REGION. Nicht nur das Wasser ist in diesem Jahrhundert-Sommer knapp geworden, sondern auch das Blut. Die extrem hohen Temperaturen der vergangen Wochen haben zu einem starken Rückgang der Spenden geführt
Fruchtsäfte, Eis, kleine Präsente: Im Institut für Transfusionsmedizin Leipzig hat man in diesem Sommer alle Hebel in Bewegung gesetzt, um die Spender bei der Stange zu halten. Der Grund: Die Spendertätigkeit war gegenüber „normalen“ Sommern deutlich eingeschränkt. „Bei speziellen Blutgruppen war unser Depot zeitweise extrem ausgedünnt“, berichtet die Leiterin Spendermanagement, Karolin Zetsche. „Wir haben unsere Werbung unter anderem im TV intensiviert mit dem Ergebnis, dass sich in Kombination mit den etwas zurückgegangenen Temperaturen eine Entspannung eingestellt hat.“ Angespannt war die Situation zeitweise auch beim Blutspendedienst Haema, der im Landkreis Leipzig mit einem Spendezentrum in Grimma vertreten ist. „Planen wir in der Sommer- und Urlaubszeit mit einem Spenden-Rückgang von zehn bis 15 Prozent, und stellen sich dementsprechend auch die Krankenhäuser mit ihren Operationen ein, so standen uns in den vergangenen Wochen um die 30 Prozent weniger Spenden zur Verfügung“, berichtet Sprecherin Marion Junghans. „Die seit Wochen anhaltende Hitze stellt für Blutspendedienste eine besondere Herausforderung dar. Die Spenderzahlen sind zeitweise so niedrig wie noch nie gewesen“, so Junghans. Die Situation sei auch deshalb so angespannt, weil die sommerliche Wetterlage mit nur kleineren Schwankungen schon seit dem Frühjahr Bestand hat. „Während es ältere Spender bei hohen Temperaturen vermeiden, vor die Tür zu gehen, nutzen jüngere das schöne Wetter verstärkt, um ihre Freizeitaktivitäten zu intensivieren“, erklärt die Haema-Sprecherin, deren Arbeitgeber seinen Spendern neben Blut auch Blutplasma abnimmt, das für die Herstellung verschiedenster Medikamente Verwendung findet. „Während Blutplasma jedoch in schockgefrorenem Zustand über einen Zeitraum von bis zu zwei Jahren haltbar und eine Planung entsprechend einfacher ist, beschränkt sich die Haltbarkeit von Blutspenden auf lediglich 49 Stunden“, erläutert Marion Junghans, der zufolge bereits Engpässe aufgetreten sind. „An uns sind verstärkt Abnehmer von Produkten herangetreten, die dies in normalen Wetterzeiten eher selten tun, in diesem Sommer aber dazu gezwungen gewesen sind, weil ihre Stammlieferanten ihrerseits Probleme haben“, berichtet die Haema-Sprecherin. Auswirkungen haben die hohen Temperaturen der vergangenen Wochen auch auf die Spenderbereitschaft beim DRK-Kreisverband Muldental. „In den beiden vergangenen Jahren haben im Rahmen unseres August-Termins in Wurzen jeweils 47 Spender gespendet, in diesem Jahr waren es zehn weniger“, berichtet die Blutspende-Verantwortliche Marion Bucklich. Grundsätzlich, ergänzt Annett Smolka, Hauptabteilungsleiterin Öffentlichkeitsarbeit beim DRK-Blutspendedienst Nord-Ost, seien Blutspenden auch bei großer Hitze gut verträglich, wenn einige Regeln beachtet würden. „Generell sollte bei Hitze über das Tagesmaß von etwa zwei Litern Flüssigkeit hinaus getrunken werden“, so Smolka. Insbesondere direkt vor einer Blutspende sollte auf genügend Flüssigkeitszufuhr geachtet werden, darüber hinaus empfehle man Spendewilligen, ausreichend Nahrung zu sich zu nehmen und sowohl vor als auch nach der Blutspende längere Aufenthalte in der Sonne sowie körperliche Anstrengung zu vermeiden. „Bei jedem unserer Blutspendetermine stellt ein Arzt mit einem kurzen Check die Spendetauglichkeit fest, was dem Schutz von Spender und Empfänger des Blutes gleichermaßen dient“, so Annett Smolka. Roger Dietze