BELGERSHAIN/GROSSZSCHEPA/KÜHREN. Aufstiege aus der untersten Liga des Fußballverbandes Muldental/Leipziger Land, der Kreisliga B, besitzen mittlerweile Seltenheitswert. Weststaffel-Vertreter SV Belgershain geht das Wagnis ein, während Kühren und Großzschepa in der Nordstaffel dieser die Treue halten.
Noch immer hallt das Knallen von Sektkorken beim SV Belgershain nach. Quasi aus dem Nichts heraus haben die Kicker von Coach Jan Pischer nach einer ausgesetzten Spielzeit die Kreisliga B-Weststaffel gerockt und sich einigermaßen überraschend mit der Meisterschaft belohnt. „In Anbetracht dessen, dass nach dem auf die erspielte Kreisliga A-Meisterschaft in der Spielzeit 2016/17 folgenden Chaos kaum noch Spieler zur Verfügung standen, gleicht der Durchmarsch einem kleinen Wunder“, so Pischer, der sich noch sehr gut an eine letzte via Smartphone vor Saisonbeginn an ehemalige und potenzielle Belgershainer Kicker verteilte Nachricht erinnert.
„Aus allen Himmelrichtungen kamen daraufhin die Spieler mit dem festen Vorsatz zusammen, dem Belgershainer Fußball wieder neues Leben einzuhauchen“, so der aus dem Belgershainer Nachwuchs stammende 43-Jährige, der zu Saisonbeginn die Verantwortung auf der Trainerbank übernahm. „In der Hinrunde mussten wir uns naturgemäß erst einmal finden, in der Rückrunde haben wir uns dann aber deutlich stabilisiert.“ Mit dem Ergebnis, dass die Kicker aus dem Westen des Muldentals die Weststaffel-Kreisliga B-Meisterschaft mit acht Punkten Vorsprung auf die SG Olympia Frankenhain für sich entscheiden konnten.
Für die neue Saison plant der frischgebackene Kreisligist A, der in der Spielzeit 2017/18 sein Spielrecht für die höchste Spielklasse im Fußballverband, die Kreis-oberliga, aufgrund akuter personeller Engpässe nicht wahrnehmen konnte, mit einigen Neuzugängen. „Wir haben bereits Anfragen erhalten, ganz offensichtlich hat sich herumgesprochen, dass in Belgershain wieder etwas in punkto Fußball am Wachsen ist“, so Pischer.
Die Achillesferse des Vereins bilde jedoch nach wie vor der Nachwuchs, da in den zurückliegenden Jahren in diesem Bereich keine Mannschaft auf dem Großfeld im Punktspielbetrieb gestanden hätte. „Aktuell weist die Herren-Mannschaft eine gute Mischung aus Spielern unter 20 Jahren und solchen auf, die bereits die 30 überschritten und entsprechende Erfahrungen gesammelt haben, perspektivisch müssen wir aber zwingend an der Nachwuchsthematik arbeiten“, so der Belgershainer Coach, der hofft, dass sein Verein in eine Kreisliga A-Staffel mit Gegnern aus dem Landkreis Leipzig rutschen wird.
Dass aber eben dies im Falle eines wahrgenommenen Aufstieges nicht der Fall sein könnte und vielmehr lange Fahrten in die ebenfalls zum Fußballverband Muldental/Leipziger Land gehörende Döbelner Region erforderlich werden könnten, ist beim Meister der Kreisliga B-Nordstaffel, dem TSV Kühren, unter anderem ein Grund dafür, trotz souverän erspielter Meisterschaft den Gang in die Kreisliga A nicht anzutreten. Weitere Gründe sind laut Fußball-Abteilungsleiter und Vorstandsmitglied Matthias Arnold der fehlende Nachwuchs sowie zu erwartende personelle Engpässe.
„Es gab zwar auch nicht wenige Spieler, die sich für den Aufstieg ausgesprochen haben, da sich aber die Mehrheit der Leistungsträger dagegen entschieden hat, fiel die Entscheidung am Ende so aus, wie sie ausgefallen ist“, so Arnold, der punktuelle Verstärkungen für die neue Kreisliga B-Saison ankündigt. Diese seien allein schon deshalb notwendig, weil der Verein in der nächsten Saison nicht mehr mit der zweiten Mannschaft des TSV Burkartshain eine Spielgemeinschaft bilden werde, auch wenn der personelle Beitrag des Vereins aus dem Nachbarort in der zu Ende gegangenen Spielzeit überschaubar gewesen sei.
Überschaubar war beim SV Blau-Gelb Großzschepa laut dessen Fußball-Abteilungsleiter Thomas Fleischhammer die Zahl derjenigen Spieler, die sich für einen Kreisliga A-Aufstieg ausgesprochen hätten, der nach dem Verzicht des TSV Kühren möglich gewesen wäre. „Die Mannschaft bleibt aber trotz der unterschiedlichen Auffassung pro und kontra Aufstieg im Wesentlichen zusammen“, so Fleischhammer, der nicht verhehlt, dass er die unterschiedlichen sportlichen Ziele innerhalb der Mannschaft bedauert.
„Früher haben wir in Zschepe sicherlich fußballerisch größere Brötchen gebacken, andererseits können wir in Anbetracht vieler Mannschaftsauflösungen um uns herum auch froh darüber sein, dass bei uns überhaupt noch Fußball gespielt wird.“ Und dies zudem in der neuen Saison gleich im Doppelpack. Denn aus den Reihen des Kreisligisten B haben sich ehemalige Kicker zusammengefunden, um eine Altherren-Mannschaft zu bilden.
Roger Dietze