Die sportlichen Welten des Stefan Holtz: Als Kanute hat er vier Weltmeistertitel gesammelt – als Skisprinter will er in diesem Winter unbedingt noch einmal angreifen. Foto: PF

LEIPZIG. Die Motivation ist klar – Sachen ausprobieren. Und es irgendwie auch der ganzen Welt zeigen, dass man es kann. Gegen alle Widerstände. Stefan Holtz lacht: „Manchmal muss ich als Zwei-Meter-Mann einfach Dinge machen, die körperlich vielleicht überhaupt nicht umsetzbar sind.“

Und weil dieser Stefan Holtz ein Sportler – besser gesagt ein Hochleistungssportler – mit buchstäblich Leib und Seele ist, klappen die Dinge dann plötzlich auch. Das schnelle Laufen beispielsweise, gefordert beim diesjährigen Fitness-Wettbewerb Hyrox, bei dem er natürlich auch am Start war. „Wenn man ein Ziel hat, hat man auch genug Motivation“, bringt er es auf den eindeutigen Punkt.

Nun, an Motivation hat es dem gebürtigen Neubrandenburger eigentlich nie gefehlt – dementsprechend fällt die sportliche Bilanz aus. Immerhin zählt er zu Deutschlands erfolgreichsten Kanuten, hat in der Vergangenheit Europa- und Weltmeistertitel in beeindruckender Zahl gesammelt (es sind derer stattliche sieben Goldmedaillen). Aber es gehört auch zur Geschichte von Stefan Holtz, dass dieser eine ganz große Traum immer ein Traum geblieben ist – der Traum von den Olympischen Spielen, für die er sich tatsächlich als Rennkanute nie qualifizieren konnte.

„Aber diese Nackenschläge gehören zum Sport nun einmal dazu. Und sie sind auch wichtig“, überlegt er heute und erzählt seine Geschichte von Leidenschaft und Ausdauer, ja, vom „Es-der-Welt-zeigen-Wollen“. „Meine erste Medaille habe ich ja erst mit 24 Jahren geholt“, überlegt er und ergänzt: „Da hätten wahrscheinlich schon viele andere aufgegeben. Aber diese Option kam für mich niemals infrage.“ Und nach einer kleinen Pause ergänzt er: „Das Wichtigste ist immer der eigene Willen. Und das eigene Ziel. Wenn man dann zum ersten Mal das Nationaltrikot anhat, zum ersten Mal die Hymne hört, das sind schon Momente, die man nie vergisst.“

Manchmal steckt dann auch eine große Poesie in den Worten, wenn der Zwei-Meter-Mann von seinem Sport (der sich ja inzwischen längst nicht mehr auf das Kanu reduzieren lässt) spricht. Von der Klarheit der Morgenluft, der Schönheit des Sonnenaufgangs, den er im Kanu erlebt. Dabei kennt er auch diesen legendären „inneren Schweinehund“ nur zu gut, aber auch das Mittel dagegen: „Es ist immer nur dieser eine Schritt aus der Tür. Wenn man dann erst einmal fünf Minuten unterwegs ist, denkt man gar nicht mehr darüber nach, ob es kalt ist. Oder ob es regnet.“ Dies sind dann auch die Momente, an denen er darüber nachdenkt, wie er seine Gedanken, seine Philosophie weitergeben kann – beispielsweise einmal in einer Rolle als Sportbeauftragter der Leipziger Kinderstiftung. „Da gibt es durchaus Ideen“, überlegt Stefan Holtz: „So kann ich manche Kids einmal mitnehmen in meine Welt.“

Es ist eine Welt, die mittlerweile nicht mehr nur aus dem Kanurennsport besteht – da gibt es das erwähnte Hyrox, beispielsweise (dort geht es selbstverständlich auch bei der ersten WM an den Start). Und er machte ja auch von seinem Wechsel in den Wintersport von sich reden: Im klassischen Skisprint wagt er den erneuten Anlauf in Richtung Olympia. Auch wenn manche Erwartung sich bei Weitem nicht erfüllte, missen möchte er diese Erfahrung nicht: „Ich habe im Wintersport sehr viel gelernt – zum Beispiel darüber, wie schwer es ist, wenn man als Sportler ganz auf sich allein gestellt ist. Oder dass es etwas vollkommen anderes ist, auf Schnee statt auf Skirollern zu fahren.“ Doch dann kommt wieder dieses bekannte Lächeln: „Aber ich durfte einmal etwas ganz anderes kennenlernen.“

Es ist diese Lust auf Neuland, die ihn immer wieder antreibt. Die Lust auf das Vorankommen – was dann auch seinen Wechsel nach Leipzig erklärt. Am Anfang, überlegt er, sei es vor allem um die sportliche Seite gegangen, „aber inzwischen ist es meine Heimat geworden, der Ort, an dem ich mich einfach wohlfühle“. Wobei sich in den letzten Monaten ohnehin einiges verändert hat im Leben von Stefan Holtz. Von dem Vater Stefan Holtz: „Ich möchte mein Kind aufwachsen sehen.“

Auch dann klingt sie wieder durch, diese Poesie – wenn er davon spricht, dass es da immer wieder diesen Moment gibt, den man genießen muss. In vollen Zügen. „Ich weiß inzwischen, dass ich auch mal Ruhe und Abstand brauche“, überlegt er: „Man kann nicht immer ans Limit gehen.“ Auch da geht es irgendwie um Konsequenz – um das Erkennen der Dinge, die man nicht mitnehmen. Die man eben einfach nur genießen kann.

An Ehrgeiz mangelt es dem Sportler, dem Vater, dem Macher Stefan Holtz trotzdem nicht. Im Wintersport will er noch einmal angreifen („Vielleicht kann ich beim Training ja einen Kinderschlitten mitnehmen!“), die erwähnte Hyrox-WM steht auch noch als Aufgabe für 2019. Und selbst mit dem Triathlon liebäugelt er seit einiger Zeit: „Aber erst, wenn ich beim Fitness-Triathlon auf dem Podium stehe, werde ich an den olympischen gehen!“ Und dann ergänzt er wieder mit einem Lächeln: „Na ja, ein Sportler bleibt man nun eben mal sein ganzes Leben lang.“ J. Wagner

 

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