Leipzig. Ein pfiffiges Lächeln huscht über das Gesicht von Peter Matzke, spricht er von „The Rubettes“, der englischen Band, die mit „Sugar Baby Love“ einen Welthit landete. Schließlich gelang ihm, dass diese Musiker am 8. August in Leipzig mit ihrem Auftritt die Markt Musik veredeln werden. Damit hat der Leipziger Kulturexperte für das zehntägige, am 5. August beginnende Programm den Punkt aufs I gesetzt – vor der malerischen Kulisse des Alten Rathauses für die künstlerisch vielseitigen erlebnisreichen Nachmittage und Abende.
Teufelsgeiger aus Leipzig spielt auf dem Markt
Mit dabei ist „Takayo“, der Teufelsgeiger aus Leipzig und Band mit Ulli Hermann Schroedter, das Studentenblasorchester der Universität mit Swing, Dixiland, Rock und Pop, „Deguy“, das ist Indie-Soul-Pop aus Tel Aviv und Leipzig, die Bigband der hiesigen Musikschule, der Johann Strauss Chor mit Melodien für Millionen. Artistik, Tanz und Gesang zum 25. Geburtstag des Krystallpalastes werden ebenso begeistern wie die „Männer ohne Wenn & Aber“, die Lose SkiffleGemeinschaft Leipzig Mitte und auch Superstars von morgen, die Leipzigerin Abigail Nova Campus und die Erfurterin Rona Stoica. Der allseits bekannte Moderator Tim Thoelke führt durchs Programm. Für Speis und Trank sorgen die bekannten Leipziger vier Wirte von Fairnet bis zum Ratskeller. Peter Matzke selbst wird auf der Bühne nicht zu sehen sein. Er liebt es, hinter den Kulissen zu agieren.
Dabei hatte Peter Matzke an der Universität Geschichte studiert. Dass er später nicht in der Wissenschaft, sondern in der Kulturszene Fuß fasste, war ein Zufall der Wendezeit, oder? „Heute bin ich sehr glücklich, dass ich diesen Weg einschlug, in der Moritzbastei landete, für Programme zuständig war. Ich bin sehr glücklich über mein erfülltes, sehr abwechslungsreiches Leben“, sagt er und erzählt von der kürzlichen Feier zum 40-jährigen Bestehen der Moritzbastei, bei der er natürlich zugegen war. Auch davon, wie enttäuscht er war, als Anfang der 90er-Jahre zu „Rosenstolz“ – er fand sie spitze – nur etwa 70 Zuschauer kamen. Ein paar Jahre später waren es dann schon etliche Hundert. Oder an das Krippenspiel mit Olaf Schubert, das es noch heute gibt. Inmitten der Show stand er plötzlich von seinem Schlagzeug auf, begann zu witzeln, und tut das sehr erfolgreich noch heute. Oder an diese Begebenheit: „Das war für uns alle sehr, sehr traurig, als wir auf den Liedermacher Gerhard Gundermann warteten, jedoch dann die Nachricht kam, dass er verstorben ist.“
Jahre später wechselte er als Pressesprecher in die Wave-Gotik-Szene, in die er noch heute verliebt ist, sich immer wieder auf die Pfingsttreffen freut, internationale Kontakte pflegt. Etwa zu Nancy, einer Professorin an einer Londoner Universität, die Teil der Schwarzen Szene ist. Damit ist nun auch geklärt, warum der Peter zumeist schwarz trägt.
Matzke war Referent für Großveranstaltungen
Bei der Stadt zehn Jahre als Referent für Großveranstaltungen tätig, scheint es kein Wunder, dass, als Rüdiger Pusch als Geschäftsführer des Krystallpalastes in die zweite Reihe wollte, Peter Matzke für den Chefposten der geeignetste Mann war. Und so führt er seit 2018 das einzig ganzjährig spielende Varietétheater in Ostdeutschland in mehrmonatigen Eigenproduktionen, das in diesem Jahr 25 Jahre besteht.
Kenner wissen, dass das 1997 wiedererstandene Varieté historisch auf dem Vorgänger aufbaute, dem Krystallpalast in der Wintergartenstraße, der bis zur Bombenzerstörung 1943 eines der größten Unterhaltungstheater Deutschlands war. Von Josephine Baker bis Clown Grock traten dort alle bekannten Stars auf.
Schon lange spiele heute der Krystallpalast in der Magazingasse mit in der Liga der internationalen Varietés und dem zeitgenössischen Trend zum Cirque Nouveau, wie in der Geburtstagsschrift zu lesen ist. Dazu gehört auch ihre Plattform, den sie dem internationalen Nachwuchs mit ihrer „New Comer Show“ bieten. Gegenwärtig findet dieses Festival zum 20. Mal in der Magazingasse statt. Achtzehn Künstler aus elf Nationen – es gab 278 Bewerbungen aus 38 Ländern – zeigten in den vergangenen Juli-Tagen ihr Können, begeisterten das Publikum.
„Remix“ – eine Show aus verschiedenen Elementen
Am 10. Juli steht die Preisverleihung an. Interessant dabei ist, dass Direktoren, künstlerische Leiter und Casting-Agenten inmitten der Zuschauer sitzen und dadurch manche der Künstlerinnen und Künstler mit einem Vertrag nach Hause fahren. Peter Matzke und seine Leute sind darüber sehr glücklich. Auch darüber, dass, der Zuschauerraum renoviert und mit neuem Inventar ausgestattet wird. Erst danach startet am 4. August das neue Programm „Remix“ – eine Show aus verschiedenen Elementen der Straßenkunst.
Ab und an ist Peter Matzke übrigens auch schon mal am Störmthaler See anzutreffen. Schließlich gehört Vineta, der beliebte Erholungstreff, auch zu seinem Verantwortungsbereich. Da ist die „schwimmende Kirche“ – sie gilt mit einer Höhe von 15 Metern derzeit als das höchste Bauwerk auf einem deutsche See – sie erinnert an die Orte, die der Braunkohle weichen mussten wie beispielsweise Magdeborn.
Seit über zehn Jahren finden auf diesem Kleinod Konzerte und Lesungen statt. Am 24. Juli gastiert Marschall & Liebeskind, am 14. August gibt es Musik & Kabarett und und und … Übrigens kann man in der schwimmenden Kirche sich auch ganz offiziell trauen lassen. Stimmungsvoll sind auch die Donnerstage zwischen 18 und 20 Uhr am Dispatcherturm mit lateinamerikanische Rythmen, Rock `n`Roll der 50er, 60er, 70er, mit Tanz und Folklore. Richtig krachen lassen es drei Musiker von Firebirds am 25. August. Zuvor, am 4. August werden traditionelle Tänze und Lieder neu interpretiert …
Und wer auf Wassersport setzt, findet ein breitgefächertes Wassersportangebot vom Bootsverleih über Jetpack bis hin zu Flyboard. Ein Amphienfahrzeug zum Selbstfahren steht auch bereit, na und einfach ins Wasser springen, eine Runde schwimmen, sich danach am Vineta Bistro kulinarisch verwöhnen zu lassen – das nutzt Peter, der Chef, natürlich auch ab und an.
Natürlich hat Peter Matzke, mit großer sozialer Ader, auch ein wichtiges Ehrenamt in der Kunstszene. Schon immer auch ein Filmnarr, schloss er sich vor ’zig Jahren dem engagierten Cinematheque-Verein an, gehört inzwischen zum Vorstand. Ihr gemeinsames Ziel: endlich ein Filmkunsthaus in Leipzig zu etablieren.
Und wie frühstückt der Kulturmanager, der gern Fahrrad fährt, zum Sonntag? „Na ganz in Familie. Allerdings sonntags etwas später. Mit meiner Frau und den Töchtern Sophia (13) und Luisa (11). Es gibt ganz unspektakulär Brötchen, Brot, Butter, Marmelade, ein weich gekochtes Ei und etwas Aufschnitt.“ Ganz wichtig sei der Kaffee aus der italienischen Kaffeemaschine. Und eine Zeitung gehöre ebenso dazu wie die schönen und oft auch lehrreichen Gespräche über Gott und der Welt. Traudel Thalheim