COLDITZ. Die Ausstellung „HAUTNAH“ – Aktfotografie in der DDR & Akt im Steinbruch von Gerhard Weber & Eberhard Jasinski eröffnet am Samstag, dem 2. Juni, um 15 Uhr auf Schloss Colditz und ist bis zum 29. Juli im Saalhaus zu sehen.
Die Vernissage findet in der Hofstube statt. Der Fotograf Gerhard Weber lebte von 1964 bis 1997 33 Jahre in Colditz. Hier entstanden vor genau 50 Jahren seine ersten Aktbilder. Von 1967 studierte er an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig Fotografie – die künstlerische Aktfotografie war Pflichtfach. In der Colditzer Kleinstadt war es zu diesem Zeitpunkt im real existierenden Sozialismus nicht einfach, Aktmodelle zu finden, die bereit waren, sich fotografieren zu lassen. Und so entstanden die ersten Aktfotos nur unter der Bedingung, nicht veröffentlicht zu werden.
Gerhard Weber zeigt mit seinen Bildern Frauen und Mädchen herausgegriffen mitten aus dem damaligen Leben. Keine Supermodels, dem Schönheitswahn mit Idealmaßen folgend, sondern ganz selbstbewusst, natürlich und ehrlich in ihrem persönlichen Umfeld, im häuslichen Milieu oder in der Landschaft. Aus den Gesichtern sprechen nicht Scham oder Unsicherheit, sondern Selbstbewusstsein mit dem bestimmenden Ja zur eigenen Person und damit zu eigenen Körper. Gefühle kommen herüber. Mimik und Gestik drücken die unterschiedlichsten Empfindungen aus, so Freude, Glück, Wehmut, Nachdenklichkeit und Melancholie, ja auch Traurigkeit ist erkennbar.
Das bloße Nacktsein der Abgebildeten ist sekundär. Primär ist die Ausstrahlung der einzelnen, sehr unterschiedlichen Frauen und Männer, aufgenommen nun schon vor langer Zeit, aber mit einer unvergesslichen Ästhetik und Harmonie, immer mit dem Blick auf die Würde des Menschen fotografiert. Weber schafft es sogar, dass man bei einigen Bildern ganz einfach vergisst oder eben nicht spürt, dass der Fotograf überhaupt anwesend ist, so versunken, in sich gegangen zeigen sich die Akteure in ihrem dementsprechenden Umfeld. Das zeugt von einem wunderbaren Vertrauensverhältnis zwischen Model und Fotograf, was gerade bei der Aktfotografie der Nährboden allen Erfolges ist.
„Akt im Steinbruch“
„Akt im Steinbruch“ aus den Jahren 2001/2002 entstand als Auftragsarbeit des Museums „Steinarbeiterhaus Hohburg“ bei Wurzen. Die Bilder entstanden in den riesigen Produktionsstätten der Steinbrüche, Splitt- und Schotterwerke, welche die Landschaft der Region um Wurzen und Grimma jahrzehntelang beherrschten und in der DDR zu den größten Betrieben in den damaligen Kreisen Grimma und Wurzen gehörten.
Die Produktion ist in den meisten Steinbruchbetrieben eingestellt. Die Aufnahmen entstanden überwiegend im stillgelegten Werk „Zinkenberg“ und im Steinbruch „Spitzberg“. Überall ist das Milieu der DDR-Zeit noch zu spüren.
Zwischen Steinen, angejahrter Technik und rührenden Versuchen der einstigen Nutzer, Privatheit in die nüchternen Werkstätten zu holen, spielen Webers Models mit ihrer Nacktheit. Ein Kontrastprogramm im Spannungsfeld von Haut und einem eher abweisenden Umfeld.
Die Frauen, unterschiedliche Typen, die auch mit Ledermantel, Piercing, Tattoo, Halsband und Turnschuhen lustvoll provozieren, kokettieren nicht mit der Kamera. Selbst wenn sie sich preisgeben bis zum Geheimnis ihres Intimschmucks, bleiben sie als Persönlichkeiten präsent, die den Fotografen nie in die Rolle des Voyeurs zwingen. Vor der Kulisse eines Milieus, das in gesellschaftlichen Umbrüchen seine Bedeutung verloren hat, gewinnen die Aktbilder eine zusätzliche Brisanz, die sich ohne Melancholie mit der erotischen Aura überblendet.
Der Colditzer Fotograf und Apotheker Eberhard Jasinsky war bei mehreren Fototerminen mit seiner Kamera dabei. Seine Bilder ergänzen in der Ausstellung mit seiner eigenen persönlichen Handschrift die Fotografien von Gerhard Weber. PM