Blicken voraus auf die neue Spielzeit 2024/2025: Torsten Brunnquell, Nele Kurzke, Erik Töpfer, Pauline Uhlmann und Ronald Schierbok (v.l.) Foto: André Kempner
Blicken voraus auf die neue Spielzeit 2024/2025: Torsten Brunnquell, Nele Kurzke, Erik Töpfer, Pauline Uhlmann und Ronald Schierbok (v.l.) Foto: André Kempner

Mit einer deutlich verjüngten Mannschaft steigt der Handball-Zweitligist HC Leipzig in die Saisonvorbereitung ein: Die Neuzugänge drücken das Durchschnittsalter noch einmal deutlich – so haben vier Spielerinnen aus dem eigenen Nachwuchs im Alter von 16 bis 18 Jahren einen Zweitliga-Vertrag erhalten. Bewegung gibt es derweil auch hinter den Kulissen: Mit Pauline Pegenau und Lars Lammich hat man Verstärkung für die Bereiche Finanzen/Organisation sowie Marketing/Vertrieb an Bord geholt.

Nele Kurzke nimmt es mit Humor. „Die Einzige, die den Altersdurchschnitt über 20 Jahren hält, bin wohl ich“, überlegt sie beim jüngsten Trainingsstart der Leipziger Zweitliga-Handballerinnen. Könnte hinhauen, denn Cheftrainer Erik Töpfer rechnet gerade rasch vor: „Wir haben uns noch einmal verjüngt – der Altersdurchschnitt sinkt von 21,4 auf 20,5 Jahren.“ Einen ganz schön wesentlichen Anteil daran hat ein Nachwuchs-Quartett, das gerade frisch in den Zweitliga-Kader aufrückt: Lisa Lammich ist 16 Jahre alt, Lilly Glimm und Jana Walther jeweils 17, dazu kommt Laura Klocke mit 18 Lenzen.

Sportliche Entwicklung im Blick

Tief stapeln möchte Erik Töpfer aber trotzdem nicht – auch wenn sich alle Beteiligten inklusive HCL-Urgestein Pauline Uhlmann (die auch erst 23 Jahre alt ist) und Präsident Torsten Brunnquell beim Thema „Saisonziele“ ziemlich eloquent um allzu zahlenmäßige Festlegungen herumarbeiten. Am konkretesten wird noch der Cheftrainer: „Wir wollen das bestätigen, was wir in der letzten Saison gezeigt haben.“ Verbunden mit dem Nachsatz: „Es geht um eine sportliche Entwicklung der jungen Mannschaft.“

Auf diese Entwicklung kann man wirklich gespannt sein – auch weil Erik Töpfer den Schwierigkeitsgrad gleich noch ein wenig anhebt. Sicher, es gehe vor allem um das klassische „Team-Building“, um die Arbeit an den Automatismen und sowieso um die körperlichen Grundlagen. Aber er möchte ein neues Abwehrsystem etablieren und auch diverse Dinge in der Offensive verändern – wobei er sich auch da nicht allzu tief in die Karten schauen lässt: „Ich mag es offensiv und aktiv. Es geht um mehr Ballgewinne und um mehr Tempohandball nach vorn.“ Und um spielerische Flexibilität, um die Gegner vor möglichst komplizierte Aufgaben zu stellen.

Eine echte Herausforderung nicht nur für Hände und Füße, sondern vor allem für den Kopf. Aber eine, der sich die Mannschaft gern stellen möchte – das lassen sowohl Pauline Uhlmann als auch Nele Kurzke durchblicken. „Es ist schon auf jeden Fall auch unsere Aufgabe, sich mit den Gegnern zu beschäftigen“, sagt Erstere und die Torhüterin ergänzt: „Am besten ist es, eine richtig gute Abwehr zu stellen und den Gegner in den ersten zehn Minuten so zu demotivieren, dass er keine Lust mehr hat.“

Ein ansteckender Spirit

Setzen wollen alle Beteiligten dabei auf eines – diesen einigenden, verbindenden HCL-Spirit, der offenbar massiv ansteckend ist. Zumindest spricht Erik Töpfer schon wie ein alter blau-gelber Hase: „Dieser Verein ist eine Institution. Und so lange ich dieses Trikot trage, werde ich alles dazu beitragen, dass dieser Ort HCL etwas besser gemacht wird.“ Auch Pauline Uhlmann kennt diesen Spirit nur zu gut: „Ich selbst bin als Einlaufkind mit Nele auf die Platte gegangen. Und ja, es gibt diese HCL-DNA, auch wenn diese sich immer ein wenig verändert. Aber dann sehe ich das Leuchten in den Augen der Nachwuchsspielerinnen. Und ich sehe, wie sich die jungen Spielerinnen den A… aufreißen, um bei unserer Mannschaft dabei zu sein.“

Die Bestätigung, dass der HC Leipzig offenbar dann doch ein wenig mehr ist als ein ganz normaler Verein, kommt umgehend von außerhalb. Und aus berufenem Munde – Lars Lammich ist einer, der schon eine Menge gesehen hat. Erst mal selbst als Handballer bei Dormagen in der zweiten Bundesliga. Dann auf diversen Golfplätzen des Landes beispielsweise, wo er als Marketingchef einer entsprechenden Betreiberfirma unterwegs war. Oder im Handballverein TV Aldekerk, wo er sich ebenfalls ums liebe Geld oder vielmehr um die Beschaffung desselben gekümmert hatte. Und ja, den Nachnamen Lammich gab’s hier schon mal – Tochter Lisa ist eben jene Spielerin, die gerade einen Zweitliga-Vertrag erhalten hat.

Womit der Neue schon ein ganz gutes Gefühl für diesen HCL-Spirit hat. Und damit sagen kann: „Der ist schon ein Faustpfand: Es gibt nicht so viele Handball-Mannschaften, die derart offensiv auf Leute, auf Fans zugehen. Und auch im Zusammenspiel der einzelnen Teams herrscht eine ganz andere Atmosphäre: Man kennt sich, auch die Bundesligaspielerinnen klatschen mit dem Nachwuchs ab.“ Diese real vorhandenen PS müssen nun halt noch auf die Straße gebracht werden.

Das Comeback des HCL

Wofür Lars Lammich nun gemeinsam mit Pauline Pegenau in die Fußstapfen von Peter Müller treten wird – der ohne Groll den Geschäftsführerstuhl geräumt hat, wie Torsten Brunnquell erklärt: „Wir waren sehr zufrieden mit seiner Arbeit und mit dem, was er angestoßen hat – er selbst aber eben nicht: Die 60 Prozent Arbeitszeit genügen einfach nicht für die anstehenden Aufgaben.“ Denn die sind groß in der Perspektive – der Aufstieg in die Bundesliga, das große Comeback des HCL steht da schon noch auf der Agenda. Und dafür – na klar – benötigt man die entsprechenden Mittel.

Wobei die Entwicklung in etlichen Bereichen positiv ist. Man habe das Budget zuletzt um 40 Prozent steigern können, erklärt der HCL-Präsident, „allerdings sind leider die Ausgaben und Kosten mitgestiegen“. Immerhin ist man sich in einer Hinsicht einig: Leipzig bietet noch genügend Potenzial in Sachen Handball-Sponsoring, Konkurrenz mit anderen Vereinen oder gar Fußball hin oder her. „Schafft man es erst mal, potenzielle Unterstützer in die Halle zu einem Spiel zu bringen, hat man fast gewonnen“, verweist Torsten Brunnquell wieder auf den HCL-Spirit nebst Euphorie-Atmosphäre. Stichwort Euphorie: Die ist ohne Zweifel da, könnte aber noch etwas raumgreifender sein, findet Vereinsvize Ronald Schierbock. Mit der Entwicklung der Zuschauerzahlen sei man nicht ganz zufrieden: „Da müssen wir mehr tun.“ Zum Beispiel einen Link in Richtung Universität etablieren und auch über Kooperationen mit dem SC DHfK Leipzig nachdenken – Stichwort Doppelspieltage. Jens Wagner

Infos: www.hc-leipzig.de

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