Wie zahlreiche andere Städte Deutschlands war Leipzig im Jahr 1938 Schauplatz der nationalsozialistischen Novemberpogrome gegen die jüdische Bevölkerung. Das Grauen begann in den frühen Morgenstunden des 10. November 1938: Mitten in der Stadt wurden hunderte jüdische Bürgerinnen und Bürger angegriffen und verhaftet, ihre Wohnungen und Geschäfte gezielt zerstört. Die große Synagoge der Jüdischen Gemeinde an der Ecke Gottsched-/Zentralstraße, die 1855 eingeweiht worden war, wurde in Brand gesteckt.
Anlässlich des 80. Jahrestages dieser schrecklichen Ereignisse und vor dem Hintergrund ihrer bedrohlichen Aktualität wird in Leipzig mit einer ganzen Reihe von Veranstaltungen an die Ereignisse vom November 1938 erinnert und zugleich gemahnt, gegen Rassismus und Antisemitismus zusammenzustehen.
Die zentrale Gedenkveranstaltung der Stadt Leipzig beginnt am Freitag, dem 9. November, um 9.30 Uhr am Ort der zerstörten Synagoge, an dem seit 1966 ein Gedenkstein und seit 2001 ein Mahnmal steht. Ihre ganz persönlichen Eindrücke wird Eva Wechsberg schildern. Die 1922 in der Messestadt geborene Jüdin, die in Leipzig aus vielen Veranstaltungen und Zeitzeugengesprächen gut bekannt ist, nimmt für die Gedenkfeier die lange Reise aus ihrer neuen Heimat Los Angeles auf sich. Nach dem Kaddisch-Gebet von Gemeinderabbiner Zsolt Balla werden am Denkmal Kränze niedergelegt und eine Schweigeminute gehalten. Für die musikalische Umrahmung sorgt der Leipziger Synagogalchor unter Leitung von Andreas Reuter.
Bereits am morgigen Donnerstag richtet die Projektgruppe „EnterHistory!“ ab 11 Uhr im Ariowitsch-Haus, Hinrichsenstraße 14, den Netzwerktag jüdische Geschichte Leipzigs und Engagement gegen Antisemitismus und Rassismus mit dem Motto „Es war einmal?“ aus. An gleicher Stelle können sich Besucher noch bis zum 31. Dezember die Ausstellung „BRUCH | STÜCKE – Die Novemberpogrome in Sachsen 1938“ ansehen.
Am 9. November werden von 16.30 bis 18 Uhr Stolpersteine in Leipzig geputzt, und es wird mit Mahnwachen an die Opfer des Holocaust erinnert.
Am 11. November, 18 Uhr, ist der Gottesdienst in der Thomaskirche dem Gedenken an die Pogromnacht gewidmet. Die Jüdisch-Christliche Arbeitsgemeinschaft lädt am 12. November, 17 Uhr, zum Friedensgebet in die Nikolaikirche. Studierende der Leipziger Hochschule für Musik und Theater bringen am 10., 11., 12. und 13. November jeweils 19.30 Uhr sowie am 13. November, 11 Uhr, in der Blackbox, Dittrichring 21, mit „Freiberg“ und „Letzte Tage Łód ´z“ zwei Kammeropern zur Aufführung, die von den letzten Momenten des Weltkrieges handeln. Die Libretti sind aus den Berichten von Überlebenden entstanden. PM