LEIPZIG. „Wenn man einmal dabei war, dann bleibt man auch immer dran“, überlegt Kristina Graupner. Und sie weiß ganz genau, wovon sie spricht – immerhin ist die heutige Ehrenpräsidentin des TuG Leipzig als Gründungsmitglied seit 25 Jahren im Verein aktiv.
Vor-Ort-Termin in der Leplaystraße, ein eher außergewöhnlicher Ort für ein Sonntagsfrühstück – aber natürlich muss man sich dort treffen, wo das turnerische Herz der Messestadt schlägt. „Ist schon ganz schön was los“, meint Kristina Graupner mit einem Lächeln, als sich die Tür zur Turnhalle öffnet: Ganz vorn trainieren jene jungen Turnerinnen, die just am Wochenende bei den Deutschen Jugendmeisterschaften im Geräteturnen starten werden. Dazu tummeln sich die Kleinsten, es kommen noch die Gymnastikgruppen hinzu. Ja, diese von außen unscheinbare Halle in der Leplaystraße ist ein echter Anziehungspunkt.
„Es wäre unglaublich schade, wenn es diesen Verein nicht mehr geben würde“, bringt die Ehrenpräsidentin ihre Leidenschaft für den TuG Leipzig im Allgemeinen und für das Turnen im Besonderen auf den Punkt: „Dabei haben sich in den vergangenen 25 Jahren die Rahmenbedingungen schon sehr verändert.“ Zum 25. Vereinsjubiläum – gefeiert im April mit einem Sportfest natürlich in der Leplaystraße – gab‘s jede Menge Gelegenheit, einmal Rückschau zu halten, Bilanz zu ziehen. Und dann am Ende doch wieder Hoffnung zu schöpfen: „Wir haben bei den Landesmeisterschaften gegen die Übermacht aus Chemnitz ganz gut dagegengehalten“, erzählt sie mit einem Lächeln. Was in diesem konkreten Fall heißt, dass man gegen die Dominanz des Bundesstützpunktes sogar Landesmeistertitel holen konnte – Glückwunsch an Hannah Zwahr, Alexa Hempel, Lilly-Fay Doberenz, Elisabeth Lübke und Alina Schlegel.
Till Schäller, Trainer der Turnerinnen der Altersklassen zehn bis 14, lächelt bei einem entsprechenden Rückblick auf diesen starken Auftritt zu Monatsbeginn. Und ebenso beim Ausblick: „Jetzt sollen die Mädels bei den Deutschen Meisterschaften einfach zeigen, was sie draufhaben.“ Eine Idee, die Kerstin Schlegel – sie ist eine der ehrenamtlichen Trainerinnen bei den Turnern – gern weiterspinnt: „Wenn sie dies schaffen, ist die Platzierung am Ende nicht ganz so wichtig.“ Und nach einer Pause berichtet sie über die Trainingsphilosophie: „Ich kann aus den Sportlerinnen ohnehin nur das Beste herausholen, wenn ich an ihren Stärken arbeite.“
Gleich daneben steht Dietmar Vogel und hat ein Auge auf den Nachwuchs – als Trainer der Turnschule „Erika Zuchold“ ist er quasi der „Vorgänger“ von Till Schäller und kümmert sich um die Kleinsten. Über mangelnden Zuspruch kann sich die TuG-Turnriege in dieser Hinsicht ja nicht beschweren. „Ich habe jeden Tag Anfragen auf dem Tisch“, erzählt Dietmar Vogel und Till Schäller ergänzt: „Eigentlich könnten wir noch viele weitere Turngruppen für die Kleinsten eröffnen – aber es fehlt an Platz und vor allem an Trainern.“ Denn genau dieses Trainer-Know-how ist beim Turnen unglaublich wichtig, da ist sich das Quartett schnell einig.
Sucht man nun noch einmal nach der Faszination beim Geräteturnen, kommt Kerstin Schlegel schnell ins Schwärmen – sie spricht von der Ästhetik, die in dieser Sportart steckt ebenso wie von dem Respekt: „Wenn man erzählt, dass man geturnt hat, hören viele Leute schon einmal richtig hin.“ Und nach einer Pause ergänzt sie: „Es ist schon eine Sportart, von der man so viel fürs Leben mitnehmen kann – die Disziplin, die nötig ist. Den Willen, an die eigenen Grenzen zu gehen. Und ehrlich: Ich kann all jene nicht verstehen, die sagen, man verschwende mit diesem trainingsintensiven Sport seine Kindheit – was machen viele andere Kinder denn, außer im eigenen Zimmer hocken?“
Davon kann gerade bei den talentierten Turnerinnen des TuG Leipzig längst nicht mehr die Rede sein – die sind ja in diesem Jahr wieder in die 2. Bundesliga aufgestiegen. Ein ganz wichtiger Erfolg, findet Kristina Graupner: „Ich denke, für die turnaffinen Menschen, aber auch für die Stadt Leipzig selbst hat das schon eine echte Signalwirkung.“ Immerhin ist Leipzig ja eine Stadt mit so viel Turntradition – dafür steht eben ein Name wie Erika Zuchold. Und nun sei da eine junge Riege, die diese Tradition fortschreibt und „die das TuG-Emblem schon mit einem gewissen Stolz trägt.“ J. Wagner