DELITZSCH. Das Jahr fängt ja gut an! Jedenfalls für die Kameradinnen und Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Delitzsch. Oberbürgermeister Dr. Manfred Wilde überreichte im Januar einen großen symbolischen Schlüssel für eine moderne Drehleiter DLA (K) 23-12 mit Gelenkarm an Wehrleiter Andreas Pradel.
Doch anstatt den Schlüssel zu behalten, reichte der Delitzscher Ortswehrleiter diesen sogleich an die Kameraden Klaus Bechstedt, Heiko Friedrich, Daniel Hiersemann, Marcel Lösch und Tarek Bezouh weiter. Sie seien es nämlich gewesen, die sich in den Werken der beiden führenden Herstellerfirmen persönlich schlau machten und deren Erfahrungen dann in der „Europaweiten Ausschreibung“ berücksichtigt wurden.
Während der offiziellen Übergabe im Beisein von Landrat Kai Emanuel fand Dr. Manfred Wilde viele lobende Worte für die insgesamt acht Wehren seiner Gemeinde und er dankte den Familienangehörigen. Das Jahr 2018 sei zweifelsohne eine gewaltige Herausforderung gewesen und wird als Jahr der Dürre mit den vielen Wald- und Feldbränden allen noch lange in Erinnerung bleiben.
Nun also eine neue Drehleiter, die 30 Meter ausgefahren werden kann, und die über einen Korb verfügt, der eine Gesamtlast von 500 Kilogramm aushält. Außerdem gibt es am Korb unter anderem eine Rollstuhlfahrerrampe, eine Krankentrage-Halterung, zwei Hochleistungs-LEDs sowie ein permanent montiertes Aluminiumrohr in der Oberleiter zur schnelleren Wasserversorgung. Die Gesamtkosten des neuen Fahrzeugs belaufen sich auf rund 700.000 Euro, wovon die Stadt 262.000 Euro selbst trägt. Die Höhe der Fördermittel beträgt 438.000 Euro. Für Manfred Wilde ist diese Anschaffung eine Investition in die Zukunft, die im Ernstfall etwa 45.000 Menschen in der Region zur Verfügung steht.
Die alte Drehleiter nannte Andreas Pradel liebevoll „Unsere Diva, die Kälte und Nässe nicht mochte“. Aber man habe sich in all den 22 Jahren, die sie im Dienst stand, arrangiert und somit viele Menschen retten können. Drehleitern kommen übrigens nicht nur bei Bränden zum Einsatz, sondern stehen auch bei der Gefahrenabwehr während Naturkatastrophen an vorderster Front. Gerade bei schweren Stürmen wie „Friederike“ sind die Kameradinnen und Kameraden im Dauereinsatz, um beispielsweise Dachziegel aus Fanggittern zu räumen oder die Kronen schrägstehender Bäume auszulichten, um nur einiges zu nennen. „Wir haben auch schon schwer verletzte Patienten aus ihren Wohnungen durch das Fenster hindurch gerettet, wenn sie nicht mehr über das Treppenhaus transportiert werden konnten“, so Andreas Pradel.
Doch was, bitte schön, macht eine Drehleiter bei einem Kellerbrand? Die tiefsten Räume eines Gebäudes kann man doch sicher ohne Leiter erreichen. „Kellerbrände sind recht heimtückisch, denn die einhergehende starke Rauchentwicklung verhindert das Verlassen der oberen Stockwerke durch das Treppenhaus“, klärt der Wehrleiter auf. Die alte Drehleiter ist noch da und wird noch eine Weile im Einsatz sein. Wie Andreas Pradel, der übrigens als Sachgebietsleiter in der Delitzscher Bauverwaltung arbeitet, erklärte, geht das neue Fahrzeug erst dann in den Dienst, wenn alle aktiven Kameradinnen und Kameraden die Bedienung der neuen, wertvollen Technik beherrschen. Im Ernstfall muss schließlich jeder Handgriff sitzen und das erfordert eine zusätzliche Ausbildung.
Pfarrer Matthias Taatz aus Schenkenberg spendete den Segen für das Fahrzeug und diejenigen, die es bedienen werden. Und er dankte den Helfern in der Not, die ihren Dienst tun, ohne Ansicht der Person. Das sei seiner Meinung nach christliche Tradition des Glaubens. KiKi