Leipzig. Seine Verpflichtung hat im Sommer in der Liga durchaus für Schlagzeilen gesorgt. Mit Joonas Riekkinen konnten die Icefighters einen starken Center vom dänischen Club Herlev Eagles nach Leipzig lotsen.
Der 34-Jährige bringt immerhin die Erfahrung aus mehr als 500 Spielen in der höchsten finnischen Spielklasse „Liiga“ und fast 250 Partien in der höchsten Spielklasse Dänemarks mit. Ein Spieler mit solch einer Erfahrung auf internationalem Eis ist in der Oberliga nicht eben selbstverständlich. „Ich habe im Sommer nach fünf Jahren in Dänemark noch einmal eine neue Herausforderung gesucht“, erklärt der Finne und ergänzt: „Deutschland hat mich schon immer interessiert – sowohl als Land als auch als Eishockey-Standort. Als die Icefighters sich für mich interessiert haben, ging dann alles sehr schnell. Hier ist alles sehr professionell.“ Dass in dieser Saison endlich auch wieder vor Fans gespielt werden kann, steigert die Vorfreude auf eine schöne Zeit in Leipzig natürlich noch weiter. Seine Teamkollegen haben ihm bereits im Sommer von der typischen Icefighters-Stimmung vorgeschwärmt. In der Vorbereitung und in den ersten beiden Heimspielen der Saison gegen Diez-Limburg und Essen konnte er sich selbst davon überzeugen. „Es ist für uns unheimlich wichtig, dass wir wieder vor Fans spielen können. Auch in Dänemark mussten wir in den letzten beiden Jahren überwiegend ohne Zuschauer auskommen. Das hat wirklich etwas gefehlt“, blickt Joonas Riekkinen zurück.
Und der Finne fühlt sich in dem „guten Mix aus jungen und erfahrenen Spielern“ bereits nach kurzer Zeit richtig wohl. Und, dass auch das Team und Trainer Sven Gerike mit dem Neuzugang sehr zufrieden sind, zeigt die Tatsache, dass er als Neuzugang gleich mal zum Co-Kapitän gewählt wurde – gemeinsam mit Marvin Miethke. „Das ist für mich eine absolute Ehre. Die Rolle als Führungsspieler nehme ich natürlich gern an. Ich will ein Anführer und mit dem Team erfolgreich sein“, sagt Joonas Riekkinen. Als Center mit der Nummer 15 wolle er vor allem die Fäden in der Icefighters-Offensive ziehen. „Tore zu schießen und vorzubereiten ist für mich das größte.“ Als Ziel habe der Linksschütze mit dem Team zunächst einmal die Play-offs im Visier und „dann werden wir sehen, was am Ende möglich ist“. Mit der deutschen Sprache hat der eher ruhige Finne noch ein bisschen zu kämpfen. „Aber es wird immer besser“, lacht er: „Ich verstehe schon einiges und auch beim Sprechen mache ich Fortschritte.“ Dazu trage auch die Tatsache bei, dass die Trainingssprache deutsch ist.
Die deutsche Oberliga ist nach Meinung von Joonas Riekkinen „vom Niveau her nicht weit von der höchsten dänischen Spielklasse entfernt“. Er kann es beurteilen. Schließlich spielte er dort in den vergangenen fünf Jahren für vier verschiedene Vereine. Mit den Gentofte Stars schaffte er es 2017 als absoluter Underdog sogar bis ins Finale um die Dänische Meisterschaft – ein Erlebnis, an das er sich heute noch sehr gern erinnert, auch wenn die Finalserie gegen Esbjerg mit 1:4 verloren ging. Vor dem Sommer habe er noch nicht viel über seine neue Wahlheimat Leipzig gewusst. Auch deshalb hat der im ostfinnischen Varpaisjärvi geborene Modellathlet die ersten Monate neben dem intensiven Training auch genutzt, um die Stadt kennenzulernen. „Es gefällt mir hier sehr gut. Ich bin schon einige Male in der Stadt unterwegs gewesen. Hier gibt es einiges zu entdecken“, sagt er. Ab November wird er sich sicher noch etwas wohler fühlen. Schließlich kommen dann auch seine Frau und seine beiden Kinder nach Leipzig. Und für Februar hat sich weiterer Nachwuchs angekündigt. Die Vorfreude auf das dann dritte Kind ist bei dem Familienmenschen deutlich spürbar. „Wenn meine Familie da ist, werde ich ganz sicher so viel Zeit wie möglich, mit meinen Kindern verbringen“, blickt er freudestrahlend voraus.
Wie es im Eishockeyland Finnland üblich ist, begann Joonas Riekkinen bereits im zarten Alter von sechs Jahren mit dem Eishockey spielen – und er war von dem rasanten Sport auf dem Eis sofort begeistert. Da konnten die Sportarten Fußball und Tennis, die er ebenfalls frühzeitig ausprobierte, nicht lange mithalten. „Ich habe schnell gemerkt, dass Eishockey genau das richtige für mich ist. Deshalb bin ich dabei geblieben“, erinnert er sich. Und es wurde schnell wurde deutlich, dass Joonas Riekkinen jede Menge Talent für die Puckjagd hat. Mit 14 Jahren ging er zu Kalevan Pallo, kurz KalPa, in Wintersport-Hochburg Kuopio – vor allem bekannt für Skispringen und Skilanglauf und durchlief hier bis zur U20 alle Nachwuchsmannschaften. Hier reifte er schnell zu einem der besten Talente des Landes und schaffte den Sprung in die finnische U16-Auswahl. Gleich in seiner ersten Saison in Kuopio absolvierte er drei U16-Länderspiele. In den folgenden Jahren gehörte er zum Kader der finnischen U20. Zu Beginn seiner Karriere war er Abwehrspieler. Seinen Offensivdrang konnte er aber schon damals nur schwer verbergen. In der Saison 2007/08 wurde er in der U20-Liga sowohl für die meisten Vorlagen als auch für die meisten Scorerpunkte (Gesamtzahl aus Tore und Vorlagen) eines Abwehrspielers ausgezeichnet.
Mit 19 Jahren feierte er bei KalPa Kuopio bereits sein Debüt in der ersten finnischen Liga. Nach zwölf Jahren in Kuopio wechselte Joonas Riekkinen 2014 zum Liga-Konkurrenten Ilves ins südfinnische Tampere. Weil er bei Ilves nicht so oft zum Einsatz kam, zog es ihn zwei Jahre später nach Dänemark – erste zu den Gentofte Stars, später zu den Hvidovre Fighters und den Herning Blue Fox. Zuletzt spielte er zwei Jahre bei den Herlev Eagles. Und auch wenn sich sein großer Traum von der NHL, der us-amerikanischen Profiliga, in den folgenden Jahren nicht erfüllte, blickt er doch durchaus zufrieden auf seine bisherige Karriere auf dem Eis zurück. Trotz seiner 34 Jahre denkt er derzeit noch längst nicht über seine Karriereende nach. „Ich fühle mich sehr gut und habe immer noch viel Spaß am Eishockey. Ich will solange spielen, wie mein Körper mitmacht. Ich freue mich sehr auf die kommenden Monate und die neuen Herausforderungen mit den Icefighters.“ Mit der deutschen Sprache hat der eher ruhige Finne noch ein bisschen zu kämpfen. „Aber es wird immer besser“, lacht er: „Ich verstehe schon einiges und auch beim Sprechen mache ich Fortschritte.“ Dazu trage auch die Tatsache bei, dass die Trainingssprache deutsch ist.
Gern schaut Joonas Riekkinen auch über den sportlichen Tellerrand hinaus – zum Beispiel zu den finnischen Fußballern. Die haben in den vergangenen Jahren einen großen Sprung gemacht. Der Höhepunkt dieser Entwicklung war die Teilnahme an der Europameisterschaft im Frühjahr. „Das war für alle Finnen ein großes Ereignis und eine tolle Sache. Natürlich hab ich die EM-Spiele auch am Fernseher verfolgt“, sagt er. Andreas Neustadt
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