Macht im Nationalmannschafts-Outfit eine gute Figur: Tim Kesseler. Foto: Arvid Kaffke
Macht im Nationalmannschafts-Outfit eine gute Figur: Tim Kesseler. Foto: Arvid Kaffke

In den letzten Monaten hatte Bobfahrer Tim Kesseler nicht viel zu lachen. In der vergangenen Saison war der 22-Jährige vom SC DHfK Leipzig, der für den BSC Sachsen Oberbärenburg startet, lange Zeit mit einer schweren Verletzung ausgefallen. Im letzten Sommer erkrankte er an Pfeifferschem Drüsenfieber, das ihn bis in den Dezember hinein leistungsmäßig stark einschränkte. Doch der Lehramtsstudent (Sport und Ethik) kämpfte sich hochmotiviert zurück.

Internationaler Titel Nummer zwei

Im Februar kehrte auch das Lachen endgültig wieder in sein Gesicht zurück. Der Leipziger Bob-Anschieber fuhr bei der Europameisterschaft der Junioren in Winterberg im Vierer-Bob gemeinsam mit Pilot Alexander Czudaj und den beiden anderen Anschiebern Adrian Lüdtke und Nino Vogel zu Gold. Nach dem Titel bei der U23-Weltmeisterschaft 2023 ist es der zweite große internationale Titel für den ehemaligen Leichtathleten, der mit 17 Jahren die Tartanbahn gegen den Eiskanal tauschte.

Darf über den EM-Titel strahlen: Tim Kesseler (2.v.l.) im Kreis der Bob-Besatzung. Foto: Lukas Gerke
Darf über den EM-Titel strahlen: Tim Kesseler (2.v.l.) im Kreis der Bob-Besatzung.
Foto: Lukas Gerke

„Es hat etwas Zeit gebraucht, bis ich wieder auf meinem Wettkampfniveau angekommen bin. Aber harte Arbeit und Geduld zahlen sich am Ende aus. Es ist toll zu sehen, wie gut wir in Winterberg harmoniert haben und mit welchem Geschick Alex den Sieg eingefahren hat“, freute sich Tim Kesseler nach dem EM-Gold: „Der Titel war definitiv unser Ziel. Darauf haben wir in den letzten Monaten hingearbeitet. Glücklicherweise bin ich inzwischen auch wieder richtig fit.“

Kontinuierliches Training

Mit dem Erfolg von Winterberg sind auch das eigene Selbstverständnis und die Motivation wieder zurück. In der Hoffnung, sich in den kommenden Monaten durch kontinuierliches Training weiter verbessern zu können, steht für die nächste Saison ein Team-Wechsel an. „Mein Ziel ist ganz klar der Weltcup“, sagt Tim Kesseler selbstbewusst.

Nach den Olympischen Spielen im kommenden Jahr werden die Karten im deutschen Bob-Team wahrscheinlich ohnehin neu gemischt, wenn die aktuellen Ausnahmepiloten Francesco Friedrich und Johannes Lochner ihre Karriere beenden. Dafür will sich der Leipziger nun in Stellung bringen. „Der Konkurrenzkampf in Deutschland ist wirklich brutal. Mein realistisches Ziel sind die Olympischen Spiele 2030.“

Sturz als Einstieg

Der ehemalige Sprinter und Weitspringer, der weiterhin in Leipzig trainiert, erinnert sich noch immer schmunzelnd an seine Anfänge im Eiskanal vor fünf Jahren. „Auf der ersten Fahrt im Zweier hat die Bahn mit meinem Körper Pingpong gespielt. Ich hatte keine Kontrolle über meinen Körper, das war echt krass.“ Auf der ersten Fahrt mit dem Vierer stürzte er in der letzten Kurve. Doch auch dieses Erlebnis inklusive Gehirnerschütterung „war kein Grund aufzuhören“. Der jüngste EM-Titel von Winterberg hat ihn einmal mehr in seiner Entscheidung bestätigt, dass der Bobsport „einfach sein Sport“ ist. „Das macht einfach unheimlich viel Spaß.“ Andreas Neustadt

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