Das Buch lebt: Auf der Buchmesse treffen sich alljährlich Autoren, Verlagsmitarbeiter und unzählige Leser, um sich zu informieren und auszutauschen. Foto: RK

Hunderttausende Besucher strömten wieder zur Leipziger Buchmesse, dem Lesefest im Frühjahr. Für große Begeisterung sorgten über 2500 Verlage und Aussteller aus 46 Ländern. Gastland war in diesem Jahr Tschechien. Am ersten Messetag traf ich starke Frauen, die über Lebenskrisen nachdenken, der freien Grafik Flügel verleihen, das Schiff der Städtepartnerschaft Leipzig–Brünn steuern und sich in selbstgeschneiderten Kostümen präsentieren.

Ein Heimspiel vor inte-ressiertem Publikum feierte die Autorin Daniela Krien. 1975 in Mecklenburg-Vorpommern geboren, studierte sie Kultur-, Kommunikations- und Medienwissenschaft in Leipzig, wo sie auch heimisch geworden ist. Der Roman „Die Liebe im Ernstfall“ ist ihr drittes Buch und aktuell in der Spiegel-Bestseller-Liste. „Mit diesem Erfolg habe ich nicht gerechnet“, so die zweifache Mutter. Paula, Judith, Brida, Malika und Jorinde heißen ihre Protagonistinnen, die als Kinder den Mauerfall erlebten und deren Dasein miteinander verknüpft ist. Es geht in den fünf Kapiteln um permanentes Scheitern, aber keine ihrer Figuren bleibt am Boden liegen, sondern steht immer wieder auf. Zur Recherche war die Schriftstellerin auf Partnerschaftsportalen unterwegs. Jeden Tag schwemmt es neue Menschen auf den Markt: „Dieses kapitalistische Konsumverhalten spielt in die Beziehungen der Menschen hinein“, resümierte die Autorin vor ihrem Messepublikum. Am Schluss haben alle fünf Geschichten einen glücklichen Ausgang – Ende gut, alles gut.

Auf dem Marktplatz Druckgrafik begegnete ich ganz zufällig Stephanie Marx. Die gebürtige Dresdnerin hat an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig in der Fachklasse Freie Grafik bei den Professoren Karl-Georg Hirsch, Ulrich Hachulla und Rolf Münzner studiert und ist Mitbegründerin der Galerie „Hoch + Partner“ in der Leipziger Kulturwarenfabrik. Gemeinsam mit ihren Kollegen Susann Hoch, Gabriele Sperlich und Harald Alff betreibt sie seit 2007 eine Hochdruckwerkstatt mit drei Kniehebelpressen, die mit dem Galerieraum eng verbunden ist. „Unsere Galerie ist die einzige in Deutschland, die ausschließlich Hochdruck-Werke zeigt, die mit dem ältesten Druckverfahren hergestellt wurden“, so die seit 1999 in Leipzig ansässige Künstlerin.

Mit einem herzlichen Ahoj begrüßte Gabriele Goldfuß, Leiterin des Referats Internationale Zusammenarbeit der Stadt Leipzig, das Gastland Tschechien. Bereits seit 1973 existiert eine Partnerschaft zwischen der Messestadt und der südmährischen Metropole Brünn: „Unser Schiff ist fast 50 Jahre gemeinsam unterwegs. Jetzt ist wieder Zeit für einen Neubeginn. Ich freue mich auf neue, weibliche Autoren-Stimmen aus dem Nachbarland“, betonte die Referatsleiterin, die bekennender Fan des tschechischen Märchenfilms „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ ist.

In der Mittagssonne auf dem Außengelände traf ich Carina (28) und ihre zwei Jahre ältere Schwester Sylvia aus Mölln in Schleswig-Holstein. Die Ältere, die als Teamassistentin arbeitet, schoss Fotos von der Jüngeren, die in blonder Perücke und schwarzem Lolita-Kleidchen mit Petticoat posierte. Die beiden waren das elfte Mal auf der Buchmesse dabei, die mittlerweile zum beliebten Treffpunkt der Cosplayer und Mangas mit eigener Ausstellerhalle geworden ist. Übernachtet wird mit Freundinnen aus Hannover und Oldenburg in einem Ferienhaus, wo es genügend Platz für alle mitgebrachten Kostüme gibt. Schließlich zeigen sich die Schwestern jeden Tag in einem anderen Outfit. Die meisten sind von Carina selbst genäht und der Hingucker auf der Manga-Comic-Con, wo sich die Liebhaber von Comics, Anime und Games treffen.

Regina Katzer

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