss, was uns mit unserer Weihnachtsdekoration gelungen ist“, so der Geithainer Einzelhändler. Dabei ist das Weihnachtsgeschäft grundsätzlich die umsatzstärkste Zeit im Einzelhandel. So liegen die Umsätze in den letzten beiden Monaten des Jahres um rund 15 Prozent, in bestimmten Branchen sogar um bis zu 100 Prozent über dem Durchschnitt der anderen Monate. Der stationäre Handel erzielt dabei dem HDE zufolge knapp 20 Prozent, der Online-Handel gut ein Viertel seines Jahresumsatzes in den beiden letzten Monaten des Jahres.
Aber auch die Kunden haben große Pläne am Jahresende. Das zeigt eine vom HDE unterstützte Verbraucherbefragung des Instituts für empirische Sozialforschung GmbH zum Geschenke-Einkaufsverhalten.
Demnach will ein Viertel der Verbraucher im laufenden Weihnachtsgeschäft mehr Geld ausgeben als im Jahr zuvor, was im Ergebnis heißt, dass jeder Deutsche rund 472 Euro für Weihnachtsgeschenke und damit noch einmal mehr als in 2017 (466 Euro) zu investieren beabsichtigt. Ein großer Kuchen, von dem der ersten Vorsitzende des Gewerbevereins Grimma/Sachsen, Anke Rüssel, zufolge auch der Einzelhandel in den kleinen Städten trotz mehr oder weniger großer spezifischer Probleme vor Ort etwas abbekommt. „Auch für die regionale Händlerschaft ist das Weihnachtsgeschäft von mehr oder weniger großer Bedeutung“, so die Grimmaer Drogistin. Speziell für den Grimmaer Handel sei der sich über drei Wochenenden hinweg erstreckende Weihnachtsmarkt von großem Vorteil, da er auch viele Ortsfremde in die Stadt und ihre Geschäfte ziehe. „Weihnachtsmärkte sind ohne Frage ein Magnet für potenzielle Kunden, weshalb ich unserer Stadtverwaltung ein großes Kompliment für das mit dem Weihnachtsmarkt verbundene Engagement ausspreche“, so Anke Rüssel, der zufolge Grimma gute Gründe hat, mit seinen Pfunden zu wuchern. „Das Feedback, welches ich von unserer auswärtigen Kundschaft erhalte, ist überwiegend positiv bis sehr positiv, sowohl hinsichtlich der Innenstadt im Allgemeinen als auch der Geschäfte im Besonderen.“ Sicherlich gäbe es immer Gründe zum Klagen, aber für sie überwiege das Positive. „Als Gewerbetreibender muss ich meiner Kundschaft etwas bieten, und dies schließt auch ein geöffnetes Geschäft an den verkaufsoffenen Sonntagen ein.“ Roger Dietze