Gute Kost: Friedhelm Eberle sorgte für einen Gaumenschmaus bei der Lesung „Buchmesse schmeckt“. Foto: RK

Für einen ersten Vorgeschmack auf die Leipziger Buchmesse sorgten die beliebten „Buchmesse schmeckt“-Lesungen in der Moritzbastei. Das Ritual ist immer gleich: Leipziger Prominente lesen zur Mittagszeit ab 12.12 Uhr aus ihren Lieblingsbüchern, und die Gäste genießen wahlweise bei Grünerbsen- oder Hühnernudelsuppe literarische Kost.

In diesem Jahr hatte sich auch Ralf Rangnick, Cheftrainer der Fußball-Bundesliga-Elf vom Rasenballsport Leipzig, angekündigt. Neugierig, was der Schwabe zu erzählen hat, machte ich mich auf den Weg ins „Schwalbennest“. Anstatt des Charakterfußes stand allerdings Charakterkopf Friedhelm Eberle hinterm Mikrofon. Lange Gesichter gab es kaum – dafür war der Schauspieler, der kurzfristig als „Ersatzspieler“ eingesprungen war, einfach zu gewaltig.

Mit dem Satz, „hätte man mich im Spiel gegen Augsburg eingesetzt, wäre der Gegner gelähmt gewesen“, nahm der 83-jährige Wortakrobat den Ball an und verzückte sein Publikum eine halbe Stunde lang mit Texten des österreichischen Schriftstellers Thomas Bernhard (1931–1989). Erst am 12. Februar hatte das langjährige Ensemble-Mitglied des Leipziger Schauspiels den „Theatermacher“ des von ihm geschätzten Autors in den Kellerräumen der Moritzbastei beleuchtet.

Der bekennende Bernhard-Fan, der in über 30 Filmen (unter anderem im TV-Krimi „Polizeiruf 110“) und 45 Jahre lang in der Bosestraße 1 zu sehen war, fesselte alle mit bissigem Humor, erzählte von den kranken Schwestern, dem Museumskatalog, des Deutschen liebsten Begleiters in kunsthistorischen Ausstellungen und vom Umblätterer, der mehr begreift als der Leser selbst. In diesem Sinne wünsche ich eine genussvolle Buchmesse. Mahlzeit!

Regina Katzer

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