Von Regina Katzer
Seit drei Jahren schnürt Tamás Mulicz die Laufschuhe, um sich gesund und fit zu halten: Am 13. Oktober feierte er mit der Familie seine Halbmarathon-Premiere vor der Kulisse des Völkerschlachtdenkmals. Mit der Musik der Band Feine Sahne Fischfilet und dem Rapper Felix Kummer war der 28-Jährige, der seit sieben Jahren in Leipzig lebt, erstmals eine Distanz von 21 Kilometern gelaufen. Nach einer Zeit von 1:58 Stunden fiel er Söhnchen Emilio sowie seinen Eltern Uta und Kalman in die Arme. Beim Start hatte der Achtjährige ein Plakat mit der Aufschrift „Nr. 791, Papa, ich weiß du schaffst es“ getragen, um seinem Vater beizustehen.
„Ich wollte bereits im letzten Jahr dabei sein, habe mich aber nicht getraut“, erzählte der 1,95 Meter große Mann, der eine 49er-Schuhgröße trägt. In der Jugend habe er in Kitzscher Fußball und Basketball gespielt, seit drei Jahren pumpt er beim Kraft- und Ausdauertraining. Und dann kam ihm das Laufen in den Sinn. „Die letzten drei Kilometer waren echt hart, ich wollte in dem Moment nie wieder einen Halbmarathon laufen. Die größte Motivation, es bis zum Ende durchzuhalten, stand aber am Ziel“, plauderte Tamás einen Tag danach. Emilio wollte seinen Papa gar nicht mehr loslassen, die Mutter hatte Tränen in den Augen und der Vater war einfach stolz auf seinen Filius. Alles sei Kopfsache gewesen, so der Hobbyläufer, der spätestens im nächsten Jahr wieder angreifen und auf die schöne, ländliche Halbmarathon-Strecke gehen wird.
Im Kino läuft seit Kurzem der Streifen „Ich war noch niemals in New York“ auf der Leinwand. Einer, der schon zwölf Mal den großen Teich überwunden hat, ist der Leipziger Uwe Förster. Am 30. Oktober fliegt der 61-Jährige gemeinsam mit 30 Marathonis aus Leipzig, Halle und Erfurt in die Metropole an der US-amerikanischen Ostküste, um die Sportkameraden am 3. November auf die Strecke des berühmten New-York-Marathons zu bringen. Mit leuchtenden Augen erinnert sich der Chef des Leipziger Laufladens, den er gemeinsam mit dem Leipzig-Marathon-Sieger von 2008 Jörg Matthé führt, an sein erstes Mal in der Weltmetropole: „Es war im Jahr 2001, wenige Wochen nach dem Anschlag vom 9. September. Zuvor bin ich noch beim Berlin-Marathon an den Start gegangen – in einer sensationellen Zeit von 3:23 Stunden. Danach ging gar nichts mehr, stocksteif lief ich fünf Wochen durch die Gegend. Die Tickets für New York waren gekauft und ich stieg mit gemischten Gefühlen in den Flieger“, berichtete Uwe.
Seinen ersten 42,195 Kilometer langen Lauf in der Wolkenkratzer-Stadt wird er wohl nie vergessen: Die Feuerwehrleute von 9/11 standen am Straßenrand und klatschen die Teilnehmer ab. Der Leipziger war so überwältigt, dass er seinen Körper nicht mehr spürte und sich wie von einer Welle tragen ließ. Nach 3:27 Stunden erreichte er den beflaggten Zielbogen – im vergangenen Jahr bereits das achte Mal. Vor elf Jahren, zu seinem 50. Geburtstag, trommelte er als Reiseleiter 80 Läufer für den New-York-Marathon zusammen – unter ihnen die Moderatoren Katrin Huß und Roman Knoblauch, Künstler Michael Fischer-Art und Journalist Frank Schober. Nach einer Verabschiedung durch den OBM Burkhard Jung am Neuen Rathaus flog die Mannschaft als UNICEF-Botschafter in die USA. „Großes Kino“, schmunzelte Uwe Förster. Und schon heute freut er sich auf die neuen Geschichten, die es nach dem 3. November zu erzählen gibt.