Der Leipziger freut sich noch heute, dass er in den siebziger Jahren zweimal Silber mit seiner glasklaren Stimme beim Festival in Tokyo erhielt. Foto: Traudel Thalheim

Leipzig. „Ich bin noch immer happy. Herrlich diese Stimmung. Die Leute waren super drauf, sangen beim Chiantiwein und anderen Hits kräftig mit“, erzählt Hans-Jürgen Beyer an meinem Küchentisch – an dem auch Komponist, Bandleader James Last, Sängerinnen Patricia und Kathy Kelly, Schauspieler Dieter Bellmann, Sänger Achim Mentzel, vor kurzem Brisant-Moderatorin Kamilla Senjo saßen – von seinen kürzlichen Auftritten in der weinumrankten Pergola „Zum lustigen Krokodil“ im italienischen Kaltern an der Weinstraße. Atemberauschend ist auch die Landschaft mit Blick bis hin zu den Dolomiten, schwärmt der Sänger, der schon die halbe Welt gesehen hat.

Zu verdanken habe er das seiner geliebten Mama, die jetzt von oben zuschaut. Klavier- und Gesangsunterricht, das war als Achtjähriger nicht unbedingt sein Ding. Eher Fußball und Spielplatz, aber die Mama ließ nicht locker und so ging er bereits als zehnjähriger Thomaner mit auf Konzerttournee. Sehr gern erinnert sich der Solosopran-Thomaner an die Auftritte mit Star-Tenor Peter Schreier, daran, als sie gemeinsam die Engelsverkündigung aus dem Weihnachtsoratorium von Bach interpretierten, freut sich, dass er davon noch Aufzeichnungen hat.

Erinnerung an Schülerband „Pisces“

Auch an die von Thomaner Heinz Fischer gegründeten Schülerband „Pisces“ erinnert er sich gern. „Eines Tages“, so Hans-Jürgen, sagte ein Student zu mir: „fahr mal nach Gaschwitz in die Centralhalle, da spielt Renft, der hat nicht gerade den besten Sänger“. Tage habe er darüber nachgedacht, fasste sich schließlich ein Herz, fuhr zu Renft, fragte, ob er da mal singen dürfe. Er durfte, wurde frenetisch gefeiert, hatte immer wieder mit der Band Auftritte, obwohl er natürlich bis zum Abiturschluss den Thomanern treu blieb. Aber Musik zu studieren? Sein Vater war für Betonfacharbeiter. Erst mal ’nen richtigen Beruf haben, danach kann man weiter sehen, meinte sein Papa. Und so ging er pflichtgemäß nach Boxberg in die Lehre, brach sie später ab. Auch da war die Mama wieder im Spiel. „Uwe Schikora und Band wollte mich haben und meine Mutti meinte, brich ab, geh nach Berlin.“ Und so stieg er bei Uwe Schikora ein, sang bei Frank Schöbel, mit dem er noch heute eng verbunden ist, die zweite Stimme. Nach einer Gelbsucht studierte er in Leipzig an der Hochschule „Felix Mendelsohn Bartholdy.“ Dort traf er eines schönen Tages auf der Treppe den Leipziger Komponisten Arndt Bause, Vater von Inka Bause.

„Für Dich schreib ich einen Titel“, hatte er im Vorbeigehen gesagt. Und dieses Lied „Tag für Tag“ wurde ein Welthit. Beyer war damit in vielerlei Mund, seine Alben – von Ave Maria, den Gefangenenchor, über Swing bis hin zu Pop Balladen – international gefragt. Er ging auf Tourneen, stand auf Bühnen bis hin nach Indien. Das führte schließlich dazu, dass er für das „World Popular Song Festival in Tokyo“ nominiert, 1976 mit einer Silbermedaille nach Hause kam und diesen Erfolg 1978 noch einmal mit Silber wieder holte. In Bulgarien gewann er im Interpretenwettbewerb den Goldenen Orpheus und weitere Preise schmücken das Musikzimmer seines Hauses in Ermlitz.

Dass er in der Wendezeit nicht in ein Loch fiel, wie es vielen DDR Stars erging, hatte er einem Zufall zu verdanken. „Nach einem Auftritt in Schwerin sprach mich ein Herr an, meinte zu mir, so was wie Sie brauche ich auf MS Europa. Sie müssen mir jedoch den Gefallen tun, Ihr Repertoire auf meine Passagiere einzustellen“. Und damit begann für den Leipziger die Zeit der Kreuzfahrten.

Vom Luxusliner bis hin zum Familienschiff wie der Aida erfreute er die Passagiere mit seinem Gesang, lernte das Bordleben kennen und wie er meint sogar lieben. „Es war für mich eine sehr schöne Zeit und was die Seekrankheit betrifft, von ihr blieb ich verschont.“ Weiter ging es mit Fernsehen, Radio, Festivals, neuen Alben, wie zum 70. „Das Beste zum Jubiläum“-Konzerte europaweit. Soeben wurde die MDR-Sendung „Die besten Schlager aller Zeiten“ aufgezeichnet, die demnächst gesendet wird.

Hansi Beyer ist ein Familienmensch

Ist Beyer auch ein Familienmensch? „Auf jeden Fall“, sagt er und ich habe es ab und an auch erlebt, wie die Familie füreinander da ist. Sehr glücklich und stolz sei er auf seine beiden Söhne Michael und Christian, die ihn zwischenzeitlich zwei Enkel, namens Patrick und Paul, schenkten. Auch mit seiner ersten Ehefrau Monika, Mutter der Söhne, ist er in ständiger Verbindung. Ebenso wie mit Jeaine, der australischen Tänzerin, die ebenso wie er auf einem Luxusliner arbeitete. An die zehn Jahre war er mit ihr verheiratet. Sie wollte unbedingt zurück in ihre Heimat. Manuela heißt die Neue. Eine Kosmetikerin aus Berlin. „Manuela ist eine fantastische Partnerin. Ich habe sie sehr lieb und bin sehr froh, dass ich sie getroffen habe. Sie liest mir jeden Wunsch von den Augen ab, passt auf mich auf und ich bin auch immer für sie da“ macht er Komplimente, spricht über das beiderseitige Fahrradvergnügen, das Planschen im Pool, die Musestunden … Und von seinem Favoriten, RB Leipzig, für den sein Herz schlägt.

Übrigens: Im Herbst fährt Hans-Jürgen Beyer für zwei weitere Konzerte wieder ins italienische Südtiroler Kaltern. Auch im nächsten Jahr wird der Leipziger mit seiner glasklaren Sopranstimme im „lustigen Krokodil“ präsent sein. Mit dabei natürlich seine Manuela. Traudel Thalheim

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