Willkommen in Leipzig: Stürmer André Silva stellte sich kurz vor der Abreise in das Trainingslager der "Roten Bullen" noch den Fragen der interessierten Pressevertreter - und ließ dabei vor allem eines erkennen: (Sportliche) Grenzen mag sich der treffsichere Portugiese keinesfalls setzen. Foto: Jens Wagner

Leipzig. Von Grenzen war öfter mal die Rede – oder besser gesagt von der Abwesenheit eben solcher. Stürmer André Silva, ausgesprochen namhafter und ziemlich ruhmreicher Neuzugang beim Bundesligisten RasenBallsport Leipzig, machte bei seiner offiziellen Vorstellung eines deutlich: Man sollte bei sportlichen Zielen nicht zu zaghaft sein; frei orientiert am aktuellen Club-Motto „You Can Do Anything“.

Alle Achtung, in Sachen Identifikation ließ jene Offensiv-Fachkraft, die gerade mal eine Hand voll Tage ein „Roter Bulle“ ist, absolut nix anbrennen: Das erwähnte Motto – übersetzt „Du kannst alles machen/erreichen“ – ist André Silva bereits in Fleisch und Blut übergegangen. Wobei sich ein wenig die Frage nach dem Ei und der Henne stellt: Man kann schon davon ausgehen, dass der portugiesische Stürmer schon seit längerem nach höchsten Zielen strebt – 28 Tore in der Bundesliga schießt man nicht im Vorbeigehen. Genau mit dieser Empfehlung ist der 25-Jährige in die Messestadt gekommen und dies, obwohl vermutlich alle Top-Clubs Europas hinter dem treffsicheren Stürmer her waren. Kann man mal so als Ausrufezeichen festhalten.

Vor allem, da diese Überzeugungsleistung einem Mann zuzuschreiben ist, der sich auch erst noch beweisen muss bei RB Leipzig. Nach den Worten von André Miguel Valente da Silva – so der vollständige Name des Portugiesen – war es die Hartnäckigkeit von Jesse Marsch, die den Ausschlag gab. Gut angelegtes Telefon-Geld, gewissermaßen. Und eine individuell gut passende Idee von jenem Fussball, den die „Roten Bullen“ in der neuen Saison zu spielen gedenken: Schnell, offensiv, mit ordentlich Ballbesitz. „Passt gut zu mir“, erklärte der 25-Jährige: „Da kann ich mich gut einbringen. Und dass ich Tore schießen kann, ist doch das Schönste an dem Spiel.“

Womit allerdings auch schon die Ansprüche deutlich formuliert sind: Tore, Tore und nochmals Tore – nix anderes erwartet man landauf, landab von André Silva. Das Salz in der fussballerischen Suppe, das in der vergangenen Spielzeit schon mal fehlte bei RB Leipzig. Die Frage nach der 28-Tore-Marke tauchte folgerichtig umgehend auf, wurde aber elegant pariert. Erst mal müsse er sich einfinden in das neue Team, arrangieren mit den neuen Mitspielern und der neuen Mentalität, dann könne man weitersehen. Oder anders formuliert: „Vor 28 Toren liegt eine Menge Arbeit.“

Andererseits mangelt es dem Neuzugang im RBL-Trikot nicht an dem notwendigen Selbstbewusstsein. Den Fragen-Klassiker nach der Bayern-Jäger-Rolle der Leipziger nimmt er elegant auf wie ein perfekt getimtes Zuspiel und verweist (wieder) auf die Grenzenlosigkeit sportlicher Möglichkeiten. Mit einer gewissen Grundsätzlichkeit, mit der André Silva erklärte: „Man sollte sich keine Grenzen setzen und versuchen, immer das Bestmögliche zu geben.“ Wobei der Stürmer das geschickte Spiel mit Gaspedal und Bremse in Sachen Euphorie schon bestens versteht – umgehend ist man wieder bei jenem Zusammenspiel aus vielen Faktoren, das ineinandergreifen muss. „Dann kann es eine erfolgreiche Saison werden“, mit Fans auf der Tribüne und Mitspielern an der Seite, die einstige Mitstreiter wie Filip Kostic vielleicht vergessen lassen: „Er hat schon eine sehr hohe Qualität, aber wir haben im Team auch sehr gute Mitspieler.“

Passt offenbar, diese Verbindung zwischen RB Leipzig und André Silva. In jeder Hinsicht – die offenen Arme beim Empfang, der Spirit im Club, die Spielweise vom Trainer. Womit die dezente Enttäuschung über eine aus Silva’scher Sicht überschaubar erfreuliche Europameisterschaft angesichts arg geringer Spielzeit gemildert ist. Mehr noch, der Stürmer nahm es als Motivation und verteilte mit einer erkennbaren Demut jede Menge Lob. An – na klar – Cristiano Ronaldo: „Wenn ich nur mal ansatzweise so erfolgreich werde wie Ronaldo, dann ist das gut.“ Und das sieht man bei den Verantwortlichen der „Roten Bullen“ mit Sicherheit ganz genauso … Jens Wagner

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