Was tun im Fall eines Notfalls? Gerade in kulturellen Einrichtungen wie Museen und Bibliotheken stellt sich diese Frage mit großer Dringlichkeit: Abhilfe können hier so genannte Notfallboxen schaffen – darin finden sich ausgewählte Materialien, die im Ernstfall schnell zur Hand sind, um die Schadensausbreitung umgehend einzudämmen sowie beschädigtes oder gefährdetes Kulturgut professionell zu sichern, zu evakuieren und zu dokumentieren. Jetzt wurden in Leipzig neun dieser Boxen übergeben.
Treffpunkt Stadtgeschichtliches Museum Leipzig: Die neue Präventionsausrüstung wird vorgestellt, mit dabei sind Dr. Anselm Hartinger, Direktor des Stadtgeschichtlichen Museums, Dr. Hans Jürgen Voigt, Vorsitzender des Notfallverbundes Leipziger Archive und Bibliotheken, und Michael Stephan, Leiter Dokumentation des Stadtgeschichtlichen Museums. Letzterer war hocherfreut und dies aus gutem Grund: „Nach einem Wasserschaden im Museum selbst, wo sich unsere Depots befinden, ist es noch einmal bedeutsamer geworden, das Kultur- und Kunstgut unserer Häuser besser bergen und auch andere Einrichtungen des Leipziger Notfallverbundes unterstützen zu können.“
Stichwort Notfallverbund Leipziger Archive und Bibliotheken: Dieser wurde im Jahr 2012 gegründet, inzwischen ist er um zahlreiche Einrichtungen angewachsen, um personelle und sachliche Ressourcen für Notfälle zu bündeln. Und diese werden nun auch von der aktuellen Investition profitieren: Vier der neun Notfallboxen gehen an das Stadtgeschichtliche Museum Leipzig, die verbleibenden fünf erhalten folgende weitere Mitglieder des Notfallverbundes: der Zoo Leipzig (Bibliothek), die Hochschule für Musik und Theater Felix Mendelssohn-Bartholdy (Bibliothek/Archiv) und das Gewandhaus zu Leipzig (Gewandhausarchiv).
Verwirklichen konnte man diese Anschaffung mit Mittel der Koordinierungsstelle für die Erhaltung des schriftlichen Kulturguts (KEK) – hier hatte das Stadtgeschichtliche Museum Leipzig stellvertretend für die anderen Einrichtungen Zuwendungen in Höhe von 9000 Euro beantragt. Zu schwerwiegenden Notfällen, bei denen Kulturgüter in Mitleidenschaft gezogen werden, zählen der Wassereinbruch, verursacht beispielsweise durch Hochwasser, Frostsprengung von Wasserleitungen, Windbruch an Fenstern oder verstopfte Fallrohre, sowie Brand- und Gebäudeschäden. Gänzlich ausschließen lassen sich derartige existenzielle Bedrohungsszenarien auch trotz Sorgfalt und Vorsorge nicht.
Hilfe mit den Boxen
Hier sollen die Notfallboxen helfen: Unter deren „Erste Hilfe“-Utensilien befinden sich Verbände, Abdeckplanen, Stretchfolien, Türkeile, Druckverschlussbeutel, Permanent-Stifte, Handleuchten oder eine Einwegkamera. Dazu erklärte Dokumentationsleiter Michael Stephan: „Im Ernstfall können wir so Leinwände, Grafiken, Archivgut, Fotos und Papiere, darunter z. B. auch die Autographe von Felix Mendelssohn Bartholdy, Richard Wagner und Johann Sebastian Bach schnell sichern.“