BAD DÜBEN. Es wurde in den zurückliegenden Jahrhunderten schon einiges über Michael Kohlhaas alias Hans Kohlhase geschrieben. Es existieren zahlreiche Bücher, Schriften und Abhandlungen. Aber auch Verfilmungen und verschiedene Theateraufführungen erzählten die Geschichte über den Berliner Kaufmann, dem man einst die Pferde nahm.
Doch was ist dran an dieser Geschichte? Was ist Wahrheit und was ist Fiktion? Mit diesem Thema beschäftigten sich in den zurückliegenden Monaten die Bad Dübener Museumsleiterin Yvette Steuer und ihr Team. Was dabei herauskam, ist nun in einer informativen Dauerausstellung im Burgturm zu bewundern – und zwar genau in dem Zimmer, wo 1533 die Güteverhandlung zwischen Junker Gunter von Zaschnitz von Schloss Schnaditz und Hans Kohlhase aus Berlin stattfand.
Jetzt, im Dezember, wurde einem Weihnachtsgeschenk gleich zur Eröffnung dieser Ausstellung geladen. Die Wände des Raumes sind in Weiß und Gelb gehalten und in Vitrinen wird die wahre Geschichte um Hans Kohlhase erzählt. Umfangreiches Textmaterial und mehrere Bilder vom Künstler Volker Pohlenz aus Wöllnau informieren über die Begebenheiten, wie sie sich tatsächlich zugetragen haben. Das ist aus dem Grund folgerichtig, weil es durch die 1810 erschienene weltbekannte Novelle „Michael Kohlhaas“ immer wieder zu Verwechslungen kam. Außerdem ist nur wenigen bekannt, dass der „Pferderaub zu Wellaune“, der sich 1532 unmittelbar vor der Haustür Bad Dübens ereignete, den Anstoß der Kleist´schen Novelle lieferte.
Die wahre Geschichte begann also 1532 im Gasthof zu Wellaune. Der Berliner Kaufmann, der sich auf dem Weg nach Leipzig befand, geriet mit Männern des Schnaditzer Schlosses in Streit und ihm wurden die Pferde abgenommen, die der Junker an sich nahm. Ohne jetzt zu weit ins Detail zu gehen (denn das kann man nun im Bad Dübener Burgturm nachlesen), sollte jedoch erwähnt werden, dass der Streit mit dem Junker Gunter von Zaschnitz mehrere Jahre andauerten, Hans Kohlhase 1534 die Fehde gegenüber dem Land Sachsen aussprach und schließlich alles verlor. Der Entrechtete wurde zum Rebellen gegen Obrigkeit und Adel und gilt zuweilen bis heute als der sächsische Robin Hood.
Sein letzter großer Clou war der Überfall eines brandenburgischen Silbertransports am Teltower Fließ, heute bekannt als Kohlhaasenbrück, im Februar 1540. Durch eine List des brandenburgischen Kurfürsten nach Berlin gelockt, gerieten Hans Kohlhase und seine Gefolgsleute Anfang März in Gefangenschaft und am 22. März folgte die Hinrichtung auf dem Strausberger Platz.
Es war eine bewegende, aber auch dramatische Geschichte, die sich zu Beginn der Neuzeit ereignete und nicht nur die Gerichte seinerzeit auf Trab hielt, denn bis heute befassen sich Rechtshistoriker und Juristen mit dieser Problematik. „Ein Grund für die Lebendigkeit des Falles ist zweifellos die außergewöhnliche Aktenfülle, die aus Prozessmitschriften, Protokollen und Briefen der Jahre 1532 bis 1540 vorliegen“, ist sich Yvette Steuer sicher. Und dann Heinrich von Kleist, der knapp 300 Jahre später diesen Fall aufgriff und seine Novelle schrieb. Er ließ zwar allerhand dichterische Freiheit in seinem Werk zu, machte aber die Geschichte um Hans Kohlhase, alias Michael Kohlhaas, weltbekannt. „Sein literarisches Werk wurde in mehrere Sprachen übersetzt und wird bis heute auf internationalen Bühnen, in Filmen und in volkstümlichen Aufführungen adaptiert“, weiß Yvette Steuer. KiKi