Ende Juli wurde die 23-jährige Julia Joachim aus dem Ostrauer Ortsteil Schrebitz zur Hopfenkönigin des Elbe-Saale-Anbaugebietes gekrönt. Foto: PM

Region. „Als ich klein war, war ich ein typisches Mädchen mit Kleidchen, Zöpfe flechten und allem was dazu gehört“, gibt Julia Joachim mit einem Schmunzeln zu. Und natürlich war sie auch von Prinzessinnen und Königinnen im Märchen fasziniert.

Seit Ende Juli diesen Jahres ist die 23-Jährige nun sogar selbst eine echte Königin. Auf dem Elbe-Saale-Hopfentag in Gävernitz wurde sie zur mittlerweile siebten Hopfenkönigin des Elbe-Saale-Anbaugebietes gekürt. „Meine Aufgabe als Hopfenkönigin ist es, den Hopfenanbau publik und unser Anbaugebiet sowohl bei Brauereien als auch bei den Konsumenten noch bekannter zu machen. Dieser regionale Gedanke ist mir sehr wichtig“, erklärt Julia Joachim: „Dafür werde ich in den nächsten beiden Jahren viel unterwegs sein und unterschiedlichste Erfahrungen sammeln. Mit den Reisen kann ich ganz nebenbei auch noch einem großen Hobby von mir nachgehen. Ich reise sehr gern.“

Als Hopfenkönigin trägt sie bei allen öffentlichen Auftritten ein zünftiges Dirndl. „Das ist für mich als Sächsin etwas gewöhnungsbedürftig. Aber auf einer Shoppingtour mit Mutti hab ich ein paar wirklich schöne Sachen gefunden. Ich finde es einfach schön, mich hübsch zu machen.“ Schon in den ersten Wochen ihrer „Regentschaft“ ist sie als Hopfenkönigin ganz schön herumgekommen. Nur wenige Tage nach ihrer Krönung war sie beim internationalen Hopfenkongress im spanischen Leon, kurze Zeit später besuchte sie im Rahmen einer Tour einige Hopfenbetriebe in den USA: „Es war sehr spannend, die unterschiedlichen Herangehensweisen beim Hopfenanbau zu erleben. In Spanien gibt es sehr viele kleine Familienbetriebe. In den USA haben wir den kompletten Gegensatz gesehen. Da gab es Betriebe mit bis zu 500 Hektar Hopfen, das war beeindruckend. Ich finde es wichtig, immer offen für neue Inspirationen zu sein.“

Julia Joachim kennt sich selbst bestens mit Hopfen aus. Kein Wunder: Schließlich betreibt ihre Familie seit 2004 in Schrebitz, einem Ortsteil der sächsischen Stadt Ostrau, die Hoob Hopfen und Obst GmbH mit 80 Hektar Hopfen. So ist sie in die Arbeit regelrecht „hineingewachsen“, hat immer mit angepackt, wenn es denn nötig war – auch, wenn es „nicht immer ein Vergnügen“ war.

Die richtige Leidenschaft zum Hopfen entwickelte sie schließlich zu Beginn des Jahres. „Da war ich auf einer zehntägigen Hopfenfachexkursion in Argentinien. Dort hab ich zum ersten Mal gemerkt, dass Hopfen nicht nur Arbeit ist. Für viele Menschen ist er eine riesige Leidenschaft mit vielen Facetten.“ Nun könne sie nicht mehr ausschließen, den elterlichen Betrieb „eines Tages weiterzuführen, vielleicht zusammen mit meinem kleinen Bruder Max. Der steht schon fast in den Startlöchern“, sagt sie.

Der aktuelle Berufstraum sieht für Julia Joachim allerdings noch ein wenig anders aus. Sie absolviert derzeit in Dresden ein Lehramtsstudium für die Fächer Mathematik und Religion für Gymnasium. Im Oktober startet das siebte Semester. „Seitdem ich denken kann, wollte ich Lehrerin werden“, sagt sie lächelnd: „Ich wollte immer Kinder unterrichten.“ Das macht sie bereits heute einmal in der Woche beim Studienkreis in Döbeln. „Das macht mir Riesenspaß. So hab ich mein Hobby schon zum Beruf gemacht.“

Bis sie ab Oktober wieder in Dresden im Hörsaal sitzt, hat Julia Joachim noch einen richtig vollen, höchst königlichen Terminkalender. Am 30. August stand für die Hopfenkönigin beispielsweise eine Hopfenrundfahrt durch die Hallertau, das größte zusammenhängende Hopfenanbaugebiet der Welt, auf dem Programm. Und Anfang September ist dann offizieller Erntestart. „Im September ist einiges los. Da ist mein Kalender ziemlich voll“, sagt die 23-Jährige, die sich sehr auf die kommenden beiden Jahre als Hopfenkönigin freut.

Neben den Repräsentationsterminen als Hopfenkönigin packt sie natürlich auch bei der Ernte wieder kräftig mit an. Julia Joachim präsentiert nicht nur das Hopfenanbaugebiet und spricht über Hopfen, sie trinkt auch gern mal ein Bier. „Das ist fast Voraussetzung für eine Hopfenkönigin. Man muss ja wissen, worüber man redet“, lacht sie. Wie an jedem anderen Tag in der Woche ist Julia Joachim auch sonntags oft unterwegs. „Ein Sonntag im Sommer ist bei uns ein Tag wie jeder andere. Hopfen wächst auch sonntags“, erklärt sie. Neben dem Hopfen steht der letzte Tag der Woche oft im Zeichen des Fußballs. Schließlich spielt Bruder Max als Torwart in der B-Jugend der Spielgemeinschaft Hochweitzschen/Zschaitz/Roßwein. Papa Reiner ist Nachwuchstrainer in Hochweitzschen. Außerdem ist Julia großer Fan von Dynamo Dresden und geht, so oft es die Zeit zulässt, ins Stadion. Mit ihrem Bruder hat sie eine Dauerkarte. „Dresden ist eine wunderschöne Stadt, da gehört Dynamo einfach dazu“, sagt sie mit leuchtenden Augen: „Im Stadion herrscht eine einmalige Atmosphäre. Die packt einen einfach, auch wenn man es gar nicht will.“ Auf diese Saison in der 2. Bundesliga freut sie sich ganz besonders. Schließlich stehen gleich zwei Spiele in Hamburg auf dem Programm. „Meine Schwester Jennifer wohnt in Hamburg. Da ist natürlich auch ein Besuch im Stadion vom Hamburger SV Pflicht.“ A. Neustadt

 

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