Andreas Selbmann ist Experte auf dem Gebiet der Spinnenkunde sowie ein begnadeter Tier- und Naturfotograf. Foto: KiKi

EILENBURG/DELITZSCH. Bei vielen Menschen stellen sich die Nackenhaare hoch, wenn plötzlich eine Spinne die Wand entlangläuft, und selbst Spinnweben verursachen oft schon ein ungutes Gefühl. Nicht jedoch bei Andreas Selbmann, einem leidenschaftlichen Spinnenkundler aus Eilenburg.

Es muss wohl das Buch „Die kleine Welt am Wegesrand“ von Helmut Drechsler gewesen sein, das das spezielle Interesse auslöste, sich dieser besonderen, von den meisten Menschen gemiedenen Welt der Spinnen zu nähern und sich in fast drei Jahrzehnten ein umfassendes Wissen anzueignen. Mittlerweile begleiten die achtbeinigen Krabbeltiere den Eilenburger bereits den größten Teil seines Lebens und er gilt als einziger Experte Nordsachsens auf dem Gebiet der Spinnenkunde (Arachnologie). Zu seinen ehrenamtlichen Aufgaben zählen unter anderem, die verschiedenen Spinnenarten zu erfassen und zu dokumentieren.

Nun ist Andreas Selbmann in seiner Freizeit auch noch ein begnadeter Tier- und Naturfotograf, der sein Können nahezu perfektionierte. Mit fantastischen Makroaufnahmen gelingt es dem Experten, die „Kleine Welt am Wegesrand“ für andere Menschen sichtbar zu machen. „Die Naturfotografie soll jedoch kein Selbstzweck sein. Mein Ziel ist es, bei Vorträgen den Menschen die heimische Tierwelt, ihre Artenvielfalt und die Schönheiten der Natur näherzubringen“, ist er sich sicher. Sein umfangreiches Wissen und die einzigartigen Fotografien, ergänzt mit einigen Videosequenzen, bündelte der Eilenburger und erarbeitete informative, spannende und vor allem farbenfrohe Vorträge. Erst kürzlich tauchten einige Delitzscher im Bürgerhaus während einer wunderbar dargebotenen Dokumentation in die phantastische Welt der heimischen Spinnen ein.

So war unter anderem zu erfahren, dass sich Spinnen perfekt anpassen und spezialisieren können. Sie bevölkern Häuser, Gärten, Wälder, Moore und eroberten letztlich fast die ganze Welt. „Auf einer gesunden Wiese in unseren Breiten beträgt die Siedlungsdichte etwa 200 Spinnen pro Quadratmeter“, erklärt Andreas Selbmann, der auch weiß, dass die winzigen Achtbeiner für alle Ökosysteme von größter Bedeutung sind und sie zu Unrecht einem schlechten Ruf ausgesetzt sind.

In der Bundesrepublik sind circa 1.100 Arten beheimatet, doch laut der Roten Liste in Deutschland sind viele Spinnen gefährdet und sogar vom Aussterben bedroht. Was den nordsächsischen Raum anbelangt, ist das Presseler Heidewald- und Moorgebiet das spinnenmäßig am besten untersuchte Gebiet, in dem bis jetzt 390 Arten in 38 Familien nachgewiesen werden konnten, zum Beispiel die Gerandete Jagdspinne. Im Naturschutzgebiet „Vereinigte Mulde Eilenburg-Bad Düben“ entdeckte Selbmann unter anderem die Flussuferwolfsspinne, die vegetationsarme Sandbänke bewohnt. „Die wohl schönste Spinnenart Europas ist die winzige Rote Röhrenspinne“, erwähnte der Experte am Ende seines Vortrages. „Hauptsächlich im Süden des Kontinents beheimatet, kommt sie, wenn auch extrem selten, am Rand der Dübener vor, wo sie an sonnigen, trockenen Stellen wohnt.“ Die Rote Röhrenspinne ist streng geschützt.

Die Liebe zur Natur wurde bei dem heute 56-Jährigen bereits in seiner Kindheit geweckt. Da gab es die AG Biologie sowie die Teilnahme an Vogelzählungen und Exkursionen in die Natur. Bereits als Jugendlicher trat er der Fachgruppe Ornithologie bei, die sich später dem Naturschutzbund (NABU) anschloss. Andreas Selbmann, der beruflich als Lebensmitteltechniker bei Frankenbrunnen in Eilenburg arbeitet, ist Mitglied bei den Naturfreunden Bad Düben und beim Kranichschutz Deutschland. KiKi

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