Leipzig. Den Beweis dafür, dass die junge Generation ein wesentlich größeres Interesse an der Natur und deren Erhalt hat, als dies gemeinhin vermutet wurde, hat die „Friday for Future“-Bewegung mehr als eindrücklich geliefert. Und auch in anderen Bereichen zeigt sich, dass der Jugend Interessen weit über die sozialen Netzwerke und die sonstigen Verlockungen des medialen und digitalen Zeitalters hinausgreifen.
Bestätigen kann dies etwa Friedrich Richter, der Geschäftsführer des Anglerverbandes Leipzig. „Aktuell greifen rund 5000 beim Sächsischen Anglerverband organisierte Kinder und Jugendliche regelmäßig zur Rute, was gemessen an der Gesamtmitgliederzahl an organisierten Anglern von rund 43.000 einem Anteil von über zehn Prozent entspricht“, so Richter. „Die in den vergangenen Jahren stetig gestiegenen Nachwuchszahlen sind gemessen an der demografischen Entwicklung in Sachsen durchaus bemerkenswert.“ Dies liege zum einen darin begründet, dass es im Freistaat optimale rechtliche Bedingung für die Jugendarbeit gebe. Zum anderen existierten hier vergleichsweise viele beim Landesverband organisierte Vereine – insgesamt 600 –, die mit ihrer aktiven Jugendarbeit mit zur Nachwuchsgewinnung beitrügen.
Wie etwa der Angelverein „Göselaue“ Mölbis 1998, der seit Jahren eine engagierte Nachwuchsarbeit betreibt. „Derzeit befindet sich unsere Jugendgruppe im Neuaufbau, da unsere Nachwuchsangler in den Erwachsenenbereich gewechselt sind“, berichtet der Vereinsvorsitzende Reiner Engelhardt. Nicht nur, aber auch aus diesem Grund habe man in diesem Jahr den Mölbiser Dorfteich mittels Ertüchtigung des Ein- und Auslaufes wieder hergerichtet, um in ihn neuen Fischbesatz einbringen und auf diese Weise den Angel-Novizen ein Gewässer quasi vor ihrer Haustür bereitstellen zu können. „Die Vielzahl an Kindern, die sich beim diesjährigen Mölbiser Dorffest am Teich getummelt haben, zeigt uns zum einen, dass das Interesse vorhanden ist, und zum anderen, dass es eine ausreichende Zahl an Nachwuchs gibt, dem wir uns ab dem nächsten Jahr wieder intensiver widmen wollen“, so Reiner Engelhardt.
Einiges hat sich in der jüngeren Vergangenheit getan, um Kinder und Jugendliche mit dem Leben in und an den Gewässern sowie dem Angelsport vertraut zu machen, so auch der Anglerverband Leipzig mit der vor zwei Jahren vollzogenen Eröffnung der Leipziger Fischwelt. Das in Leipzig-Engelsdorf angesiedelte Bildungszentrum rund um die Themenbereiche Angeln, Fische und Gewässer nimmt sich auf 600 Quadratmetern der Thematik unter anderem mit einer gestalteten Flusslandschaft, einem Trockenaquarium, Ausstellungen zur sächsischen Fischerei und zum Angeln sowie einem modern eingerichteten Klassenraum an. „Mittlerweile kommen fast täglich Schulklassen in unsere Fischwelt, denen dort ergänzend zu den Schulthemen Biologie der Fische und zum Leben am und im Gewässer anschaulich Wissen vermittelt wird“, berichtet Friedrich Richter, der aber auch Erwachsenen den Besuch des Bildungszentrums empfiehlt.
Mit dem Leitspruch „Ohne Angel und Pose gibt es nur Fisch aus der Dose“ spiegelt der Leipzig Anglerverband den Zeitgeist wider. „Der Angelsport ist nicht nur eine erholsame Freizeitbeschäftigung, sondern mittels seiner Ausübung kann man zudem mit etwas Glück und Geschick auch sein Mittag- oder Abendessen selbst fangen. In der heutigen Zeit, in der zunehmend auf gesunde Ernährung geachtet wird, ist ein selbst gefangener Fisch das beste Bioprodukt, das man bekommen kann“, rührt Friedrich Richter die Werbetrommel für den Angelsport.
Um diesen betreiben zu können, sind gesunde Fischbestände eine Grundvoraussetzung. „Den Fischbesatz für interessante Angelgewässer mit dem Schwerpunkt auf Karpfen, Zander, Hecht, Weißfische und Schleie erwirbt unser Verband von den ortsansässigen Fischern“, erläutert Richter. Auch bei der fischereilichen Entwicklung der neu entstandenen Tagebauseen arbeiteten Angler und Berufsfischer eng zusammen, wozu eigens eine Interessengemeinschaft mit Blick auf die fischereiliche Bewirtschaftung der Tagebauseen gegründet worden sei.
Roger Dietze