Er hat alles gesungen, was Oper und Operette einem Tenor zu bieten haben. Für seine Lebensleistung wurde Heinz Petters 1996 zum Ehrenmitglied des Theaters Altenburg-Gera ernannt. Diese Aufnahme zeigt ihn kurz vor seinem 80. Geburtstag im Dezember 2011 mit einer Auswahl von Szenenfotos aus einem Sängerleben. Foto: Ralf Miehle
Er hat alles gesungen, was Oper und Operette einem Tenor zu bieten haben. Für seine Lebensleistung wurde Heinz Petters 1996 zum Ehrenmitglied des Theaters Altenburg-Gera ernannt. Diese Aufnahme zeigt ihn kurz vor seinem 80. Geburtstag im Dezember 2011 mit einer Auswahl von Szenenfotos aus einem Sängerleben. Foto: Ralf Miehle

Noch fast bis zum Schluss war er nahezu täglich im Stadtbild präsent, wurde auf Schritt und Tritt gegrüßt und in ein Gespräch verwickelt, wenn er gemeinsam mit seiner Gattin, der Schauspielerin Karin Kundt-Petters einen seiner Spaziergänge unternahm – und auch dem Theater blieb er treu, zuletzt noch mit Premierenbesuchen bei „Don Giovanni“ und „Hokuspokus“ in allerjüngster Vergangenheit. Nun ist der Tenor Heinz Petters, Sängerlegende und Ehrenmitglied des Theaters Altenburg-Gera, kurz vor seinem 92. Geburtstag verstorben.

Stets bodenständig

Schon in seinen aktiven Zeiten auf den Bühnen des Landestheaters strafte er alle Klischees seines Berufsstandes Lügen: Die Allüren des zart besaiteten, immerzu Zugluft-gefährdeten Tenors, der sich in Watte oder weiße Seidenschals packt, waren ihm fremd. Heinz Petters gab sich bodenständig, galt als vielseitig einsetzbar und in jeder Notlage verfügbar.

„Ich kann mich nicht entsinnen, jemals eine Vorstellung wegen Indisposition abgesagt zu haben“, sagte er einmal in einem Interview mit unserer Zeitung, zurückblickend auf jene Ära, als der Spielplan des LTA noch weitaus praller gefüllt war als heute und die Belastungen entsprechend hoch waren.

Nahezu an jedem Abend stand zumindest eine Probe im Kalender, meist aber Vorstellungen, deren breites Spektrum vom Sänger und Darsteller eine hohe Flexibilität verlangten. Ob die „Rachenputzer“ der großen Oper nach ihm verlangten, die anspruchsvollen Charmeure der Operette, die Bonvivants des Musicals oder aber die Aufgaben des heiteren musikalischen Lustspiels – Heinz Petters war stets auf den Punkt genau fit. Eine bewundernswerte Disziplin und eine schon in jungen Jahren bewusst verfolgte gesunde Lebensweise waren seine Geheimrezepte.

Zunächst Schneiderlehre

Geboren 1931 im nordböhmischen Philippsdorf, erging es Heinz Petters zum Ende des Zweiten Weltkrieges wie vielen anderen Bewohnern des einstigen Sudetenlandes. Er musste seine Heimat verlassen. So wuchs der Knabe in der Nähe von Bautzen auf, lernte den Beruf eines Schneiders und nahm nur nebenbei Gesangsunterricht.

Die Übungen galten der Vervollkommnung stimmlicher Naturanlagen, die der junge Mann zum Freizeitvergnügen als Sänger in einer Big-Band einbrachte. Durch Zufall gerieten Berichte über seine Talente an die bedeutende DDR-Sängerin und Pädagogin Philine Fischer.

Einladung zum Vorsingen

„Eines Tages fand ich eine Einladung zum Vorsingen im Briefkasten“, erinnert sich Heinz Petters. Die Leipziger Musikhochschule immatrikulierte ihn sofort, „ohne Vorstudienjahr, ich hatte ja kein Abitur“. Beweis dafür, wie sehr die Dozenten an Petters’ Fähigkeiten glaubten. Zwischen 1958 und 1963 studierte er sein „Handwerk“ gründlich, bei namhaften Lehrern wie Rolf Apreck und bei Erhard Fischer, die zu ihrer Zeit ebenso als Legenden galten. Letzterer sicherte sich das junge Talent sogleich für die Leipziger Oper und die Musikalische Komödie.

Zum Landestheater Altenburg entstanden in dieser Zeit bereits die ersten Kontakte. Für Neuinszenierungen von „Cavalleria rusticana“ und des „Bettelstudenten“ suchte man einen Tenor, schloss erste Gastverträge, die letztlich 1968 zu einem festen Engagement führten. Nun folgten bis zum Eintritt in den Ruhestand im Sommer 1996 fast drei Jahrzehnte, in denen Heinz Petters unzählige Figuren gestaltete.

In der Repertoireliste finden sich neben den großen Opern-Traumrollen von Tamino über Lenski bis zum „Rigoletto“-Herzog besagte stücktragende Aufgaben in den klassischen Operetten und im Musical. Daneben waren tausendfach Anfragen aus dem Landkreis zu bewältigen, ob zu Weihnachts- oder Frauentagsfeiern, Festen oder bei der Seniorenbetreuung – bei unzähligen sogenannten „Muggen“.

Ein Allroundtalent

In den Jahren vor der Pensionierung wurden die Rollen zwar kleiner, doch an der Bühnenpräsenz des Tenors änderte sich nichts. „Ich habe diese Charakterpartien ungemein geliebt“, sagte Heinz Petters rückblickend. Sein Vermögen, nicht nur „tenoral“ aufzutrumpfen, sondern sich darstellerisch zu profilieren, brachte dem reifen Sänger sogar Aufgaben im Schauspielbereich ein. Für seine Lebensleistung wurde Heinz Petters 1996 zum Ehrenmitglied des Theaters ernannt.

In Altenburg fand Heinz Petters jedoch nicht nur eine künstlerische Heimat, auch sein privates Lebensglück. Im Mai 1969 lernte er die junge Schauspiel-Absolventin Karin Kundt kennen. Aus dieser Begegnung wurde bald mehr. 1974 „trauten“ sich beide zum Standesamt – im nächsten Jahr hätten sie folglich Goldene Hochzeit feiern können. Dazu kommt es nun leider nicht mehr.

Ralf Miehle

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