Im September vor zwei Jahren stellte sich mit Johannes Wilde ein neuer Chefarzt der Klinik für Kardiologie im Altenburger Land vor (wir berichteten) und skizzierte seinerzeit verschiedene Projekte, mit denen er seine Erfahrungen und Kompetenzen in das Team einbringen und die gut organisierte Abteilung weiter entwickeln wollte. Es galt, neue Behandlungsstrategien für die Altenburger Patienten zu erschließen.
Zwei erfolgreiche Jahre
Das Resümee nach zwei Jahren: Die Vorstellungen und Pläne werden Wirklichkeit, wie das Klinikum Altenburger Land jetzt zu berichten weiß. „Es wurden bereits sehr erfolgreich Programme zum Verschluss von Defekten an der Vorhofscheidewand und am Vorhofohr etabliert, zudem wurden Strategien zur Behandlung von sehr komplex erkrankten und stark verkalkten Herzkranzgefäßen oder zur Akutbehandlung von Lungenembolien eingeführt“, umreißt die Pressesprecherin der medizinischen Einrichtung, Christine Helbig, das Spektrum der bisherigen Veränderungen.
Jetzt konnte zudem erstmalig in Altenburg einem Patienten der weltweit kleinste Herzschrittmacher eingesetzt werden. „Dies ist ein großer Fortschritt in der medizinischen Versorgung von Schrittmacherpatienten“, erläutert Chefarzt Johannes Wilde, „weil wir mit der Kardiokapsel Patienten auch dann versorgen können, wenn sie wiederholte Infekte der Blutbahn erleiden, was normalerweise die Implantation eines kabelgebundenen Herzschrittmachersystems nicht gestattet.“
Minimalinvasiv eingesetzt und quasi unsichtbar
Die sogenannte Kardiokapsel kommt mit einem Zehntel der Größe herkömmlicher Schrittmacher aus und entspricht etwa dem Volumen einer großen Vitaminkapsel. Sie könne deswegen minimalinvasiv direkt ins Herz implantiert werden. Vor allem sind weder Elektrodenkabel noch eine chirurgische „Tasche“ unter der Haut erforderlich, der Schrittmacher ist dadurch für den Patienten unsichtbar, teilt das Klinikum mit. Ebenso komme diese Methode künftig bei Patientinnen und Patienten zum Einsatz, bei denen die Gefäßsituation einen herkömmlichen Herzschrittmacher ausschließt oder, wie im Falle von Dialysepatienten, deren Venengefäße an Arm und Schulter unbedingt geschont werden sollten.
„Wir freuen uns, diese bereits gut etablierte Technologie nun auch unseren Patienten in Altenburg anbieten zu können – sowohl in der Variante eines Einkammer-Stimulationssystems als auch mit der Funktionalität eines Zwei-Kammer-Herzschrittmachers“, ergänzt der Leiter des Schrittmacher-Programms am Klinikum, Oberarzt Dr. Denis Schloma die Ausführungen.
Ein eiskaltes Verfahren
Wenige Wochen zuvor wurden im Klinikum Altenburger Land die ersten Patientinnen und Patienten mit Vorhofflimmern erfolgreich mittels einer Katheterablation behandelt. „Vorhofflimmern ist die am häufigsten auftretende Herzrhythmusstörung“, so Chefarzt Johannes Wilde.
Er führte gemeinsam mit dem Leitenden Oberarzt Matthias Leber erstmalig mehrere sogenannte Kryoablationen durch. Die Einmündungsstellen der Lungenvenen im Herzen, die für die Entstehung von Vorhofflimmern ursächlich sind, wurden mit einem vereisenden Kälteballon aufgesucht.
Während dabei lokal Temperaturen von bis zu minus 70 Grad einwirken, werden die Zellen in ihrer Leitfähigkeit so verändert, dass aus den Lungenvenen kein Vorhofflimmern mehr auf die Herzvorhöfe übergreifen kann. „Die Etablierung dieses Therapieverfahrens am Klinikum Altenburger Land, das ab sofort zum Routinespektrum in unserem Herzkatheterlabor gehört, erfolgte in enger Kooperation mit der Abteilung für Elektrophysiologie des Universitätsklinikum Jena“, sagt Chefarzt Wilde.
Gute Aussichten für Herzkranke
Künftig könnten Patientinnen und Patienten aus dem Altenburger Land, die an Herzproblemen, wie beispielsweise einem Vorhofflimmern leiden, regelmäßig von Behandlungen profitieren, für die sie sonst weite Wege in Kauf nehmen müssten, verweist Christine Helbig auf einen weiteren Vorzug.
Das Klinikum Altenburger Land behandelt an der Schnittstelle zwischen Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt nach eigenen Angaben jährlich rund 17.500 stationäre und zudem 26.000 ambulante Patienten.
Ein engagiertes Team von rund 1000 Mitarbeitenden kümmert sich um die Patienten in Altenburg und im Klinikbereich Schmölln.
Dabei bietet das Klinikum rund um die Uhr medizinische Versorgung auf höchstem Niveau in elf Fachkliniken. Eine exzellente technische Ausstattung ermöglicht die Anwendung moderner diagnostischer und therapeutischer Methoden. Das Klinikum ist ein Unternehmen des Landkreises Altenburger Land, das sein breites Angebot an Gesundheitsdienstleistungen kontinuierlich weiterentwickelt. Ralf Miehle