Gerade wurden die Deutschen zum neuen Eis-Europameister gekürt. 517 Millionen Liter genießen sie nun pro Jahr. Dabei gibt es immer coolere Ideen rund ums Eis. Uta Zwiener (49) aus Hayna greift die alte Tradition der Lohnmosterei neu auf. Ihr Motto: Gestern hingen die Früchte noch am Baum, morgen liegen sie im Becher. Als Eis.
Jetzt in der Erntezeit hat Mareen Hillebrand (28) alle Hände voll zu tun, das Obst aus dem Bauerngarten hinter ihrem Lehmhaus zu verarbeiten. Die junge Mutter kreiert Marmelade, backt Kuchen, kocht Fruchtsuppen. Ihre frisch gepflückten Pflaumen lässt sie zu Eis machen. Dafür bringt sie die Früchte zur kleinen Manufaktur von Uta Zwiener, die dort das Obst nach streng gehüteten Geheimrezepten in geschmackvolles Gefrorenes verwandelt.
„Es ist ein schönes Gefühl und ein echter Genuss, wenn ich weiß, dass dort die Früchte aus unserem Garten drinstecken“, schwärmt Mareen und legt sich gleich einen ganzen Vorrat an. In der nächsten Saison will sie mit Erdbeeren beginnen und danach je nach Erntezeit die Kirschen, Brombeeren und Himbeeren „vereisen“ lassen. Denn die Manufaktur existiert erst seit wenigen Wochen.
Seit einigen Jahren schon verkauft Uta Zwiener an den Wochenenden am nahegelegenen Schladitzer See von ihrem speziellen Eisfahrrad aus verschiedene übliche Sorten. „Dabei wurde ich immer öfter gefragt, ob ich sie selbst hergestellt habe“, erinnert sich die Gesangspädagogin. Sie kennt sich zwar mit Noten, bis dahin aber nicht mit Natureis aus. „Doch ich wurde neugierig und ließ mich an der renommierten Eisfachschule in Wildau bei Berlin ausbilden“, erzählt die Sopranistin. Dabei kam sie so auf den Geschmack, dass sie daheim auf dem Hof in Hayna die ganze Familie für ihr neues Projekt Eismanufaktur begeisterte.
Ehemann Christoph baute das Gartenhaus um und aus, während seine Frau Rezepte studierte und probierte. Seit Sommer kreiert sie nun in der Manufaktur Milcheis und Sorbet. „Eine sehr sinnliche, fast schon meditative Arbeit“, meint Uta Zwiener begeistert. „Wir wollen hier im Dorf aber auch eine Art Begegnungsstätte sein, in der die Leute über Gott und Gurken philosophieren und ihre Ernte zu Eis verarbeiten lassen können“, begründet die Sächsin den Einfall à la Lohnmosterei. Er bringt auch mehr Leben in das 200-Seelen-Dorf nördlich von Leipzig.
Zu den Rennern zählen inzwischen das Buttermilch-Holunder-, das Pflaumen- sowie das Gurkeneis. Rund 20 verschiedene Sorten hat Uta Zwiener im Angebot. Und ständig werden es mehr. Im nächsten Jahr möchte sie am Biedermeierstrand in Hayna eine eigene Eisconfiserie eröffnen.
Kontakt: www.facebook.com/Eismanufaktur-Hayna
Thomas Gillmeister