Dieses Fahrzeug ist ein weiterer Baustein für ein neues Leben: Bastian Berger nimmt mit Faye Emilia von Benjamin Dorn (r.) den Schlüssel für den umgebauten Golf in Empfang. Foto: André Kempner
Dieses Fahrzeug ist ein weiterer Baustein für ein neues Leben: Bastian Berger nimmt mit Faye Emilia von Benjamin Dorn (r.) den Schlüssel für den umgebauten Golf in Empfang. Foto: André Kempner

Manchmal ist ein Auto so viel mehr als nur ein Fortbewegungsmittel. Für Bastian Berger ist der neue VW Golf ein entscheidender Schritt zurück ins Leben: Mit diesem individuell angepassten Auto aus dem Autohaus Burkard kann der Liebertwolkwitzer endlich wieder all jene Dinge tun, die einem manchmal so normal und selbstverständlich erscheinen – selbst einkaufen zum Beispiel oder eben jeden Morgen zur Arbeit fahren.

„Dies hat wirklich gefehlt“

„Ja, das hat mir wirklich gefehlt. Die Kolleginnen und Kollegen in der Arztpraxis, das ganz normale Arbeitsleben, der Kontakt mit den Menschen“, erzählt Bastian Berger. Und es war vor einigen Wochen ein erster wichtiger Schritt, als er im Homeoffice wieder begonnen hat mit seiner Arbeit in der Arztpraxis von Dr. Frank Radowsky – nun ist endlich Zeit für den zweiten, den größeren Schritt hinein in eine neue, wiedergewonnene Normalität. Die Rückkehr in die Arztpraxis, eine Rückkehr nach einer monatelangen Leidenszeit. Und nach einem kompletten Neustart.

Es war am 3. Oktober 2023 – eigentlich war es die schönste Zeit des Jahres. Urlaub genießen, Ausspannen, Erholen in Venedig. Bis zu jenem Augenblick am Abend, an dem der Busfahrer die Kontrolle verlor und das Fahrzeug 15 Meter in die Tiefe stürzte. Nach Sekunden war alles anders: Die Ehefrau Eleen unter den Opfern, die beiden Kinder waren verletzt, Bastian Berger lag im Koma.

Alles auf Anfang

„Der Neustart in unserem Leben datiert auf den 28. Februar 2024“, erzählt er heute im Rückblick: „An diesem Tag sind wir zurück in unsere alte Heimat gezogen. Zurück nach Liebertwolkwitz. Hier habe ich Familien, Freunde, meine Arbeit: Das ist mein Zuhause und bleibt mein Zuhause.“ Da lagen schon schwere, harte Tage hinter der Familie – zahllose Therapien halfen körperlich und mental wieder auf die Beine. Und Familienmitglieder in Karlsruhe gaben Halt und Unterstützung. Bis zu diesem Punkt, an dem er wieder auf eigenen Beinen stehen wollte: „Man braucht auch seinen eigenen Freiraum. Deshalb hatte ich die Entscheidung, alles auf Null zu setzen und ganz neu anzufangen schon im Krankenhaus getroffen.“

Doch alle medizinischen Mühen und Anstrengungen konnten eines nicht verhindern: Bastian Berger wird seinen linken Arm nicht mehr wie gewohnt einsetzen können. Nie mehr. „Ich habe tatsächlich eine Weile gebraucht, um mit dieser Nachricht klarzukommen“, sagt er offen und ehrlich: „Aber ich bin ein Mensch, der immer kämpft.“ Und nach einer Pause ergänzt er: „Dies zeigt auch die Tatsache, dass ich jetzt, ein Jahr nach dem Unfall hier sitze.“

Hier, dies ist in diesem speziellen Fall das Autohaus Burkard in Liebertwolkwitz. Weil es um einen weiteren, wichtigen Puzzlestein geht – um ein neues Fahrzeug, mit dem Bastian Berger endlich wieder Mobilität, Unabhängigkeit, Flexibilität bekommt. Mit dem bisherigen Auto konnte er schlicht nicht mehr fahren – das Schalten war ein Ding der Unmöglichkeit. Also durfte es kein Fahrzeug von der Stange sein, nein, dieser VW Golf wurde umgebaut und angepasst. Mit einem – nun ja – Joystick am Lenkrad, der alle wichtigen Funktionen wie das Schalten vereint. Ein bemerkenswertes Auto, in dieser Form entstanden in kürzester Zeit.

„Natürlich hatten wir dies alles verfolgt – gerade, weil es Menschen aus unserer Region betroffen hatte“, erzählt Benjamin Dorn vom Autohaus Burkard. Deshalb war man „mit einer ganz anderen Motivation“ an die Sache rangegangen, als eines Tages Tino Walther im Autohaus stand. Der Vater von Bastian Berger hatte eine wichtige Frage: Ob es eine Chance gebe, seinem Sohn ein Fahrzeug so umzubauen, dass er trotz seiner Einschränkungen fahren könne? Die Antwort steht inzwischen vor der Tür in Form eines silbergrauen VW Golf. Na klar geht das. Und die Freude, der Stolz, hier helfen zu können, ist beim Vor-Ort-Termin geradezu mit den Händen zu greifen: „Wir haben wirklich das Beste herausgeholt.“

Das können Bastian Berger, seine Tochter Faye Emilia und Tino Walther nur bestätigen. „In den letzten Monaten hat mir mein Vater immer geholfen und hat mich gefahren – zu den Terminen, zum Einkaufen. Das hat auch immer wunderbar geklappt“, erzählt Bastian Berger – und dennoch freut er sich riesig über die neugewonnene Selbstständigkeit in der alten, neuen Heimat Liebertwolkwitz. Und nicht zuletzt darüber, endlich wieder in die Praxis von Dr. Frank Radowsky fahren zu können. Zur Arbeit, wohlgemerkt.

Crowdfunding ermöglicht Neustart

Der Arzt ist zwar nicht im Autohaus dabei, aber immer präsent. In den Gesprächen und Erzählungen – weil er es war, der unmittelbar nach dem 3. Oktober 2023 aktiv wurde und jene Crowdfunding-Kampagne startete, mit deren Hilfe der Neustart in „Wolks“ (der mit neuer Wohnung inklusive neuer Einrichtung wirklich allumfassend ausgefallen ist) finanziert werden konnte. Auch das neue Fahrzeug.

Wobei – neben den eingesammelten Spenden ist da aber noch ein weiterer, mindestens ebenso wichtiger Punkt für die Familie. „Was für eine Aktion: Da haben so viele Privatleute mitgemacht, Unternehmen und Vereine – das war wirklich bemerkenswert“, erzählt Tino Walther bewegt und davon, dass auch die Leipziger DHfK-Bundesliga-Handballer und RB Leipzig beim Crowdfunding dabei waren. Und Bastian Berger sagt: „Für mich war dieser Zuspruch von so vielen Menschen, die mich ja eigentlich gar nicht gekannt haben, ein ganz großer Mutmacher.“ Jens Wagner

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