Wurzen. „Wir sind überwältigt vom Echo auf den Gedichtwettbewerb“, sagt Viola Heß als Vorsitzende des Joachim Ringelnatz-Vereins. Nach dem Schneeballprinzip verbreitete sich der Wettbewerbs-Aufruf über Kulturämter und Kulturstätten, digitale Plattformen und Mund-zu-Mund-Weitergabe. 173 Dichterinnen und Dichter im gesamten deutschsprachigen Raum sandten Gedichte ein, manche mehrere, so dass am Ende 260 Werke in die Wertung durch die Jury eingingen. Wir bedanken uns bei allen, die unseren Aufruf verbreiten halfen und uns obendrein noch die Daumen drückten“, freut sich Viola Heß.
Die am weitesten entfernten Absender schickten ihre Werke aus Portugal und Griechenland, das kürzeste Gedicht kam aus Hamburg vom Liedermacher und Kabarettisten Johannes Kirchberg und war zwei Zeilen lang. Das umfangreichste dichterische Konvolut sandte Peter Wawerzinek ein, der schlichtweg alle Städte zum lyrischen Thema machte, die Ringelnatz in „Briefe eines reisenden Artisten 1927 selbst mit Versen bedacht hatte. Ringelnatz-Begeisterte in Österreich und der Schweiz zeigten sich der Werke des reisenden Artisten ebenso kundig wie in Deutschland.
Die knifflige Aufgabe, einen Bezug zum Dichter herzustellen, wurde sehr oft überraschend und auf unendlich vielfältige Weise gelöst, besonders, wenn Ringelnatz die Stadt nie beehrt hatte. Zur Freude des Vereins machte die Fülle und der lyrische Ideenreichtum der Einsendungen der Jury die Aufgabe besonders schwer. Für die Jury wurden gewonnen: Dr. Michael Ostheimer, Literaturwissenschaftler, Berlin; Andreas Heidtmann, Verleger, Leipzig; André Schinkel, Lyriker, Halle; Roman Israel, reisender Schriftsteller, Leipzig/Dresden; Dr. Viola Heß, Joachim-Ringelnatz-Verein, Wurzen. Das Gremium tagte am 30. November und wählte folgende Preisträger aus: Der Sonderpreis „Wurzener Extra“ wird verliehen an Peter Wawerzinek für sein umfangreiches Konvolut von 24 Stadtgedichten, angelehnt an Ringelnatz‘ „Briefe eines reisenden Artisten“ und besonders für das Gedicht: „BAD TÖLZ“
Der 3. Preis ging an Tina Ilse Maria Gintrowski für das Gedicht: „ÜBERALL IST WUNDERLAND“, der 2. Preis an Carl Christian Elze für das Gedicht: „neustadt lipsia à la ringel“. Der 1. Preis geht an Patrick Wilden für das Gedicht: „Kassel-Kringel“. Der ehrenamtlich arbeitende Verein stiftet folgende Preise. Erster Preis: Ein literarisches Verwöhn-Wochenende für zwei Personen in Wurzen. Zweiter und dritter Preis: ein limitierter und handsignierter Grafik-Kalender 2022 mit Holzschnitten des Künstlers Arndt Weigend zu Arbeiten von Joachim Ringelnatz nebst einigen Beigaben.
Leider verhinderte die Corona-Pandemie eine öffentliche Preisverleihung. Der Verein zeichnete die auch ohne Publikum ehrenvolle Verleihung deshalb am 12. Dezember auf. Ab sofort ist das Video im Netz auf den Kanälen des Vereins abrufbar: www.ringelnatz-verein.de.
Die Jury unterstützt den Verein zudem dabei, die besten der 260 Gedichte in einer Anthologie zu vereinen und damit einen Echo-Raum zum Ringelnatz‘ Werk als reisender Artist zu schaffen, der dauerhaft zugänglich ist. Das Buch wird mit einer geplanten Ausstellung im Ringelnatz-Geburtshaus verbunden, die sich dem literarischen Wirkungsraum von Ringelnatz zuwendet und ihm folgt – vom Crostigall nach überall.